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WET (Action-Adventure) – WET

Spätestens seit Grindhouse, der Kollaboration der Kult-Regisseure Robert Rodriguez und Quentin Tarantino, steht nicht nur bei Filmemachern die Hommage an B-Filme sowie die Exploitation-Kinophase der 70er Jahre hoch im Kurs. So hat sich vor gar nicht all zu langer Zeit das mittlerweile indizierte House of the Dead Overkill erfolgreich daran gemacht, Humor, Figuren und Storylines dieser Phase wieder aufleben zu lassen. Und das nun von Bethesda veröffentlichte WET schlägt ebenfalls in diese Kerbe: Sex & Guns & Rock’N’Roll oder nur ein lahmer Action-Aufguss?

© A2M / Namco Bandai Partners

Wie mixt man einen Action-Cocktail?

Zutat1: 6 cl Stranglehold

Schaut man der Hauptdarstellerin Rubi Malone, einer zwischen alle Fronten geratenen Auftragskillerin, bei ihrer Arbeit zu, fühlt man sich trotz des groben Grafikfilters, der an Filme der Siebziger Jahre erinnert, an eine weibliche Version von Inspector Tequila aus John Woos Stranglehold erinnert. Mit ihrer doppelten Bewaffnung, die im Laufe des Spieles nicht nur aus Pistolen mit unendlich viel Munition und bar jeder Nachladepflicht besteht, sondern auch aus abgesägten Schrotflinten,

Rubi Malone: Eine starke Frau, die sich als Mischung aus Django, Dirty Harry und Inspector Tequila deutlich und angenehm vom Babe-Image einer Lara Croft unterscheidet

Uzis und Sprengbolzen (jeweils mit begrenzter Munition) sowie ein Katana mit rudimentären Kombo-Möglichkeiten, passt die junge Dame nicht nur in das Spiel des chinesischen Kultregisseurs, sondern hätte auch problemlos in jedem seiner Filme Platz gefunden.
Doch es ist nicht nur die gewaltige Feuerkraft, die hinsichtlich Durchschlagskraft oder Munitionskapazität aufgerüstet werden kann, die an Stranglehold (4P-Wertung: 80%) erinnert: Vor allem die seit Max Payne so populären, aber mit dem virtuellen Inspector Tequila auf ein neues Niveau gebrachten explosiven Zeitlupen (seinerzeit als „Bullettime“ populär geworden) samt spektakulärer Sprünge und sonstiger Stunts, bei denen die Bleispritzen wie wild zucken, erinnern an das letztjährige Action-Spektakel aus dem Hause Midway.

Egal, ob Rubi kopfüber eine Leiter runterrutscht, über den Boden gleitet, springt, sich wie weiland Lara Croft von horziontaler Stange zu Stange schwingt oder im Stile eines persischen Prinzen an Wänden entlang läuft: Sobald sie dabei ihre Knarren zieht und zu ballern beginnt, wird automatisch eine Zeitlupe angeschmissen.
Das ist cool, das sieht gut aus, führt aber ähnlich wie beim mittlerweile indizierten Total Overdose zu einer gewissen Übersättigung: Irgendwann hat man alles gesehen und ab diesem Moment (etwa zur Hälfte des Spieles) wiederholt WET nur noch diese Elemente.
Und obendrauf ist diese Zeitlupe auch enorm mächtig. Da man Sprünge und Bodengleiten schnell miteinander kombinieren kann, werden selbst Gefechte gegen die stärkeren der ohnehin eher spärlich variierenden und kaum intelligent angreifenden Gegner eher zu einem Geduldsspiel denn zu einer Herausforderung der eigenen Fähigkeiten.
Bei Midways Gegenstück musste man sich seine Zeitlupen und sonstigen Spezialfähigkeiten taktisch sinnvoll einteilen – und genau das hätte WET auch gut zu Gesicht gestanden.

Hinsichtlich der Interaktion mit der Umgebung hängt man zudem weit hinter Stranglehold zurück. Konnte man mit Inspector Tequila große Teile der Kulisse in Kleinteile verwandeln, zerspringt bei Rubi nicht einmal ein laufender Fernseher, wenn man auf ihn schießt. Angestrebtes B-Film-Flair hin oder her: Selbst in Steven Seagal-Filmen, die direkt für DVD-Vermarktung produziert werden, ist mehr Wumms im Hintergrund zu sehen als hier.

Zutat 2: 3 cl The Club

Ja: Der Arena-Shooter von Sega ist mittlerweile ebenfalls auf dem Index gelandet, das hat jedoch das Team von Artificial Mind & Movement nicht daran gehindert, sich eine gewisse Inspiration in Form eines Arcade-Kombo-Systems samt Arenakämpfen zu holen:

Bei den Highway-Verfolgungsjagden weht ein Hauch Pursuit Force durch das spielerische „B-Movie“

Neben dem Durchstreifen linearer Abschnitte wartet immer wieder ein Raum auf einen, der nur dann das Weitergehen erlaubt, wenn man alle Zugänge der Feinde schließt und auch den letzten von ihnen beseitigt. Ziel ist es nun, nicht nur so schnell wie möglich, sondern auch so stilvoll wie möglich, also mit möglichst effektivem Einsatz aller akrobatischen Möglichkeiten, die Anforderung zu erledigen.
Das Ergebnis: Der Punktemultiplikator wird heftig in die Höhe getrieben (verringert sich aber wieder, wenn zu viel Zeit zwischen den Kills vergeht) und schüttet Stilpunkte aus. Diese wiederum kann man einsetzen, um Rubi und ihre Waffen mit besseren Fähigkeiten zu versehen.
Dieses Element funktioniert ebenfalls am Anfang gut und bietet sogar ab und an eine Herausforderung im Sinne von „Welcher Weg ist der effektivste, um sowohl Punkte als auch Multiplikator nach oben zu treiben?“
Doch leider finden auch in diesem Bereich keine Variationen mehr statt, so dass diese Herausforderungen schließlich zu einer Pflichtaufgabe verkommen. Auch hier verschenkt WET die Chance, sich nicht nur stilistisch, sondern vor allem inhaltlich vom durchschnittlichen Action-Einerlei abzuheben.




        

  1. ...etwas magere Bewertung. Aber WET ist ja auch kein Most-Wanted Title an dem so viel Kohle hängt. Eher B-Klasse... ;)
    Für meine Begriffe ein sehr geiles Game, aber Geschmackssache ist nunmal Geschmackssache...

  2. Habt ihr vlt. Lust die mir die besten Sprüche aus dem Game zu nennen?
    Hab es leider noch nicht, aber wenn ich Sprüche wie "Ich hoffe ihr bumst nicht wie ihr schießt" lese, weckt das mein Interesse. :^^:
    Gibt es noch mehr solcher cooler Sprüche von der sexy Ruby?

  3. Ich kann nicht nachvollziehen warum man bei diesem Spiel von einer akuraten Steuerung spricht. Ich finde die Steuerung einfach nur schwammig und nervig. Ich hatte kaum das Gefühl Rubi auch zu kontrollieren. 8O

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