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Watch Dogs 2 (Action) – Hippies, Hacker & Hipster in San Francisco

Vor etwa zweieinhalb Jahren hat Ubisoft versucht, mit Watch Dogs eine neue Marke zu etablieren, die auf Hacker-Spannung und eine offene Welt setzt. Doch das ambitionierte Projekt blieb bei uns im Test hinter den Erwartungen zurück. In der Fortsetzung kommen ein neuer Schauplatz, eine frische Hacker-Crew und viele Ergänzungen zum Einsatz. Ob das hilft, um Watch Dogs 2 in höhere Wertungsregionen zu bringen, verraten wir im Test.

© Ubisoft Montréal / Ubisoft

Inoffizielles GTA-Add-On?

Nachdem der Vorgänger sich bereits in einigen Punkten an den letzten Teilen von Rockstars GTA-Serie orientierte, aber in keinem Bereich eine wirkliche Annäherung geschafft hat, fühlt sich dieses San Francisco noch stärker so an, als ob es ein inoffizielles Add-On für Grand Theft Auto 5 sein könnte. Und das meine ich in diesem Falle durchweg positiv. Die Farbgebung ist ähnlich, die Spielwelt mit ihren unterschiedlichen Stadtgebieten und den verschiedenen Bevölkerungsschichten abwechslungsreich. Selbst das Fahrverhalten der zahlreichen nicht lizenzierten, aber echten Autos nachgebildeten Boliden schlägt in die gleiche Kerbe wie das Abenteuer von Michael, Franklin und Trevor in Los Santos: Arcadig, aber letztlich abhängig vom Vehikel gut zu kontrollieren.  Doch so ansehnlich die Kulisse mit ihrem dynamischen Wetter, dem Tag-Nachtwechsel und den schicken Lichteffekten auch ist, läuft sie auf Konsolen leider nicht immer rund. Immer wieder kommt es zu Tearing und zu allem Überfluss finden sich auch gelegentlich Situationen, in denen die Bildrate deutlich sichtbar absinkt – auf der Xbox One tritt dieses Phänomen geringfügig häufiger in Erscheinung. Nichts davon ist wirklich kritisch oder Spiel beeinflussend, stört aber in den jeweiligen Momenten dennoch.

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Die Golden Gate Bridge darf im San Francisco von Watch Dogs 2 natürlich nicht fehlen. © 4P/Screenshot

Und in einem Punkt schafft es Ubisoft Montreal tatsächlich, am Open-World-Primus vorbeizuziehen: dem Figurenverhalten. Zwar könnte die Metropole San Francisco sowohl auf den Straßen als auch den Bügersteigen belebter sein – man findet keine Staus oder selbst an Tourismus-Punkten größere Menschenmassen. Doch wenn man sich hier entweder zu Fuß durchschlägt, das Cablecar-System nutzt oder auch auf vier Rädern unterwegs ist und aussteigt, um die Bevölkerung zu beobachten, entsteht ein sehr authentisches Bild. Sicher: nach zig Stunden stellt man sich wiederholende Verhaltensmuster fest. Doch bis zu diesem Punkt wurde ich immer wieder von Skripten, Events und Aktionen bzw. Reaktionen überrascht. Ein Flashmob, der sich zu einer Tanzgruppe formiert. Schwule Pärchen (San Francisco!), die sich in den Armen halten und küssen, bevor sich einer umdreht und fragt, was es zu glotzen gibt. Passanten, die einen bei Selfies „photobomben“. Touristen, die einen beschimpfen. Kleingangster, die ein Auto klauen wollen – dumm, dass es eines war, das ich mir ausgesucht hatte und ich daher meinen Tazer zum Einsatz bringen musste. Je nach Auswahl der zahlreichen Emotionen wie Jubel, Begrüßen, Flirten, Beschimpfen usw. kommt es zu spannenden Begegnungen. Ganz besonderes Lob möchte ich den Designern für die Darstellung der LGBT-Community San Fransiscos geben. Vollkommen ohne Vorurteile, ohne mahnenden Zeigefinger und bar jeglicher Hemmungen wird auch dieser wichtige Bestandteil der Bevölkerung Friscos zu einem selbstverständlichen Teil der Spielwelt.

Hacken, Schleichen, Ballern

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Der Nahkampf ist simpel und zu mächtig – vor allem im Zusammenspiel mit den Ablenkungen per Mobilhack. © 4P/Screenshot

Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass diese Spielwelt nur den lebendigen Hintergrund für die Action innerhalb der insgesamt über 35 Haupt- und Nebenmissionen abgibt. Und wer will, kann diese Welt sogar weitgehend ausblenden und sich nur auf die Kerngeschichte konzentrieren. Soll heißen, dass man sich z.B. bis auf Ausnahmefälle nicht einmal großartig durch den Verkehr wühlen oder seine Einflussmöglichkeiten bei Ampelschaltung, kurzzeitiger Fernsteuerung anderer Fahrzeuge (wenngleich sehr häufig sehr witzig, wenn man einen leicht morbiden Sinn für Humor hat) oder explodierenden Gulli-Deckeln nutzen muss, um zum nächsten Missionsmarker zu kommen. Der Clou: Man kann sich zu Geschäften etc. per Kurzreise „teleportieren“. Und von dort ist es im Normalfall nur ein kurzer Fußmarsch oder eine nicht einmal 30 Sekunden dauernde Fahrt, bis die nächste Etappe der Mission beginnt. Beim Design der Aufgaben, die sich natürlich hauptsächlich um Infiltration, Hacken sowie der Beschaffung sensibler Daten drehen, lässt sich Ubi auf Dauer zwar zu wenig einfallen, sondern variiert meist nur Schauplatz sowie Anzahl und Aufmerksamkeit der Gegner. Doch durch die drei prinzipiellen Methoden, wie man diese Missionen in Angriff nehmen kann, und die man je nach Situation auch mischen oder anpassen sollte, kommt dennoch immer wieder punktuell Spannung auf. Und es gibt auch die gelegentlich eingestreute Etappe, in der man etwas Neues einbaut, was aber meist nicht wieder aufgegriffen wird. Das reicht zwar nicht, um das generelle Missionsdesign massiv aufzuwerten, das nur durch neu erlernte Hacker-Möglichkeiten variiert wird, birgt aber ein gewisses Überraschungsmoment. Und welche Auswirkung das auf die Motivation und die Laune haben kann, zeigten vor allem die letzten Schritte auf dem Weg zum Finale, bei dem Ubisoft auch kreativ wird und mir in mehr als einem Moment ein seliges Lächeln aufs Gesicht zauberte, auf die ich aber aus Spoiler-Gründen nicht weiter eingehen möchte. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle allerdings die neuen Hacker-Puzzles, die auf dem Schalter-System des Vorgängers fußen, dieses aber in die dritte Dimension hebeln und man mitunter Pfaden an Häuserfassaden folgen muss.

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Man kann auch mit dem Jumper versuchen, Gebiete zu infiltrieren, ist dann aber anfälliger dafür, entdeckt zu werden. © 4P/Screenshot

In den Standardmissionen kann man z.B. versuchen, mit Hilfe der simplen Schleichmechanik ungesehen an sein Ziel zu kommen: Sobald Marcus in einen gesperrten Bereich eindringt, geht er automatisch in den „Stealth-Modus“, bewegt sich nur kauernd und lässt sich per Knopfdruck hinter einer Deckung nieder. Auch der Wechsel von Deckung zu Deckung oder um Ecken herum ist mit dem gleichen Knopf zu erreichen. Eine Möglichkeit, Gegner anzulocken gibt es hier übrigens ebenso wenig wie die Option, betäubte oder getötete Feinde zu verstecken, was angesichts der Splinter-Cell-Nähe des Studios leicht enttäuscht. Da die KI mit Ausnahme der aufmerksamen Entdeckung aber auch nicht immer zufriedenstellend arbeitet, ist mir dieser Weg immer noch lieber als in Mafia 3, wo man hinter einem Vorsprung alle Feinde in der Umgebung zu sich locken und ausschalten konnte. Dafür jedoch kann man mit seinem Mobiltelefon als Allzweck-Hackwaffe nicht nur die Feinde ablenken, indem man sie anruft oder sie mit einem Pfeifton kurzzeitig außer Gefecht setzt. Man kann auch bestimmte Objekte in der Umgebung nutzen, um sie dorthin zu locken und ggf. durch eine Explosion aus dem Verkehr zu ziehen. Und wenn alle Stricke reißen, kann man sich auch auf seine Waffe verlassen (eine Kordel mit einer Billardkugel), mit der man auch den stärksten Gegner im Handumdrehen ausknockt. Im Duell eins-gegen-eins ist diese Methode zu mächtig, da man den Gegner erst durch ein Telefonat ablenken und dann umgehend ausschalten kann. Sieht man sich mehreren Feinden gegenüber, sollte man jedoch die Flucht ergreifen und sich einen sicheren Platz suchen, wo man entweder die Gesundheit wieder regenerieren kann oder sich per Hack in die Kamerasysteme einschleust und von dort ferngesteuert versucht, die Feinde zu überlisten.


  1. Mich interessiert ausschließlich der Coop-Part von dem Spiel. Lohnt sich der Kauf dafür? Einzelspieler würde ich keine Sekunde spielen.
    Ist das ordentlich Inhalt? Kann man die Kampagne coop(mindestens 3 Spieler, gerne auch 4) durchspielen?
    Oder ist das eher ein 10%-Inhalt, der den Alleinkauf dafür nicht rechtfertigt.
    Was ist mit den ganzen DLC´s: https://store.steampowered.com/dlc/447040/Watch_Dogs_2/
    Gibt es die im Epic-Store gar nicht zu kaufen?
    https://www.epicgames.com/store/de/prod ... ogs-2/home

  2. So, nachdem ich den von mir als überraschend stark empfundenen ersten Teil die Tage beendet habe, hab ich gleich mal in freudiger Erwartung den 2ten eingeworfen und bin jetzt doch ein wenig ernüchtert.
    Positiv hervorheben möchte ich ausdrücklich die wirklich hübsche Kulisse, die mit ihrem knallbunten, neonfarbenen und sonnenbeschienenen Flair gar Erinnerungen an Vice-City bei mir wachruft.
    Aber wo der erste Teil in Sachen Atmosphäre, Story und Charaktere für mich echt eine runde Sache war, passt hier leider so einiges gar nicht. Was die Motivation dieser komischen Hackerbande aus Klischee-Millenial-Hipster-Geeks ist, wird mir auch nach ca. 5 Std. immer noch nicht so richtig klar. Wo Aidan Pearce halt der finstere Rächer war, dessen Wunsch nach Vergeltung sozusagen der Treibstoff durch einen erfreulich gelungenen Hightech-Actionthriller mit finsteren Gangstern, Mafiabossen, und verständlichen Kollateralschäden seitens des Protagonisten war, klafft beim zweiten Teil leider ein gewisser Widerspruch zwischen den Charakteren, wie sie in Zwischensequenzen als harmlose jugendliche Nerds mit Faible für elektronisches Spielzeug und alberne Verkleidungen rüberkommen und dann in den Missionen ungerührt Polizisten und Sicherheitsleute umgepustet werden, während man sich hinterher im "Dedsec-Headquarters" wieder über "Metahumor" in schlechten Actionfilmen und ähnlichen aufgesetzten Hipsterquark beömmelt - wirkt leider sehr unglaubwürdig. So ein bisschen der in die Hose gegangene Versuch, an GTA5 anzudocken, von wegen "cooler Humor+brutale Action".
    Ich ertappe mich dabei, wie ich immer auf den storymässigen Turn warte, der dem ganzen endlich diesen dramatischen Drive gibt, der im ersten Teil der Grund dafür war, dass ich den ruckzuck durchgezockt habe, weil ich echt wissen wollte, wie´s weitergeht.
    Und so hübsch San Fransisco auch ausschauen mag, zum Thema Totalüberwachung, Hacker und Verschwörungsparanoia passte das verregnete und graue Chicago viel besser, irgendwie wirkt das...

  3. Hiri hat geschrieben: 23.04.2017 11:56
    Hans Gruber hat geschrieben: 22.12.2016 12:59
    CryTharsis hat geschrieben:Für mich ist Watch Dogs 2 klar besser als GTA 5, in nahezu allen Belangen.
    Grafik,Fahrphysik?
    Grafik ist schon besser in WD2 bzw moderner an vielen stellen als GTA V. Gerade das Global Illumination macht schon viel her in WD2. Texturen sind auch sehr gut zumindest am PC.
    Die Fahrphysik ist zwar besser als in Teil 1 aber verglichen mit GTA V richtig schlecht. Die ganze Physik an sich.
    GTA V wirkt insgesamt einfach hochwertiger als WD2 besonders viele kleine Details.
    Fand das Spiel anfangs richtig schlecht. War bei meiner GTX 1080 damals dabei. Hab es nur 5 Stunden gespielt und seit dem nicht mehr gespielt. Letzte Woche nochmal eine Chance gegeben. Jetzt hat es mich gepackt und es gefällt mir eigentlich ganz gut.
    Besonders gut finde ich die Spielwelt. Wirkt lebendiger und vielschichtiger als GTA V.
    Mich hat das auch Überrascht. Zwar mag ich das Düstere WD1 Flare lieber. Aber der Teil hier hat besseres Art Design und Story und Chars und auch solides Gameplaye.
    Nachtrag: Ganz nebenbei, ich bin jetzt durch und frage mich ob einer von euch den STORY-DLC gespielt hat und empfehlen kann. Es liest sich leider als sei da auch Skins und Multiplayer-Inhalte bei, aber mich interessiert halt ob die Russen-Missionen 20 bis 25 Euro Wert sind.

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