Der langsame Fortschritt
Denn das größte Problem an Darktide ist für mein belohnungssüchtiges Gehirn die fehlende Motivation, immer wieder in die doch arg gleichförmigen, rund dreißigminütigen Einsätze zu starten. Denn so toll die Atmosphäre auch sein mag: Viel mehr als Rumlaufen, hunderte, einigermaßen stumpfsinnige Gegner wegballern, eine Steuer-Konsole anklicken oder einen schweren Gegenstand zu tragen ist selten drin. Zwar sind die Kampfumgebungen einigermaßen variantenreich, viele der Schauplätze in sich aber auch dermaßen generisch, dass sie auch prozedural generiert sein könnten. Was ist also der Anreiz, immer wieder in die gleichen Gefechte zu gehen?
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Dröger wirds nicht. Der Auswertungsscreen der Missionen ist wenig aussagekräftig. © 4P/Screenshot
Denn auch der Rest der Belohnung ist spärlich: Es gibt drei Währungen, von denen man ein paar Kröten gutgeschrieben bekommt, wenn man eine Mission abschließt. Auch hier bekommt man meistens zu wenig und völlig ohne Einfluss der eigenen Leistung in den Missionen. Pro Levelaufstieg werden außerdem neue Waffenklassen freigeschaltet, die allerdings zumeist nur Variationen bereits bekannter Knarren sind und die sich nur gegen richtig viel bares visuell modifizieren lassen. Das ist angesichts des stumpfen Grind-Karussells in den Missionen keine besonders knackige Karotte, die mir vor dem Gesicht baumelt. Ach, und bevor ihr fragt: Eine erkennbare Story gibt es übrigens nicht.
Ein Waffenladen zum Vergessen
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Es gibt vier Charakterklassen. Diese müssen mühsam einzeln gelevelt werden. © 4P/Screenshot
Ähnliches gilt für den Premium-Shop für kosmetische Items, der mir nach dem Tutorial als allererstes ins Auge fällt. Ja, es sind nur Skins und Co., aber gerade bei Warhammer 40k sind kosmetische Items eben auch unheimlich relevant. Zudem kann ich hier sehen, wie cool ich gegen Echtgeld aussehen könnte, während ich stundenlang in Sträflingsklamotten durch die Makropole latschen muss, weil die (rein kosmetischen) Rüstungen ausschließlich über Herausforderungen freigeschaltet werden, die wie alles in Darktide massiven Grind benötigen. Zur Erinnerung: Darktide ist mit 39,99 Euro immerhin ein Midprice-Spiel. Notwendige Zusatz-Monetarisierung hin oder her – das macht sogar Call of Duty Modern Warfare 2 mit seinen zahllosen Lackierungen besser!
Motivation? Fehlananzeige!
Allerdings ist hier für mich noch nicht Schluss mit dem Motivationsloch, denn auch im Spiel selbst animiert mich Darktide kaum dazu, immer wieder die großen Feindeshorden anzugehen. Es gibt nämlich gar kein Feedback dazu, wie ich mich in einer Mission geschlagen habe. Weder wird die Zahl der gekillten Feinde noch die Art der getöteten Elite- oder Bossgegner angezeigt, die in Form von Berserkern, MG-Schützen, Besessenen oder Dämonen immer wieder auftauchen und auch ordentlich zulangen.
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Die Besessenen teilen als Zwischenbosse ordentlich aus. © 4P/Screenshot
Und selbst wenn du den Grind ignorieren könntest (was ja nicht geht, da du stärker werden musst), hast du immer noch die Würfelei nach jeder Mission und außerdem andere Spieler, die den Grind nicht ignorieren (wollen), und dir daher ihren Spielstil aufzwingen müssen.
Ich hatte echt Hoffnung, aber schon zu Zeiten des Pre-Releases konnte ich schmecken dass das nix wird und habe es kurz nach Release refounded.
Es fehlt einfach zu viel und sollte ich doch irgendwann mal spielen wollen, gibts das Spiel mit Sicherheit schon in kürzester Zeit als Deal und mit wesentlich mehr Features (Coop Lobby, u.a.) zu haben.
Klar kann man das alles ausblenden, aber dann kann man auch in Diablo den Loot ignorieren.
L4D ist da einfach ein bisschen anderes. Da kann jeder, auch wenn er nur einmal im Jahr spielt, einen Schwierigkeitsgrad seiner Wahl und seiner Fähigkeiten aussuchen. Er hat nichts verpasst, wenn er nicht oft spielt. Ich denke, dass ist ein ziemlicher Vorteil.
Witzig ist immer ein Blick in die Steamcharts.
Back 4 Blood und Vermintide 2 dümpeln bei 3K Spielern herum, während Left 4 Dead 2 seit Jahren im Schnitt durchgehend bei 15-20K liegt. Mal sehen, wie lange es dauert, bis Darktide ebenfalls in diese Gefilde abrutscht, und sich von einem 13 Jahre alten Spiel abwatschen lässt.
Irgendwas fehlt wohl bei diesen neuen Spielen. Ich mag die Simplizität von Left 4 Dead, gerade diesen Loot-Grind von Vermintide brauche ich gar nicht.
Und ich glaube, das checken die Designer heute nicht. Der Loot-Grind "zwingt" mich zum Spielen, damit meine Ausrüstung (mit viel Glück!) besser wird.
Ein Spiel wie Left 4 Dead "zwingt" mich, weil es einfach nur Spaß macht. Ich geh' ins Spiel, zocke ein oder zwei Runden, und höre auf, wenn ich keine Lust mehr habe.
Je mehr Arbeit ein Spiel ist, desto weniger Spiel bleibt übrig.