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Wächter von Mittelerde (Arcade-Action) – Wächter von Mittelerde

Während MOBA-Spiele (Multiplayer Online Battle Arena) auf dem PC dank Dauerbrennern wie League of Legends noch immer sehr populär sind, führen sie auf den Konsolen trotz plattformübergreifender Gehversuche wie Monday Night Combat oder Awesomenauts nach wie vor nur ein Schattendasein. Mit Wächter von Mittelerde schickt Warner Bros Interactive jetzt den ersten konsolenexklusiven MOBA-Vertreter ins Rennen. Wie gut sich Gandalf, Legolas und Co schlagen, verrät der Test.

© Monolith Productions / Warner Bros. Interactive Entertainmnet

Gefährten außer Rand und Band

[GUI_PLAYER(ID=100937,width=450,text=Mehr als zwanzig Herr-der-Ringe-Charaktere warten auf ihren Einsatz.,align=left)]Auch wenn ein dynamisches Szenario als geschichtlicher Hintergrund für die MOBA-Schlachten in Mittelerde fehlt, Herr-der-Ringe-Fans dürfen in über zwanzig vertraute Charakterrollen schlüpfen und mit bis zu vier Gefährten ins Gefecht ziehen. Festgelegte Zugehörigkeiten gibt es dabei keine. Ein Gandalf kann problemlos an der Seite Saurons kämpfen oder sich auf dem Schlachtfeld selbst gegenüber stehen – für Tolkien-Jünger sicher gewöhnungsbedürftig. Nur innerhalb eines Teams sind Doppelbesetzungen verboten – wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Jedes Team besteht stets aus fünf Mitgliedern, die sich wahlweise auf einem großen oder kleinen Schlachtfeld gegenüberstehen und deren Ziel es ist, die gegnerische Basis zu zerstören. Der Weg dorthin führt über automatisch feuernde Abwehrtürme, regelmäßig Fußsoldaten ausschickende Kasernen und andere Hindernisse. Es gibt einnehmbare Schreine, die Regenerations- oder Abwehrboni gewähren, neutrale Kreaturen, die sich in Kämpfe verwickeln lassen, Dickicht, in dem man sich verstecken kann sowie Kristallscherben, die Verletzungen heilen.

Taktische Verlockungen

Koordination ist das A und O beim Angriff auf die feindliche Basis.
Koordination ist das A und O beim Angriff auf die feindliche Basis. © 4P/Screenshot

Da man allein nicht viel ausrichten kann, gilt es Vorstöße mit Gefährten und Soldatenwellen abzustimmen, Kräfte im richtigen Moment zu bündeln oder zu splitten sowie individuelle Fertigkeiten möglichst effektiv zu koordinieren. Zwar gehört jede Spielfigur einer von fünf Klassen an (Angreifer, Verteidiger, Taktiker, Zauberer oder Krieger), aber die persönlichen Charaktermerkmale und Spezialfertigkeiten können sich doch deutlich voneinander unterscheiden. Dadurch gibt es viel zu entdecken und experimentieren.

Im Kampf verdiente Erfahrungspunkte fließen dann in die Freischaltung und Verbesserung persönlicher Attribute und Fertigkeiten, ermöglichen darüber hinaus aber auch den Ausbau von Türmen und Kasernen. Zwar beginnt man jede neue Schlacht wieder bei Stufe eins, aber je nach Leistung erhält man auch dauerhafte Belohnungen wie Rangstufen und Gold, womit man wiederum weitere Charaktere und Ausrüstung freischalten kann. Das motiviert und erlaubt immer mehr Individualismus: Man bestückt seinen Gürtel mit Relikten und Juwelen, die unterschiedliche Boni gewähren, wägt zwischen einer Reihe an Spezialkommandos ab und packt gern genutzte Verbrauchsgegenstände ins Gepäck.

Eine Frage der Balance

Die spielbaren Charaktere im Überblick

Gut:


Nori (Taktiker)
Hildifons (Taktiker)
Ori (Zauberer)
Gandalf (Zauberer)
Galadriel (Verteidiger)
Éowyn (Verteidiger)
Legolas (Angreifer)
Haldir (Angreifer)
Thrain (Krieger)
Beregond (Krieger)
Arathorn (Krieger)

Böse:


Gothmog (Taktiker)
Runsig (Taktiker)
Felgram (Taktiker)
Lugbol (Zauberer)
Agandaur (Zauberer)
Wulfrum (Verteidiger)
Hexenkönig (Verteidiger)
Gollum (Angreifer)
Sauron (Krieger)
Uglûk (Krieger)
Mozgog (Krieger)

Durch generelle Verbesserungen wie höhere Trankkapazitäten erhält man allerdings auch klare Vorteile gegenüber Spielern niedrigerer Ränge, was nicht jedem gefallen dürfte. Vor allem, weil man beim Matchmaking keinerlei Mitspracherecht hat und weder nach Spielern gleichen Rangs, noch Ausrüstung suchen kann. Man kann nicht einmal nach Verbindungsqualität oder Sprachregion sortieren. Immerhin kann man sich aussuchen, ob man ohne KI-Beteiligung und Zeitlimit spielen möchte. Auch die Angabe durchschnittlicher Wartezeiten auf genügend Mitspieler ist eine feine Sache.

Viel mehr hätte ich mir allerdings ein größeres Angebot an Schlachtfeldern und Spielmodi gewünscht. Nur zwei Karten, von denen die eine so kompakt ist, dass es lediglich eine Wegverbindung zwischen den beiden Basen gibt, ist schon ziemlich dürftig. Unabhängig von der Kartengröße immer nur in zwei Fünferteams unterwegs zu sein, ist ebenfalls nicht berauschend. Warum hat man sich nicht an dynamisch generierte Schlachtfelder, Mehrparteienkriege, alternative Spielziele oder optionale Zufallsereignisse gewagt?

Zwar wurde mit der Ankündigung eines Überlebensmodus bereits etwas mehr Abwechslung in Aussicht gestellt, aber im Moment werden die taktischen Geplänkel hauptsächlich von der großen Charaktervielfalt getragen. Das mag vorerst reichen, lässt aber auch vieles frühzeitig zu Routineangelegenheiten verkommen. Schade auch, dass es für KI-Mitstreiter lediglich zwei Schwierigkeitsstufen gibt und man im Gegensatz zum Cartoon-Konkurrenten Awesomenauts keine Freunde via Splitscreen in die Truppe aufnehmen kann. Gerade im Hinblick auf Zeiten schwächer frequentierter Server eine nicht zu unterschätzende Funktion.