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Unreal Tournament 3 (Shooter) – Unreal Tournament 3

Multiplattform-Entwicklung ist heutzutage keine Ausnahme mehr wie noch vor ein paar Jahren, sondern vielmehr die Regel. Und zu dieser gehört normalerweise auch, dass die Spiele zur gleichen Zeit auf unterschiedlichen Plattformen erscheinen. Insofern ist das neue Unreal Tournament 3 ein erstaunlicher Bruch mit der gängigen Praxis, denn es erscheint auf der Xbox 360 glatte acht Monate nach der Erstveröffentlichung auf dem PC. Das Schöne daran: Dem Spielspaß hat diese Wartezeit nicht geschadet.

© Epic Games / Midway

The Return of »Greife deinen Primärknoten an!«

Welche Nachricht wollt ihr zuerst lesen, die gute oder die schlechte? Na schön, die gute zuerst: Unreal Tournament 3 entspricht auch auf der 360 fast in allen Belangen seinem PC-Pendant (dessen ausführlichen Test ihr an dieser Stelle findet) – und ist damit im Großen und Ganzen identisch zur PS3-Version (Test). »Fast« steht für weniger mögliche Spieler (16 statt 32) sowie weniger Standard-Karten (33 statt 42, wobei fünf davon brandneu und 360-exklusiv sind). Ansonsten ist alles drin und alles dran – alle Fahrzeuge, alle Waffen, alle Spielmodi. Neben den obligatorischen

Auch auf der 360 geht die Unreal Tournament-Post mächtig ab – zu Land und in der Luft!
Deathmatch- und Capture The Flag-Varianten tut sich vor allem der »Kriegsführung«-Modus hervor, der zwar im Grunde eine Mischung aus »Assault« und »Onslaught« früherer Teile ist, aber die Quintessenz beider perfektioniert: Zwei Teams treten gegeneinander an, um den Energiekern des Feindes zu zerstören. Das geht nicht einfach so, denn vorher muss der »Primärknoten« der anderen erobert werden, indem zuerst seine Verteidigungshülle zerbröselt und er dann mit der aus dem Vorgängern bekannten Linkgun auf die eigene Farbe »umpolarisiert« wurde – oder es wird eine Energiekugel eingeschmuggelt, die das Umfärben sofort erledigt. Allerdings hat deren Träger mit erheblichen Nachteilen zu kämpfen. So oder so, erst danach ist es möglich, dem Widersacher tatsächlich an den Kragen zu gehen – klar, dass heiße Gefechte um die Primärknoten entstehen, ebenfalls klar, dass hier gut koordinierte Teamarbeit im Vordergrund stehen muss.

Die schlechte Nachricht ist, dass das Spiel auch in den Nachteilen der PC-Fassung spurgenau folgt. In erster Linie betrifft das die bescheuerte Story in der Kampagne, die nur von der grausamen deutschen Sprachausgabe getoppt wird – ein kleiner Trost ist immerhin, dass die Sprüche im englischen Original auch nicht besser sind. Aber wenigstens cooler klingen, weswegen man dankbar dafür sein muss, dass man per einfacher Umschaltung der Systemsprache dem Spiel seine natürliche Zunge verleihen kann. Wie auch immer: Als langes Tutorial, das den Spieler auf den harten Online-Alltag vorbereitet, erledigt die Kampagne ihren Job sehr gut – und die Story kann man ja als F-Movie-Rahmen mitnehmen. Außerdem sind die Bots mehr als kompetent, und problemlos fähig, den durchschnittlichen Spieler ordentlich aus den futuristischen Latschen zu hauen. Darüber hinaus müssen Käufer der deutschen Fassung (übrigens freigegeben ab 16 Jahren!) natürlich auch mit den bekannten Schnitten leben: Kein Blut, kein Gore weit und breit.

Geschniegelt und gebügelt

Von der Unreal-Engine ist man ja auf der 360 nur Gutes gewohnt, und so enttäuscht auch UT3 nicht: Das Spiel sieht fast genauso gut aus wie auf dem PC! Der auffälligste Unterschied ist hier wie auf der PS3 das fiese Aufploppen der Texturen zu Rundenbeginn, das zwar den Spielfluss nicht stört, aber ziemlich hässlich aussieht. Davon abgesehen sind Levelarchitektur, Figurendesign
360-Fragger bekommen ein paar neue Karten und Figuren zum Spielen – müssen dafür aber auf die Tastatur-Steuerung und die Mod-Fähigkeiten der anderen Fassungen verzichten.
und Effekte nach wie vor eine Augenweide, das Ganze läuft über weite Teile mit konstanten 30fps – lediglich bei voller Bot-Zahl und aufwändigen Effekten geht das Ganze leicht in die Knie, wird aber nie unspielbar langsam. Im Mehrspielermodus (per Xbox Live, System Link oder -neu- Splitscreen) ist mir kein Slowdown aufgefallen. Auch die auf der PS3 noch gelegentlich deutlich spürbaren Lags gehören hier zwar nicht völlig, aber immerhin größtenteils der Vergangenheit an.

Ihr seht schon – auf der 360 nichts Neues, oder fast nichts: Es gibt ein paar neue Charaktermodelle, die erwähnten fünf frischen Karten und den Splitscreen-Modus; nicht gerade die Basis, um Shooter-Fans völlig geplättet aus den Latschen zu hauen, aber als gefälliger Bonus gern gesehen. Allerdings gibt es im PS3-Vergleich auch ein paar fehlende Faktoren: Namentlich die Steuerung per Tastatur und Maus sowie die Nutzung von Custom Mods und Maps.