Dass es im Hauptmenü ruckelt, ist wirklich nicht schlimm. Auch dass die lustigen Zitate in den Ladephasen schneller verschluckt werden als man schmunzeln kann, ist kein Thema. Selbst die wenigen Schreibfehler patcht man sicher noch weg. Denn kaum hat man ein freies Spiel gestartet, kann man ja erstmal karibisch durchatmen: Sonne, Wasser, Strand – das sieht auf den ersten Blick fast nach Urlaub aus! Hinzu kommt der böse Witz der Berater! Hurra, endlich wieder Tropico – und das vom Kolonialzeitalter bis in die Zukunft des 21. Jahrhunderts! Warum soll man hier ein knallhartes Regime führen? Warum soll man seine Bürger bloß ausbeuten und sein Schweizer Bankkonto füllen? Weil man es kann! Und weil es doch so schön in den Nachrichten vorgelebt wird…
Aber selbst wenn man sich vornimmt, der fieseste und mieseste Diktator aller virtuellen Zeiten zu werden, wird man auf den zweiten Blick von diesem fünften Teil immer wieder ausgebremst und eingelullt – hübsch ist er, mitunter lustig ist er, aber auch viel zu brav und inkonsequent. Das liegt auch daran, dass das Spiel gegenüber seinen Vorgängern in einigen Bereichen kastriert wurde. Schon in der schwachen, weil kaum variantenreichen Charaktererstellung vermisst
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man die Wahl der markanten politischen Fähigkeiten. Ob man einen „Mann des Volkes“ oder einen „Revolutionär“ geben will, steht hier also erst gar nicht zur Debatte, denn man gründet eine schnöde Dynastie – so darf später auch der Sohnemann oder die Tochter ran an die Konten oder als Manager eingesetzt werden.
Scheffeln in der Karibik
Diese Konten mit reichlich Dollar zu füllen ist auf dem normalen Schwierigkeitsgrad überraschend einfach, wenn man immer nur das erledigt, was einem an kleinen Aufträgen von all den Beratern so angeboten wird. Zwar hofft man noch auf die außenpolitische Qual der Wahl, aber ob man für den gierigen Royalisten oder die Revoluzzer-Lady oder später für Alliierte oder Achse etwas erledigt, ist nahezu egal.
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Obwohl man so eher im Opportunismus cruist als wirklich aufzumucken, macht der Aufbau von Bibliothek, Plantagen, Bergwerken & Co inkl. Bauprioritäten und Straßenführung zu Beginn noch Laune. Die Steuerung flutscht, lediglich das Finden des Zugangsweges vom Gebäude zur Straße kann etwas fummelig sein, aber alles geht auch ohne die Vorspulfunktion ratzfatz. Sprich: Es entsteht durchaus ein Spielfluss. Hat man den einmal durchschaut, wird Tropico 5 allerdings schnell langweilig, zumal man nahezu immer ähnlich forscht und entwickelt.
Das liegt an drei Faktoren: zu wenig Spieltiefe bzw. zu einfacher Technologiebaum, fehlende Konsequenzen und sterile Welt. Für Einsteiger mag es komfortabel sein, dass man trotz der zu Beginn üppig wirkenden Fülle an Rohstoffen und Produkten eigentlich nichts falsch machen kann. Es wird z.B. genau angezeigt, wo das Bergwerk stehen muss, man muss die Größe der Anbaufelder nicht anpassen und es gibt bis auf Holz zum Sägewerk kaum Gebäudewechselwirkungen – schon gar nicht über längere Zeit! Was man anpflanzt ist letztlich auch egal, denn es wird schon irgendwie verkauft. Die Handelsflotte ist letztlich viel zu mächtig, weil nahezu selbstständig tätig.