Veröffentlicht inTests

TrackMania 2 (Rennspiel) – TrackMania 2

Als Sony einen gigantischen Bastel- und Tauschmarkt namens LittleBigPlanet vorstellte, war das Prinzip Eigenbau eigentlich längst kalter Kaffee. Denn PC-Raser donnerten zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahren durch eigene und von Mitspielern gebaute Levels. Eine punktgenaue Steuerung und der einzigartige Editor machten es möglich. Nach einigen Erweiterungen legt TrackMania jetzt endlich nach und geht in die offizielle zweite Runde…

© Nadeo / Ubisoft

Fokus

Denn im spielerischen Vordergrund steht das Zeitfahren. Ob man im Alleingang die erfreulich zahlreichen Herausforderungen angeht oder im Onlinerennen startet, ob man einfach nur vom Start ins Ziel fahren oder eine bestimmte Anzahl Runden absolvieren muss: Weil es noch immer keine Kollisionsabfrage gibt, zählt nur das Meistern der Streckenführung. Kontrahenten darf man sogar einfach ausblenden. Schade, dass Nadeo so vehement auf dem Kollisionsfrei-Credo beharrt. Was hätten „echte“ Wettrennen als zusätzliche Variante denn geschadet?

Selbstverständlich ist der Wettlauf gegen die Zeit weiterhin unverschämt spannend! Das liegt nicht nur am Onlinekampf, in dem man mit jedem Rennen um einen Rang in der Gesamtwertung des aktuellen Servers fährt. Es liegt auch an den Solo-Herausforderungen, die mit ihrem Medaillensystem ein überzeugendes Wettkampfgefühl erzeugen. So muss man zunächst im Training die Zeit für eine Goldmedaille erreichen – dann erst darf man im offiziellen Wertungslauf antreten. Teil eins ist auf einigen der fortgeschrittenen Kurse schon schwierig genug! So richtig spannend wird es aber erst im offiziellen Rennen, denn ein solches darf man nur aller fünf Minuten angehen. Zwischendurch wird nur trainiert. Auf diesem Weg schafft es TrackMania 2, die knisternde Spannung der Qualifikationsrunden realer Rennwochenenden einzufangen. Denn auch wenn Vielspieler natürlich auf etliche Versuche kommen, ist da ein paar Sekunden lang immer die Notwendigkeit höchster Konzentration.

Zeitrennen statt Wettläufe: TrackMania setzt ausschließlich auf Altbewährtes. Neue Einfälle gibt es kaum.

Zeitrennen statt echter Wettläufe: TrackMania setzt ausschließlich auf Altbewährtes. Neue Einfälle gibt es kaum.

Dieses System gefällt mir sogar besser als das tolle United-Prinzip.

Weltweite Ranglisten halten Fortschritte und Misserfolge selbstverständlich gnadenlos fest – das kann besonders bitter sein, wenn man als Mitglied einer Gruppe fährt. Denn auch innerhalb der Gruppen geht es um Platzierungen und die besten Freunde sind bekanntlich die fiesesten Gewinner! Zusätzlich sortiert  TrackMania 2 seine Piloten entsprechend ihres Landes und ihrer Stadt. Aber ja: Auch das gab es schon.

Herz. Und Seele?

Selbst das Herzstück des Spiels, der fantastische Editor, lässt sich jetzt leichter bedienen – bietet im Kern aber nichts Neues. Da sind immer noch verschiedene Kurven, ein gigantischer Looping, Tunnel… alles Elemente, die schon aufgezählt wurden. Weil sich der Umfang eben in Grenzen hält und weil echte Änderungen fehlen. Man kann Straßen an Felswänden montieren – cool! Man darf sie aber nur innerhalb einer bestimmten Höhenlage bauen, was die kreativen Möglichkeiten einschränkt. Und wieso gibt es keine beweglichen Streckenteile? Weshalb darf man nicht durch flaches Wasser rasen? Warum hat sich TrackMania in acht Jahren kaum verändert? Trotz der vielen Bauteile erstellt man im Canyon letztendlich die gleichen Streckenführungen, die man schon in den anderen Umgebungen gebaut hat.

So gut man die eigenen Werke im Onlinespiel verwenden kann, indem man einfach einen Server mit den gewünschten Strecken öffnet, so unverständlich ist es zudem, dass es keinen Marktplatz für erstellte Inhalte gibt. TrackMania ist das LittleBigPlanet der Rennfahrer und hat in Ubisoft einen starken Partner – trotzdem verzichtet Nadeo auf einen solchen Service. Und so fantastisch der Parcourbaukasten, so sperrig ist der Fahrzeugeditor: Wo Photoshop-Laien in Forza fantastische Vehikel bekleben, müssen sie hier auf die Kreationen von Experten zurückgreifen. Überhaupt wird Komfort bei Nadeo scheinbar klein geschrieben, denn die Menüführung ist mit ihren kleinen Text-Stichpunkten wie schon im Vorgänger zumindest eine Idee zu unhandlich.

Ein unbedeutendes Detail – das die Ermüdung der Serie allerdings perfekt unterstreicht.