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Top Spin 3 (Sport) – Top Spin 3

Ihr liebt Top Spin 3? Und nachdem ihr euch auf den PS3- oder 360-Courts warm gespielt habt, wollt ihr auf Wii den „echten“ Tennisschläger schwingen? Vielleicht träumt ihr auch davon, einem Kumpel endlich die Bälle um die Ohren zu schmettern? Eine eurer Hoffnungen kann das erste Wii-Tennis „für Erwachsene“ tatsächlich erfüllen. Mit der zweiten lässt es euch im Regen stehen – so wie mit vielen weiteren Erwartungen…

© 2K Sports / Take 2

Virtueller Star…

Und es fühlt sich richtig gut an! Denn auch wenn es nicht zwingend notwendig ist: Wer sich auf die Steuerung einlässt und sich so zum Ball stellt, wie es ein echter Profi (oder in meinem Fall: ein echter Amateur) tun würde, erlebt ein verdammt glaubwürdiges Tennis-Match – mit kleinen Einschränkungen. Denn tatsächlich erkennt das Spiel nicht jeden als Slice geschlagenen Ball auch als solchen und spielt den gelben Filz gerade übers Netz. Die Ausholbewegung muss zudem sehr zackig ausgeführt werden: Ich habe die Remote mehrmals nur langsam nach hinten bewegt, weil es die Spielsituation zuließ – sie wurde deshalb vom

Programm nicht erfasst und als mein Schlag kam, ließen Federer und Co. den Ball tatenlos an sich vorbei springen.

Leider stellen sich die Stars bei einigen Schlägen sehr schusselig an.


… gegen virtuelle Anfänger

Die Gegner zeigen ähnliche Aussetzer; vor allem auf Lobs reagieren sie häufig lächerlich unbeholfen. Da kommt ein hoher Ball schon mal fast direkt auf sie zu und die Profis wanken mit erhobenem Schläger zwar ein Stück in die richtige Richtung, um dann aber im letzten Moment hilflos stehen zu bleiben. Bei Stops schauen sie oft ähnlich blöd aus der Wäsche. Abgesehen davon erinnern die Ballwechsel frappierend an Top Spin 2. Mit den zumindest äußerlich realistisch wirkenden 360- und PS3-Versionen hat diese Fassung wenig zu tun, so dass sich Wii-Sportler trotz der Schweiß treibenden Steuerung eher in der Spielhalle als auf dem Centre Court wähnen.

Tatsächlich fußt diese Fassung in jeder Hinsicht auf dem namentlichen Vorgänger, denn auch die Bewegungen der Athleten sind dieselben wie zuletzt auf 360 und PC. Das gilt nicht nur für gelegentliche Hechtsprünge, sondern auch für ihre Reaktionen nach Punktgewinn oder -verlust. Letztere dürft ihr übrigens über Remote-Bewegungen selbst auslösen. Eine coole Idee, aber die Profis ahmen nicht alle Gesten exakt nach – oft reißen sie z.B. nicht die Arme hoch, obwohl ihr genau das vormacht. Ärgerlich übrigens auch, dass sich sämtliche Spieler in ihren Bewegungen nicht unterscheiden – selbst

einen Becker erkennt man nur am Gesicht, einige der restlichen Profis nicht einmal daran.

„Hier gibt es nichts zu sehen!“

Trotz dieser Einschränkungen ist das Mittendrin-Gefühl aber bemerkenswert – umso ernüchterter werdet ihr deshalb feststellen, was dieses Top Spin drumherum zu bieten hat. 

Kennen wir uns? Der Wiedererkennungswert der Profis hält sich in Grenzen.

Nämlich nichts! Jedenfalls nichts Nennenswertes. Ihr erstellt keinen eigenen Charakter, sondern nehmt mit einem der 27 lizenzierten Profis vorlieb und tretet auf gerade mal zehn Plätzen an (viermal mehr gibt es auf 360 und PS3). Die gesamte „Karriere“ besteht aus knapp 20 Turnieren mit unterschiedlichen Regeln (nur Tie-Breaks, Männer gegen Frauen, Jeder gegen Jeden) und die Minispiele sind der Rede nicht wert. Ein Jammer: Online herrscht auf Wii nur tote Hose. Gerade das hätte mich zum Dranbleiben motiviert!

Apropos Minispiel: Der Begriff ist eigentlich der falsche Ausdruck, weil es im Grunde gewöhnliche Matches für bis zu vier Spieler sind. Witziger Kniff: Wer ein Match gewinnt, erhält nur einen von neun Punkten, die restlichen Zähler werden auf den Spieler verteilt, die meisten Punkte am Netz oder von der Grundlinie macht, die geringste Laufarbeit leisten muss usw. Richtig zünden kann das Zählersammeln aber nie – am Ende spielt man einfach lieber richtiges Tennis. Wo sind die aus Top Spin 2 bekannten echten Minispiele wie das Treffen bestimmter Ziele hin, wenn die Wii-Variante schon auf diesem Vorgänger basiert? Nicht einmal dessen stimmungsvolle Tennisatmosphäre kann diese Version einfangen; Schuld daran sind vor allem die unspektakulären Courts, die nicht einmal der technisch schwächeren Konsole gerecht werden.