Veröffentlicht inTests

Tomb Raider: Anniversary (Action-Adventure) – Tomb Raider: Anniversary

Mensch, Lara! Ist es wirklich schon zehn Jahre her, als ich mit dir auf der PlayStation verborgene Höhlen erkundet und nach wertvollen Artefakten gesucht habe? Wer hätte damals gedacht, dass du dich – angetrieben von einer perfekten Marketing-Maschinerie – von der überdimensional proportionierten Videospielheldin zur Pop-Ikone mausern und sogar von Hollywood-Star Angelina Jolie in zwei Kinofilmen verkörpert werden würdest? Holt die Torten raus, zündet die Kerzen an – es gibt ein Jubiläum zu feiern!

© Crystal Dynamics / Eidos

Schwing das Nunchuk

Schon auf der Xbox 360 war Lara spät dran, doch für ihre Wii-Premiere hat sich die Archäologin gleich noch mehr Zeit gelassen. Das allerdings aus gutem Grund: Handelte es sich beim Auftritt auf Microsofts Konsole praktisch nur um eine PC-Konvertierung, hat man sich für die Wii-Version einige Gedanken gemacht, um die Steuerung bestmöglich an Remote und Nunchuk anzupassen. Einiges davon ging gut, einiges daneben. Die Standardbewegungen von Laufen bis Klettern habt ihr auch mit Nintendos Controller-Duo gut im Griff. Auch wenn ihr beim Umlegen eines Hebels die entsprechende Bewegung imitiert, mit der Remote als Taschenlampe dunkle Höhlen ausleuchtet oder durch das Schütteln des Nunchuks die gute Mrs. Croft zu schnelleren Bewegungen animiert, ist noch alles in Ordnung. Kritischer wird es dagegen beim Wurfhaken: Hier müsst ihr ebenfalls nur das Nunchuk schütteln, was aber gerade in hektischen Situationen oder stark vom richtigen Timing abhängigen Aktionen nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Das gilt auch für die Quick-Time-Reactions, bei denen ebenfalls bestimmte Bewegungen mit den Controllern ausgeführt werden müssen. Teilweise zeigen die Abbildungen jedoch nicht ganz eindeutig, was ihr überhaupt machen sollt. Vor allem

Auf Wii werden mehr eure archäologischen Fähigkeiten gefordert und so müsst ihr z.B. Abdrücke von Reliefen mit der Remote anfertigen.

das abwechselnde Trommeln mit Remote und Nunchuk ist zunächst nicht deutlich. Kleiner Tipp: Anstatt kleine schnelle Bewegungen auszuführen wie etwa beim olympischen Sprint in Mario & Sonic, solltet ihr lieber langsamere Bewegungen ausführen, aber dafür viel weiter ausholen.

Zielen schwer gemacht

Das Anvisieren der Gegner funktioniert hier ähnlich wie in der Wii-Umsetzung von Resident Evil 4. Das bedeutet, dass ihr mit Hilfe der Remote jederzeit ein Fadenkreuz frei über den Bildschirm bewegen könnt, sobald ihr den Z-Knopf des Nunchuks gedrückt haltet und Lara damit in den Angriffsmodus versetzt. Im Prinzip funktioniert das Zielen auch gut, wenn auch nicht ganz so präzise wie bei Capcoms Survival-Horror. Das eigentliche Problem liegt jedoch bei der Kamera. Schon auf anderen Plattformen wurde das Geschehen nicht immer ideal eingefangen, doch konnte man dort die Fehler noch relativ schnell mit dem Analogstick korrigieren. Mit den Wii-Controllern gestalten sich die Kamerajustierungen dagegen unnötig nervig, denn hier müsst ihr den C-Knopf auf dem Nunchuk gedrückt halten, um anschließend durch die Bewegungen mit der Fernbedienung alles zu richten. In ruhigen Momenten kann man zähneknirschend damit leben. Aber wenn

Grafisch sieht die Wii-Version nicht besser aus als die PS2-Vorlage. Schade – hier hätte man mehr erwarten können.

ihr von zig Gegnern umzingelt seid und euch nicht nur mit aggressiven Wölfen und Dinos, sondern auch noch mit der zickigen Kamera rumschlagen müsst, nimmt die Geduld so schnell ab wie der Frust steigt.

Exklusive Werkzeuge

Da helfen auch die exklusiven Wii-Features nicht mehr viel, bei denen ihr z.B. mit einer Bürste den Staub von Artefakten entfernen und anschließend Abdrücke von Reliefen anfertigen könnt – und das selbstverständlich mit entsprechenden Remote-Bewegungen. Auch eine Spitzhacke zum Zerstören brüchiger Wände sowie eine Spachtel zum Entfernen von Mauerreliefen gehören auf Wii zu Laras Ausrüstung. Letzteres erinnert dabei sogar an das Schlösserknacken in Splinter Cell, da ihr die Stelle zunächst mit einer Lupe absuchen müsst und die Rumble-Funktion an einer Schwachstelle losrüttelt. Ebenfalls neu sind manche Rätsel, die in Zusammenhang mit den Archäologie-Aufgaben stehen. So finden sich vor einigen Türen neuerdings Schalter, bei denen ihr zunächst einige Zylinder in die richtige Reihenfolge bringen müsst, die ihr zuvor durch das Anfertigen eines Abdrucks von einem frei gebürsteten Relief erhalten habt. Auch die Schalterrätsel mit den Zahnrädern wurden für die Wii-Umsetzung leicht überarbeitet: Hier müsst ihr die entsprechenden Teile nicht nur finden, sondern auch manuell richtig anordnen, damit die Zahnräder auch ineinander greifen. Last but not least müsst ihr euch hin und wieder auch als Künstler betätigen und selbst mit der Remote Formen zeichnen oder sie abtasten. Eines wird deutlich: Die Entwickler haben sich viele Gedanken gemacht, um das Spiel an die Fähigkeiten der Wii-Konsole anzupassen, doch ging leider nicht alles auf – allen voran das schlimme Hantieren mit der Kamera. Auch grafisch hätte man durchaus etwas mehr erwarten können, denn die Kulissen sehen hier genau so aus wie auf der betagten PS2, während die Performance in großen Arealen wie etwa dem Kampf gegen den T-Rex auch schon mal von kleinen Slowdowns heimgesucht wird. Deshalb hinkt die Wii-Umsetzung trotz einiger interessanter Steuerungsansätze insgesamt den anderen Fassungen hinterher.