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theHunter: Primal (Simulation) – Auge in Auge mit den Giganten

Die gewöhnliche Jagd war gestern: Kurz vorm US-Kinostart von Jurassic World widmen sich auch die Just-Cause-Macher dem prähistorischen Thema. Ausgesetzt auf einer weitläufigen Insel pirscht man sich langsam an die Giganten heran, päppelt seine Ausrüstung auf oder wird selbst zur Mahlzeit, wenn es „Ureinwohnern“ wie dem T-Rex zu bunt wird. Ein gelungener Mix aus kooperativer Jagdsimulation und Überlebenskampf?

© Expansive Worlds, Avalanche Studios / Expansive Worlds, Avalanche Studios

Feuer!

Ich lege an, jage ihm mit dem Scharfschützengewehr drei Schüsse in die Körpergegend, in der ich Herz und Lunge vermute, und binnen Zehntelsekunden stampft der wütende Koloss in meine Richtung. Auf den Kopf soll man laut Anleitung möglichst nicht zielen – schließlich gibt es bei dem Jäger mit dem Erbsenhirn dort nicht sonderlich viel, was kaputt gehen könnte. Ich robbe zwischen zwei fette Findlinge, warte ein Weilchen – und tatsächlich: Der Riese kann mich nicht direkt orten und streckt erst einmal schnuppernd die Nase in den Wind. Weglaufen ist in diesem Spiel grundsätzlich eine schlechte Idee, da alle Urzeitechsen deutlich schneller rennen können als ein Mensch. Vielleicht hätte ich einfach mehr Geduld beweisen müssen, bis der Rex das Interesse verliert und sich wieder entfernt. Auch durch Steinwürfe lassen sich Dinos ablenken. Stattdessen stecke ich meinen Kopf aus der Deckung und drücke noch ein paar Mal mit der Schrotflinte ab. Offensichtlich hat das nicht gereicht: Ein schneller Haps und ich bin tot. Mahlzeit!

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Prozessor und Arbeitsspeicher werden durch die offene Welt gefordert – die Mindestvoraussetzungen für die Grafikkarte bleiben dagegen moderat (laut Verpackung langt z.B. eine GeForce 8800). © 4P/Screenshot

In solchen Momenten und beim langsamen Heranpirschen kommt in theHunter: Primal durchaus Jagdstimmung auf, auch weil die Natur so idyllisch wirkt. Es gibt eine hübsche Beleuchtung, einen Tag- und Nachtwechsel, prasselnde Schauer und einen gelungenen Soundteppich – je nach Ort und Tageszeit mit zirpenden Grillen, atmosphärischem Windrauschen und dem Rascheln der Pflanzen. Schade, dass nicht auch die Schreie der Urzeitechsen besser abgemischt wurden. Ihre Rufe klingen meist deutlich zu nah und laut, so dass ich mich oft viel zu früh umgedreht habe, statt strategisch günstig weiter zu laufen. Unschön ist auch, dass am Horizont ständig kleine Pflanzen und andere Details ins Bild ploppen.

Technisch nur halbwegs auf der Höhe der Zeit

Das Unterholz ist dicht genug, damit Raptoren effektiv darin herum huschen können. Im Gegensatz zu Evolve oder Grow Home mangelt es aber an zerklüfteten Vorsprüngen und interessanten Eigenheiten im Terrain. Haben die Entwickler vielleicht bewusst nur sanfte Hügel eingebaut, damit die Dinosaurier nicht auf der Flucht hängen bleiben? Scheue Kolosse wie Triceratopse (von der Commmunity liebevoll Trixis genannt) galoppieren in Sekundenschnelle davon, wenn man sie aufschreckt. Die KI der Tiere schwankt: Das Fluchtverhalten und die Jagd im Rudel wirkt relativ glaubwürdig, im Kampf spulen die meisten Biester aber zu oft die gleichen Attacken ab. Auch der Angriff des flatternden Flugsauriers Quetzalcoatlus wirkt zu vorhersehbar: Lauft im Eiltempo über eine seiner Lichtungen oder am steinigen Berg hinauf und ihr könnt euch sicher sein, dass er etwa einmal pro Minute versucht, euch zu krallen und aus der Luft auf den Felsen zerschellen zu lassen. Noch stumpfer agieren die Velociraptoren, die sich selbst im Rudel fast ohne Gegenwehr mit der Machete niedermetzeln lassen.

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Mit dem Horn lockt man die scheuen Triceratopse an… © 4P/Screenshot

Zu Beginn des Spiels versuchte ich noch, mich mühsam mit Hilfe von solchem Kleinvieh hochzuleveln, denn Schusswaffen kann man sich erst ab Level 10 zulegen. Außerdem kann es passieren, dass man sich vorm Besuch des Shops erst einmal einem Dino zum Fraß vorwerfen muss: Dann landet man mit einer neuen Kapsel auf dem Planeten und bekommt sofort Zugriff auf den Shop. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie in ZombiU: Wenn ein Jäger tot ist, bleibt er auch tot. Ich schlüpfe dann in die Haut des nächsten Neuankömmlings. Nach dem Neustart kann ich mich aber immerhin noch auf den Weg zur fallen gelassenen Ausrüstung des Vorgängers machen – falls sie noch nicht bereits von anderen Jägern stibitzt wurde. Mit dem durch die Jagd verdienten Geld lassen sich z.B. ein Revolver, ein Doppellaufgewehr, ein Scharfschützengewehr sowie einige Aufsätze und Kleidungsstücke zulegen. Die Auswahl fällt aber ähnlich mager aus wie die Zahl der Dinosaurierarten: Lediglich sechs Bleispritzen gibt es im Shop; und nur fünf Echsentypen stampfen über die rund fünf mal fünf Kilometer große Insel. Immerhin gibt es aber zusätzlich noch ein paar nützliche Gadgets wie unterschiedlich starke Medikamentenfläschchen oder ein Horn zum Anlocken der Triceratopse. Auch Dino-Eier und (mitunter ungesunde) Pilze lassen sich verspeisen. Rollenspiel-Feinheiten wie Koch-Sessions oder das Schmieden von Werkzeugen gibt es hier aber nicht.