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The Void (Adventure) – The Void

Wissen ist Macht: Zu dieser Erkenntnis gelangte der Philosph Francis Bacon bereits im Jahr 1561. Geht es nach dem russischen Spieldesigner Nikolay Dybowskiy, besitzt sie auch nach seinem Ableben noch ihre Gültigkeit. In seinem Action-Adventure finde ich mich in einer Welt zwischen Leben und Tod wieder. Mein Ziel: So schnell wie möglich die Regeln und Zusammenhänge der verschrobenen Einöde zu entschlüsseln, um nicht endgültig zu sterben. Die wichtigste Rolle in dieser Welt spielt die Farbe. Mit dem knappen Rohstoff kämpfe ich, erhalte meine Figur am Leben und hauche der Umgebung neues Leben ein.

© Ice Pick Lodge / Atari

Eigenwilliger Horror-Trip

The Void macht beinah alles anders als das Gros gewöhnlicher Action-Adventures, in denen man sich von Deckung zu Deckung ballert, ein paar Schalter- und Bosskampfrätsel löst. Doch anders muss nicht unbedingt besser sein: Es gibt kein Intro, kein Tutorial, keinen sanften Einstieg. Stattdessen werde ich sofort ins kalte Wasser geschmissen und darf die morbide und äußerst skurril gestaltete Welt und ihre komplizierten 

Die Fürstinnen können mit der wertvollen Farbe von ihren Ketten befreit werden.

Gesetzmäßigkeiten auf eigene Faust erkunden. Gelingt mir das nicht, tritt der im Sterben liegende Körper meiner Hauptfigur die endgültige Reise ins Jenseits an.

In der verkohlten Einöde steht ein krummer Baum, aus dessen verdörrten Ästen weiße Lichtstrahlen entweichen. Aus der Ego-Perspektive laufe ich zum Stamm Stamm des Gebildes. Dort erwartet mich eine so genannte »Fürstin«, deren halbnackte Silhouette nur von gleißenden Lichpunkten verhüllt wird. Früher erblühte ihre Welt in allen Farben des Regenbogens, erzählt sie. Doch seit meine Spielfigur im Koma liegt, sind entstellte Kreaturen, sogenannte »Wächter« aus der Welt der Albträume emporgestiegen und unterdrücken die vor sich hin siechenden Schwestern, indem sie ihnen die lebensnotwendige Farbe entziehen.

Farbenfrohes Lebenselixier

Die bunte Substanz ist der Grundstoff des Lebens: Sie versorgt die Herzen der leicht bekleideten »Fürstinnen« genauso mit Lebenskraft wie meines und kann auch Bäume zum Leben erwecken. Geht mir der Saft aus, bedeutet das den Exodus aus der Zwischenwelt.

Bäume und Minen sind zwei wichtige Lieferanten für den bunten Rohstoff.
Nachdem meine erste Bekanntschaft ein paar rätselhafte Metaphern vom Stapel gelassen hat, 

schickt sie mich in einen benachbarten Garten. Dort soll ich Farbe anbauen, auf das wir beide davon profitieren.

Der Anbau funktioniert folgendermaßen: Ich belebe ein paar Bäume mit direkt auf den Bildschirm gemalten Symbolen – den so genannten »Glyphen«. Als Gegenleistung darf ich im nächsten Zeitzyklus wie bei einem Gummibaum die Ernte abzapfen. Je mehr Farbe ich gebe, desto ergiebiger wird die Ertrag. Klingt einfach, doch die Umsetzung fällt unnötig kompliziert aus: Ich muss ich mich zunächst einmal im richtigen Winkel vor den Baum stellen. Der Malpinsel wird stets mit der linken Steuerungstaste aktiviert. Also halte ich sie gedrückt und führe einen kurzen Pinselstrich aus, um in einen Zeichenmodus zu gelangen. Doch statt munter weiter zu zeichnen, muss ich den kleinen Finger aber erst einmal von der Taste nehmen, dann erneut darauf drücken und darf erst dann die dafür vorgesehene Donor-Glyphe malen. Zeichne ich die Umrisse schlampig nach, schimpft mich eine russische Stimme aus dem Off aus, denn trotz der guten deutschen Synchronisation sind offenbar einige Texte bei der Vertonung vergessen worden. Hat das Zeichnen geklappt, erstrahlt der Baum aber in voller Blüte und ich kann mich auf eine reichhaltige Ernte freuen.