Familienfreundlich
Kein Wunder: Während bei House of the Dead: Overkill Zombie-Köpfe reihenweise in einer Blutfontäne zerplatzen oder auf dem Dead Space-Trip massenhaft Monster-Gliedmaßen abgetrennt wird, richte ich nach der obligatorischen Kalibrierung das Fadenkreuz hier nur auf leblose Pappkameraden oder mäßig animierte Gegner wie Kampfroboter, Cowboys oder Maskentypen
mit Jetpacks auf dem Rücken. Brutalität steht hier genau so wenig im Fokus wie Schockeffekte oder ein mörderisch hoher Schwierigkeitsgrad. Dieser Schienen-Shooter ist für Gelegenheitsspieler und Familien gemacht – und das spürt man in jedem Moment.Auch Roboter überfallen gerne Banken.
Ein geborener Filmstar?
Schon im Tutorial mit der fast schon kindgerechten Sprache wird klar, wen Sony mit The Shoot ansprechen will. Und auch wenn ich der übermäßig begeisterten Synchronstimme nicht viel abgewinnen kann, wird man doch gut mit der Spielmechanik vertraut gemacht, die einige Überraschungen zu bieten hat: Es geht nämlich nicht nur um das Zielen und Treffen, sondern auch darum, eine möglichst hohe Treffer-Kombo aufzubauen. Erst mit ihr bekommt man Zugriff auf Spezialaktionen wie einen Zeitlupen-Modus, eine gewaltige Druckwelle, die alle Gegner gleichzeitig vom Bildschirm fegt, sowie ein Dauerfeuer ohne Kombo-Verlust. Je höher die Treffer-Kombo, desto besser das Special, wobei die Zeitlupen-Funktion am unteren und das Dauerfeuer am oberen Ende angesiedelt ist. Entsprechend häufiger gewinnt man die Slowmotion-Chips, die man mit einer 360-Grad-Drehung des gesamten Körpers aktiviert, was leider nicht immer funktioniert. Einfacher lässt man die beiden anderen Spezialaktionen vom Stapel: Für die Druckwelle richtet man den Move-Controller einfach auf den Boden und drückt den Trigger, für das Dauerfeuer-Gemetzel nach oben. Damit hebt sich die Spielmechanik zumindest ansatzweise etwas vom Standardprogramm des Genres ab, denn die explosiven Fässer und die z.T. herrlich zerstörbare Umgebung findet man auch in fast jedem Titel dieser Art – das Gleiche gilt für Zivilisten bzw. Unschuldige, deren Tod mit einem Punktabzug bestraft wird. Im Gegensatz zu den meisten Lightgun-Shootern muss man sich hier allerdings keine Gedanken über einen schwindenden Munitionsvorrat oder Magazinwechsel machen – die Kanone ist bei The Shoot immer geladen, was den ohnehin schon nicht anspruchsvollen Spielablauf noch mehr vereinfacht!
Schwieriger wird es erst, wenn man Raketen oder Wurfgeschossen wie Messern und Molotow-Cocktails ausweichen sowie in Deckung gehen muss, indem man den Controller in die entsprechende Richtung bewegt. Die Gegner wie dieser Jetpack-Scherge wiederholen sich leider viel zu oft.
Schnitt!
Doch selbst wenn die Raketen im Sekundentakt einschlagen: Angst um sein virtuelles Leben muss man hier niemals haben. Warum? Na, es ist doch nur ein Film! Auch wenn der Regisseur auf die Barrikaden geht, wenn man Mist baut, wird man niemals des Sets verwiesen und bekommt in weiteren Takes immer wieder eine neue Chance, bis die Szene mehr oder weniger gut im Kasten ist. Im Idealfall richtet man ein herrliches Feuerwerk an, nutzt die Möglichkeiten der Umgebung und setzt seine Spezialaktionen sinnvoll ein, um den Mann im Regiestuhl zu begeistern, der leider immer wieder mit seinen Kommentaren nervt. In eine ähnliche Richtung schlägt der Soundtrack, der zwar thematisch an die Filme (Western, Sci-Fi etc.) angelehnt ist, aber dabei mit den billig wirkenden Klängen mehr stört als begeistert. Das gilt auch für die staubtrockene und altbackene Präsentation: Vor allem was die Inszenierung mit packenden Kamerafahrten und atmosphärische Kulissen angeht, liegen Titel wie Dead Space: Extraction deutlich vor dieser vergleichsweise unspektakulären Schienen-Ballerei mit leichtem Comic-Touch. Bezüglich der Spielzeit zählt diese Art von Spielen generell nicht gerade zu den Umfangmonstern – hier benötigen die einzelnen Filme in der Regel aber lediglich zwischen 15 und 30 Minuten, bis die letzte Klappe fällt. Dabei hält sich die Gegnervielfalt in Grenzen, so dass man ständig glaubt, gegen eine Klon-Armee zu kämpfen. Selbst Film übergreifend kommt es ständig zu Wiederholungen und immer gleichen Mustern wie z.B. durch einen Schild geschützte Widersacher, die man erst im richtigen Moment erwischen kann oder ein Duell, bei dem man vor dem finalen Schuss den Move-Controller ähnlich eines Revolvers ziehen muss.