Veröffentlicht inTests

The Longing (Adventure) – 400 Tage warten

Ein schlafender König, sein Diener und die unendliche Dunkelheit des Berges. The Longing ist ein ungewöhnliches Idle-Adventure für PC von Studio Seufz und Application Systems Heidelberg, das Spieler mit dem konfrontiert, was sie häufig am wenigsten haben: Geduld. Ob das Experiment für knapp 15 Euro gelingt, zeigt der Test.

© Studio Seufz / Application Systems Heidelberg

Die Entscheidung liegt bei dir

Nach 198 Tagen und 80 Stunden Spielzeit habe ich das Idle-Adventure beendet und mich für die Freiheit entschieden. Dabei habe ich das Warten gelernt, denn es passierte immer wieder für lange Zeit nichts. Glücklicherweise lief die Zeit auch weiter, wenn das Spiel geschlossen war. Somit besteht auch die Möglichkeit, das Spiel zu starten, 400 Tagen abzuwarten und dann den König zu wecken. Doch die Neugier ist einfach zu groß gewesen, was einen in dieser Welt erwartet und welche Möglichkeiten sie bietet.

Dabei ist The Longing genau das, was es vermutlich sein will: eine ungewöhnliche Spielerfahrung. Nicht viele Spieler werden den Reiz verstehen, 400 Tage lang in Echtzeit ein so langsames und teilweise ereignisloses Spiel erleben zu wollen. Es gibt keine filmreife Action, keine Abkürzungen, kein „mal eben schnell“. Wenn das Moos sieben Tage Zeit zum Wachsen braucht, dann braucht es sieben Tage Zeit zum Wachsen. Auch gibt es immer wieder kleine Rätsel, die Wege und wichtige Gegenstände freigeben, die nicht nur Zeit benötigen, sondern auch Grips und glückliche Zufälle.

[GUI_STATICIMAGE(setid=87396,id=92604094)]
Schatten kann sich eine gewisse Anzahl Orte merken, zu denen er mit nur einem Klick automatisch zurückfinden kann. © 4P/Screenshot
Dem Frust so nah

Nicht nur einmal spielte The Longing mit meiner Frustrationstoleranz. Einige Male war der richtige Weg so versteckt, dass ich ihn partout nicht fand und Tage vergingen, in denen jeder Versuch weiterzukommen scheiterte. Oder ich verpasste den richtigen Augenblick, um in Aktion zu treten, weil ich mich während der Wartezeit mit anderen Dingen beschäftigte. Ungeduldige Spieler werden hier an ihre Grenzen stoßen. Doch auch das kann für manche Leute eine interessante Erkenntnis sein oder ein guter Grund, um als Spieler neue oder andere Erfahrungen zu machen. Andere werden es jedoch nur als pure Langeweile empfinden.

Ein kleiner Tipp zum Schluss

Meine Erfahrung zum Spielende behalte ich aus Spoiler-Gründen natürlich für mich. Nach dem Ende wollte ich jedoch das Spiel noch einmal starten, doch der Endbildschirm blieb sowohl bei Neustart als auch Neuinstallation bestehen. Und wieder lautet die Antwort: Geduld.

Zwar wäre ein einmaliges Spielerlebnis mit einer endgültigen Entscheidung ein passendes und konsequentes Ende für diese Art Spiel gewesen. Trotzdem war ich froh, dass nach einiger Wartezeit endlich die Möglichkeit erschien, das Spiel zurückzusetzen. Der Publisher meinte dazu, dass sie kein „Wegwerfspiel“ erstellen wollten. Eine gute Entscheidung, wenn man auch an den Preis von 14,99 Euro denkt.