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The Longing (Adventure) – 400 Tage warten

Ein schlafender König, sein Diener und die unendliche Dunkelheit des Berges. The Longing ist ein ungewöhnliches Idle-Adventure für PC von Studio Seufz und Application Systems Heidelberg, das Spieler mit dem konfrontiert, was sie häufig am wenigsten haben: Geduld. Ob das Experiment für knapp 15 Euro gelingt, zeigt der Test.

© Studio Seufz / Application Systems Heidelberg

Tagebuch – Tag 1

Der König ist müde. Seine imposante Gestalt ruht in einem riesigen steinernen Thron tief unter der Erde. Seine Krone ist fest mit dem Berg verwachsen. Sein Gewand, sein Bart, sein Gesicht tragen die Farben der Erde. Bevor er in den tiefen Schlaf fällt, hat er nur einen Auftrag an Schatten, seinen einzigen Diener: In 400 Tagen soll er ihn wecken, damit der König „alle Furcht und Sehnsucht“ beenden kann.

Sein Diener, ein gnomenartiges Wesen mit großen, gelben Augen, der ein wenig an eine Zeichnung von dem großartigen Walter Moers erinnert, schlurft langsam in seine Höhle. Er wird in der Zeit einsam wachen und warten. 400 Tage lang – in Echtzeit.

Tagebuch – Tag 2

Nichts passiert. Man könnte meinen, die Zeit stehe still, doch die stetig ablaufende Uhr am Bildschirmrand weist darauf hin, dass die Zeit wirklich vergeht. Eindeutig besser erging es den Dienern von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, von dessen Kyffhäusersage das Spiel inspiriert wurde. Laut der Sage schliefen sie gemeinsam bei dem Friedenskaiser in einer Höhle des Kyffhäuserbergs im Harz, um eines Tages zu erwachen und das Reich zu retten. Alle hundert Jahre erwacht Barbarossa – bereit, um den letzten Kampf zwischen Gut und Böse zu führen. Wenn dann jedoch immer noch Raben um den Berg kreisen, schläft er für weitere hundert Jahre. Doch eines ist klar: Wecken musste ihn keiner!

Tagebuch – Tag 5

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Diener Schatten in seiner noch nicht ganz so gemütlichen Höhle. © 4P/Screenshot

Schattens Höhle liegt tief unter der Erde direkt neben dem Thronsaal. Sie besitzt eine kleine Feuerstelle, einen gemütlichen Sessel, einen Teppich, ein Regal mit wenigen Büchern, ein kaputtes Musikinstrument und einen Tisch, auf dem Sanduhr und Mal-Utensilien liegen. Ein kleines Kohlestück fällt von der Decke. Der Diener hebt es auf. Für ein Feuer reicht es nicht, aber für eine Zeichnung. Er beginnt eine Laus zu zeichnen. Endlich ein paar sinnvoll genutzte Minuten. Die Zeichnung ist toll geworden und er hängt sie an seine leeren Wände. Schatten mag Läuse.

Tagebuch – Tag 12

Langeweile und Einsamkeit lassen die Zeit einfach nicht vergehen. Vielleicht wird es Zeit für einen kleinen Spaziergang? Schatten läuft los. Langsam. Sehr langsam. In den Berg wurden scheinbar unendliche Gänge und Treppen geschlagen. Gut, dass sich Schatten die Wege so gut merken kann. Es reicht eine kleine Markierung an einem interessanten Ort und er findet automatisch den Weg wieder dorthin zurück. Doch erst einmal muss ein interessanter Ort gefunden werden. Langsam schleicht Schatten durch die Dunkelheit, durchquert Gänge, betritt neue Räume, verschiebt einen Stein, hebt Kohlestückchen auf. Doch was ist das? Ein Kristall? Wie wunderschön! Doch der Weg ist versperrt. Ein tiefer Graben hindert ihn am weiterkommen. Von oben tropft merkwürdigerweise Wasser von der Decke. In nur wenigen Tagen sollte der Graben gefüllt sein. Ob man ihn dann durchqueren kann? Abwarten.

  1. Hab das Spiel seit gestern. Ich denke das könnte so ähnlich wie SotC sein, was die Resonanz der Spieler angeht. Ich geh mal davon aus, das man enttäuscht wird, wenn man an das Spiel wie an ein typisches Crafting-Game oder Idle-Game rangeht. Es ist mehr eine Reflektion dieser Dinge, als das es ein solches Spiel ist. Aber wer weiß... vielleicht wird auch dieses Spiel ohne es zu wollen zu einer Vorlage für ein ganzes Genre, so wie es auch bei Cookie-Clickern gewesen ist, wo ein Kunstprojekt über die Sinnlosigkeit mancher Spiele zu einem ganzen unironischen Genre wurde.

  2. Was mir aufgefallen ist. Wenn der Schatten ein Buch liest, vergeht die Zeit schneller. Man sieht es auch daran, daß die Sekunden schneller ablaufen. Und er sagt ja auch immer wieder mal, daß er sehr gerne liest, weil dann die Zeit scheller vergeht. :)
    Dafür bleibt aber in der Halle der Ewigkeit die Zeit stehen.
    Nun bin ich am zweiten Tag im Labyrinth schon soweit, daß ich ohne eine Hacke nicht mehr weiter komme. Ich muß also erst mal ein paar Tage warten, bis sich ein Stalaktit von der Decke löst und in ein großes Loch fällt, damit der Schatten dann da drüber gehen kann. Ob ich dann auch eine Hacke finde, weiß ich noch nicht.
    Also lasse ich ihn Bücher lesen. Die werden von ihm auch gelesen, wenn man das Spiel beendet. Und so vergeht die (Echt)zeit wenigstens ein bißchen schneller. ;)

  3. Moonis hat geschrieben: 06.03.2020 10:28 Was passiert, wenn man die Systemzeit um ein Jahr nach vorne stellt? :mrgreen:
    Es gibt eine Strafe für Cheater. Auf Youtube wirst du fündig, wenn du es nicht selbst ausprobieren willst. :wink:

  4. Danke für den Test. Habe ihn zwar nur überflogen, weil ich das Teil so unvoreingenommen wie möglich ausprobieren will, trotzdem weiss ich jetzt ja, dass es überhaupt existiert:).
    Wahrscheinlich wird mein Schattenmännlein vor Einsamkeit eingehen. Ich kenne mich, unwahrscheinlich, dass er über 400 Tage regelmässig meine Aufmerksamkeit bekommt aber wer weiss...

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