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The Last of Us Part 1 (Action-Adventure) – Remake eines Meilensteins

Mit The Last of Us Part 1 wollen Naughty Dog ihren Meilenstein von 2013 in die spielerische Gegenwart bringen. Visuell und spielerisch soll das Remake des PS3-Klassikers völlig neu aufgebaut sein und dabei deutlich näher an der ursprünglichen Vision von Neil Druckmann und Co. Unser Test verrät, ob Part 1 dem wegweisenden Original gerecht werden kann.

© Naughty Dog / SIE

Sammeln und Basteln

Im gleichen Moment ist es aber sehr schade, dass die Entwickler nicht den ganzen Weg gegangen sind, denn die aus Part 2 bekannten Elemente wie Hinlegen, Robben, aus dem Liegen schießen oder auch das aktive Springen wurden nicht implementiert. Selbst eine Ausweich-Taste gibt es nicht, sodass ich mich nicht elegant unter Klicker-Attacken wegducken kann. Das ist bedauerlich und limitiert The Last of Us Part 1 etwas zu sehr auf sein spielerisches Skelett von 2013, auch wenn mir die Shootouts und Schleichpassagen trotzdem richtig viel Spaß machen.

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Die neuen Werkbänke begeistern den virtuellen Waffenbastler in mir. © 4P/Screenshot

Selbst das Crafting ist recht ordentlich gealtert. Das Durchforsten der hübschen Umgebung, das Knacken der Safes und das Basteln von Shivs, Medkits oder Molotovcocktails fügt sich gut in den übrigen Spielablauf ein – und wird spätestens auf den höheren Schwierigkeitsgraden zu einer Art Überlebensversicherung. Richtig cool finde ich, dass Naughty Dog die visuell hochwertigen Werkbänke des zweiten Teils übernommen und Joel frische Bastel-Animationen spendiert hat, wenn er ein Holster näht oder ein verlängertes Magazin in die Shotgun schraubt. Da kann ich es fast verschmerzen, dass unser Waffenspezialist eine Pistole beim Nachladen durchlädt, obwohl die Waffe zuvor nicht ganz leergeschossen war – oder die Shotgun repetiert, obwohl sich definitiv noch eine Patrone in der Kammer befindet. Klar, das sind jetzt Details. Die mir aber eben besonders auffallen, wenn alles andere stimmt.

Zurückgelassen


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Left Behind ist einer der

vielleicht 

besten DLCs der Videospiel-Geschichte. Gerade der emotionale Mall-Ausflug mit Riley profitiert massiv vom Technik-Upgrade. © 4P/Screenshot

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicke ich auch auf die ebenfalls überarbeitete und absolut großartige Erweiterung Left Behind, die mich beim ersten Mal beinahe noch mehr mitgenommen hat als das Hauptspiel. Hier erlebe ich mit Ellie Geschehnisse, die einige Wochen bevor sie Joel kennenlernt, stattfinden. Gemeinsam mit ihrer Freundin Riley, die sich kurz zuvor den Fireflies angeschlossen hat, erkundet sie eine Mall in Boston. Dabei erlebt sie wenige Stunden ausgelassener Freude, bevor ihr Ausflug in einer Katstrophe mündet. Kontrastiert werden die Szenen mit der Gegenwart, in der sich Ellie um den schwer verletzten Joel kümmern muss.

So sehr mich diese Szenen berühren und so begeistert ich auch bin, wie gerade dieser tolle DLC vom visuellen Upgrade der Charaktere profitieren, bin ich doch gerade von der Einbindung von Left Behind etwas enttäuscht. Anstatt nämlich den Aufwand zu investieren aus The Last of Us und Left Behind wirklich „Part 1“ zu machen, also eine nahtlose Erfahrung zu bieten, wähle ich den DLC schnöde im Hauptmenü aus. Klar, das war im PS4-Remaster auch so, aber für ein Vollpreis-Remake hätte ich mir wenigstens die Option gewünscht, Left Behind im Spiel eingebettet zu erleben. Immerhin geben das die Cutscenes für Einstieg und Ende sogar einigermaßen her, selbst ohne größeren Aufwand.

Sehr schade ist auch, dass der Factions-Multiplayer fehlt. Sicher, Naughty Dog bastelt schon lange an einem Standalone-Mehrspielertitel, der vermutlich 2023 erscheinen soll. Trotzdem hat Factions der Zeit standgehalten – und wäre bestimmt auch 2022 eine echte Bereicherung für die komplette The-Last-of-Us-Erfahrung gewesen.

Zugänglichkeit und PS5-Features


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Dank vieler Kontrastmodi und Zugänglichkeitsoptionen wird The Last of Us Part 1 auch für Spieler mit Einschränkungen zugänglicher. © 4P/Screenshot

Schön ist, dass sich Naughty Dog wie gewohnt viel Mühe mit Zugänglichkeitsoptionen gibt. So können verschiedene Kontrastmodi und dutzende Schalter für Steuerungsvarianten und Co. aktiviert werden, die es auch Spielern mit Einschränkungen ermöglichen sollen, The Last of Us zu erleben. Dazu kommt die Möglichkeit, auch aus dem Hauptmenü jederzeit in jede freigeschaltete Videosequenz, jedes Kapitel und jedes Encounter zu springen. So lassen sich Lieblingsmomente jederzeit nochmal erleben. Hier dürften sich andere Entwickler gerne Notizen machen.

 Dazu kommt natürlich die PS5-Premiumbehandlung. Es gibt quasi keine Ladezeiten, dafür aber aktive Trigger, die das Gewicht und den Abzug der Waffen simulieren. Auch das haptische Feedback des Dualsense wird genutzt, bleibt dabei aber recht subtil. Anders als z.B. bei Astros Playroom werden viele Effekte nur als Hintergrund-Untermalung eingesetzt, etwa wenn sich bei einem Tresor die richtige Zahl etwas anders anfühlt als alle anderen. Außerdem unterstreicht der Controller neuerdings die Cutscenes – laut Naughty Dog ist dies als zusätzliche Information für Gehörlose gedacht, die so etwas mehr Emotion aus den Dialogen mitnehmen können.