Ein Meilenstein, neu aufgebaut
Als Naughty Dog das „von Grund auf neu entwickelte“ Remake von The Last of Us auf dem Summer Game Fest offiziell ankündigte, waren Gerüchte einer grundlegenden Überarbeitung des PS3-Klassikers schon seit mehr als einem Jahr im Umlauf. Und längst wurde von Kritikern eigentlich alles gesagt, was zu solch einem Remake vorab gesagt werden konnte „zu teuer und zu unnötig“ etwa, „Muss man das gleiche Spiel noch ein drittes Mal veröffentlichen?“ oder „Das PS4-Remaster von The Last of Us doch immer noch ein hübsches Spiel, oder nicht?“ Ja, schon. Aber eben auch nicht.
2013 war The Last of Us das unerwartete Meisterstück von Naughty Dog und Neil Druckmann. In einer von einem mutierten Cordyceps-Pilz verheerten Welt, überleben die letzten Menschen in umkämpften Quarantänezonen und Siedlungen, während zombiehafte Infizierte die Überreste der Zivilisation durchstreifen. In dieser finsteren Stunde trifft der von Verlust gezeichnete Joel auf die junge Ellie, die durch ihre Immunität die vielleicht letzte Hoffnung auf die Rettung der Menschheit ist.
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Naughty Dog bewies mit The Last of Us, dass sie mehr können als den locker-leichten Abenteuer-Ton von Uncharted und stiegen völlig zurecht endgültig zum PlayStation-exklusiven Edel-Studio auf. Dieser Überraschungserfolg lässt sich natürlich nicht ohne Weiteres wiederholen – erst recht nicht mit dem Remake eines Spiels, das seit neun Jahren in den Herzen einer großen Fangemeinde wohnt. Stattdessen ist die Fallhöhe groß. Was kann Naughty Dog diesem Epos hinzufügen, um einen Neuaufbau überhaupt zu rechtfertigen? Naja, tatsächlich einiges!
Die Hochglanz-Apokalypse
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Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an: Der Kulisse. Und ich möchte schon jetzt festhalten: Das PS4-Remaster kommt nicht mal annähernd an dieses spielbare Gemälde heran, das Naughty Dog auf den Bildschirm zaubert. Gäbe es The Last of Us Part 2 nicht – ich wäre davon überzeugt, dass dieses visuelle Niveau nur auf der gegenwärtigen Konsolen-Generation möglich wäre. Denn es wurde zwar wie angekündigt die alte Level-Geometrie beibehalten, ansonsten wurde aber wirklich alles angefasst und überarbeitet. Egal ob im verregneten Boston, dem mit Fallen übersäten Vorort von Bill oder im überwucherten Pittsburgh: Jede Lichtstimmung, jedes tropfende Rohr und jedes bisschen Buschwerk strahlt in völlig neuem Glanz. Die von der Natur zurückeroberten Schauplätze wirken so lebensecht und gefährlich-schön wie nie.
Kurz: The Last of Us Part 1 erreicht spielend das Niveau des technisch beeindruckenden Part 2 – liefert die prächtigen Bilder aber in zuverlässigen 60 Frames pro Sekunde bei dynamischer Auflösung bzw. 30 FPS im Fidelity-Modus in 4k aus. Besitzer von TVs mit 120hz-Displays oder VRR-fähigen Panels erhalten sogar die Möglichkeit, die Framerate-Begrenzung zu deaktivieren oder im Fidelity-Modus auf bis zu 40FPS zurückgreifen zu können. Das ist technisch ein ordentlicher Schritt nach vorne, von dem das gesamte Spiel profitiert.
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Dazu kommt, dass auch die Charaktermodelle überarbeitet und denen aus dem Nachfolger technisch angeglichen wurden. Das heißt, es gibt kaum noch technische Einschränkungen oder große Unterschiede zwischen Cutscene und Spielgeschehen. Und davon profitieren wirklich alle Charaktere dieses einmaligen Abenteuers – egal ob es jetzt die Hauptfiguren Ellie und Joel oder Nebencharaktere wie Bill, Tess oder Henry und Sam sind. Von Mimik und Bewegungen bis zu den Hautporen und Wimpern blühen die Figuren auf. Was vorher schon gut war, ist jetzt grandios – nicht zuletzt, weil auch die Schauspieler selbst betonen, dass das Remake ihrer ursprünglichen Perfomance deutlich näherkommt. Jede große Emotion, jede kleine Gefühlsregung wird noch unmittelbarer transportiert, was viele Szenen für mich wesentlich eindrücklicher werden lässt.