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The Dark Pictures Anthology: Man of Medan (Action-Adventure) – Seefahrt des Grauens

Eine Fortsetzung von Until Dawn wird es zwar vorerst nicht geben, doch setzt Supermassive Games bei der Dark Picture Anthology auf das gleiche Konzept. Dabei dosiert man den Horror aber jetzt häppchenweise in kompakten und inhaltlich unabhängigen Episoden. Ob uns der Auftakt mit Man of Medan das Fürchten gelehrt hat, lest ihr im Test.

© Supermassive Games / Bandai Namco Entertainment

Interessanter Mehrspieler-Ansatz

Leider vermisst man gerade auf der PS4 einige Features, die man bei Until Dawn noch vorgefunden hat. Da Man of Medan für mehrere Plattformen erscheint und sich überall identisch anfühlen soll, gibt es weder Mechaniken mit Bewegungssteuerung noch die witzige Einbindung der PlayStation-Kamera oder Momente, in denen man den Controller ganz ruhig halten muss. Schade drum, aber der Schritt erscheint verständlich, wenn man bewusst keine Plattform bevorzugen möchte.

Im Vorfeld hätte vermutlich niemand damit gerechnet, aber die knapp fünf Stunden lange Kampagne darf man nicht nur alleine, sondern auch gemeinsam in Angriff nehmen. Das Mehrspieler-Angebot erstreckt sich dabei über zwei Varianten: Während man beim lokalen Filmabend-Modus den Controller zwischen den bis zu fünf anwesenden Spielern bei Figurenwechseln weiterreicht, stürzt man sich online zu zweit in das Horror-Abenteuer und erlebt stellenweise sogar völlig unterschiedliche Dinge. So begibt sich im Koop z.B. nur einer der beiden Spieler zum Tauchgang, während der andere an Deck verweilt und dort zum ersten Mal den Piraten begegnet. Keine Sorge: Spielt man alleine, bekommt man alle Szenen zu sehen. Im Prinzip ist die Mehrspieler-Komponente eine tolle Sache und funktioniert erstaunlich gut. Störend ist lediglich das Warten, wenn der andere Spieler in den Dialogen eine Entscheidung treffen muss. Zwar ist die Antwortzeit begrenzt, aber es raubt den Szenen die Dynamik und reißt einen raus. Spielt man alleine und trifft selbst die Entscheidungen, fällt das nicht auf. Muss man dagegen auf den Partner warten, empfindet man einen Bruch im Spielfluss.
 
Technikmacken

Unabhängig vom Solo- oder Koop-Erlebnis gibt die Technik Anlass zur Kritik: Zwar sehen die Kulissen teilweise fabelhaft aus und bringen vor allem an Bord der Medan die schaurige Atmosphäre in Kombination mit gut gewählten Kameraeinstellungen klasse rüber. Aber die Darstellung leidet hin und wieder auf beiden Konsolen an einem derben Schluckauf mit Ruckeleinlagen sowie asychronen Lippenbewegungen der Akteure. Hinzu kommt, dass die Figurenmodell zwar besser und authentischer aussehen als bei Until Dawn, aber vor allem hinsichtlich Mimik und Animationen stellenweise unnatürlich wirken und daher die Tendenz zum Uncanny Valley nicht abschütteln können. Das gewählte Letterbox-Format mag zwar den cineastischen Ansatz unterstreichen, doch

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Manche Entscheidungen können später unerwartete Konsequenzen nach sich ziehen. © 4P/Screenshot

dürften die schwarzen Balken am oberen und unteren Bildrand trotzdem nicht jedem gefallen.

Der Sound kann mit düsteren Klängen, gut abgemischten Effekten sowie hoher Dynamik überzeugen und trägt wie bei fast allen Horror-Erlebnissen einen wesentlichen Teil zur Atmosphäre bei. Hinsichtlich der deutschen Lokalisierung hat Bandai Namco ebenfalls ein glückliches Händchen bewiesen und professionelle Sprecher engagiert, die insgesamt einen ähnlich guten Job abliefern wie die Kollegen im englischen Original. Nur die Lautstärke-Abmischung ist in manchen Momenten bei zu leisen Stimmen nicht ideal. Als nettes Extra kann man nach dem Abspann (und einer Post-Credit-Scene!) gleich wieder in Szenen seines Story-Pfads einsteigen und deren Verlauf verändern. Zudem warten beim Bonusmaterial lohnenswerte Blicke hinter die Kulissen.