Wenn ich an The Precinct denke, denke ich an GTA. Und wenn ich an GTA denke, denke ich logischerweise auch an Polizisten, Cops und Bullen wie sie sich in tummeln – meinen Erzfeind, diese uniformierte Hydra des Gesetzes. Ich begehe Verbrechen und sie jagen mich dafür. Ich bin das Yin, sie das Yang. Je krimineller ich werde, desto polizistiger werden sie – desto mehr Streitkräfte schicken sie.
Ich kann diese Übermacht nur abschütteln, aber niemals besiegen. Das wird sich niemals ändern, weil wir in GTA immer nur die Gangster spielen, aber niemals die Cops. Aber gut sein kann doch auch Spaß machen!
Spätestens seit der Comedy-Serie Brooklyn 99 schallt mein Wunsch lauter als jede Sirene: LASST MICH ENDLICH DIE BÖSEN JAGEN, ein Wunsch, den das Indie-Spiel The Precinct mir endlich erfüllen möchte. Aber irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt, wie ich im Test verrate.
The Precinct: Sie sind verhaftet!
Avernos, der Schauplatz von The Precinct, ist eine isometrische Stadt, die an die älteren GTA-Teile erinnert. Ihr Problem: Sie versinkt im kriminellen Morast. Ich bin ein junger Rookie, frisch von der Akademie, der von der Leine gelassen werden möchte, um hier mal ordentlich aufzuräumen. Meine Kolleg*innen trauen mir (noch) nichts zu, aber das ist okay: Das ist das Gesetz der Straße.

Sei hart wie ein Mentos oder bleib am Schreibtisch! Das Tutorial entwickelt sich schnell zur Feuertaufe: Zwischen Knöllchen und Vandalismus muss ich auf einen brutalen Banküberfall reagieren. Dieser lehrt mich, dass das Leben kurz ist – und dass die Schussgefechte hinter Deckungen das schlimmste Gameplay-Element von The Precinct sind. Ob mit Auto-Aim oder ohne, es wird niemals spaßiger.
Aber das ist nur ein Teil des Jobs: Denn der Alltag ist für gewöhnlich alltäglicher, das heißt: normal, unspektakulär und ein wenig langweilig. Jeden Tag gehe ich auf Streife, halte Ausschau und bekomme ein Gespür, was mir hier begegnen kann. Wie Kriminalität aussieht, wo und wie sie entsteht.
Sie haben das Recht, mir Punkte einzubringen!
Die Vandalen sind die kleinen harmlosen Fische, die mit Bußgeldern abgefertigt werden können, aber die großen Haie sind das Problem: Die beginnen meistens mit einem kleinen Drogendeal und richten dann auf der Flucht ein riesiges Chaos an – Autodiebstahl, Verletzung von Personen und dann auch noch Trunkenheit am Steuer? Oh je, Oh je, da will sich jemand aber einen langen Aufenthalt hinter Gittern reservieren. Gerne doch!

Während die Gangster immer höhere Verbrechensrekorde aufstellen, muss ich sie nicht nur mit einer demolierten Karre durch zwei Viertel jagen und dann in eine Sackgasse rammen – nein, ich muss auch fleißig mitschreiben. Denn nur, wenn ich alles richtig notiere, wogegen sie verstoßen haben, gibt es die volle Punktzahl bei der Verhaftung.
Mehr Punkte bedeuten mehr Skillpunkte, für die ich dann neue Waffen, Autos und Spezialfähigkeiten kaufen kann. Immer, wenn ich mir eine ruhige Schicht wünsche, hoffe ich insgeheim, dass sie komplett eskaliert. Weil ich dann auf das gesamte Arsenal zugreifen kann. Hubschrauber, Nagelsperren, dicke Panzerwagen – das ist meine Stadt. HÖRT IHR? MEINE STADT.
