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The Midnight Walk im Test: So ein Spiel habt ihr noch nie gesehen

The Midnight Walk sieht irre gut aus, aber taugt es auch spielerisch? Unser Test bringt Licht ins Dunkel.

Ein Bild von The Midnight Walk mit rot-blauem Banner.
© MoonHood / Fast Travel Games / Adobe Photoshop [M]

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The Midnight Walk: Charmante Schauermärchen

Eingebettet wird eure Rätsel-Reise in mehrere Kapitel, die in sich abgeschlossene Geschichten erzählen, sowie eine alles umspannende Rahmenhandlung. Beide können auf ihre Art begeistern, harmonieren aber auch miteinander: Ihr erlebt gewissermaßen eine Reihe von Schauermärchen, die den Mitternachtsweg zu dem machen, was er ist, und Stationen auf eurer Reise darstellen, während ihr eure Mission verfolgt, die ewige Nacht zu vertreiben.

So trefft ihr beispielsweise einen Vater, der sich aufgrund von falscher Vorstellungen von seiner Tochter entfremdet; ein durch eine uralte Fehde getrenntes Liebespaar; und ein Dorf, das durch eine einzige falsche Entscheidung für immer mit tiefen Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Die einzelnen Schicksale sind mal melancholisch, mal düster, aber immer berührend und zumindest meistens mit einem Abschluss, der euch nicht ohne Hoffnung zurücklässt.

Ein Screenshot aus The Midnight Walk.
Was es mit diesem verfallenen Haus wohl auf sich hat und was sich darin verbirgt? Nur eines von vielen Mysterien von The Midnight Walk. Credit: MoonHood / Fast Travel Games / 4P Screenshot

Ich bin bei der Schilderung der Geschichten bewusst nicht zu sehr ins Detail gegangen, schließlich sind die in The Midnight Walk ein wahres Highlight. Ein Beispiel möchte ich euch aber noch mit an die Hand geben, um von der Kreativität des Studios zu schwärmen. Im zweiten Kapitel, dem „Märchen von der widerwärtigen Molgrim“, trefft ihr nämlich auf ein Dorf voller Köpfe, die sich einst von ihren Körpern trennten.

Waren sie vorher noch „Somebodies“, verwandelten sie sich anschließend in „Nobodies“, zu Deutsch also „keine Körper“. Ein überaus cleveres Wortspiel, das in der Übersetzung allerdings leider verloren geht. Wer kann, spielt auf Englisch, die deutschen Texte sind aber ordnungsgemäß umgesetzt.

Ein kleiner Showstopper

Lediglich ein Kapitel fällt mit einigen narrativen Längen aus der Reihe und drosselt das ansonsten sehr gelungene Pacing: Mehrfach den Controller aus der Hand legen, um Ausschnitte eines Stummfilms zu schauen, ist spielerisch zum einen deutlich uninteressanter, als selbst durch diese faszinierende Welt zu wandeln.

Zum anderen ist es im Vergleich zum Rest des Spiels, bei dem Story und Gameplay oft miteinander verwoben werden und Exposition nebenbei stattfindet, statt aufzuhalten, auch überraschend einfallslos und wenig elegant. Ein kleiner Showstopper in einer sonst runden Spielerfahrung.

Sammelspaß im Schattenland

Das größtenteils lineare Abenteuer lässt euch gelegentlich abseits des Pfades herumstreunen und belohnt euch dafür mit verschiedenen Sammelgegenständen: Miniatur-Figuren von den NPCs, die euch auf eurer Reise begegnen; Schallplatten mit der Musik des Spiels; Schneckenhäuser, die wie Audiotagebücher funktionieren; und Filmrollen, die die Geschichte eines schrulligen Wesens erzählen, das eines Tages von der ewigen Nacht überrascht wird.

Ein Screenshot aus The Midnight Walk.
Dieses Schneckenhaus lässt nicht etwa das Meeresrauschen erklingen, sondern Stimmen aus der Vergangenheit. Credit: MoonHood / Fast Travel Games / 4P Screenshot

Alle gefundenen Gegenstände könnt ihr euch in eurem lebenden Unterschlupf namens Häuslein – eine auf hölzernen Beinen wandelnde Hütte wie im Baba Jaga-Märchen – anschauen und anhören, auch aus dem Hauptmenü heraus. Das hat mich nicht nur dazu motiviert, mich in dieser detailverliebten Welt noch genauer umzuschauen, um die mal mehr, mal weniger gut versteckten Zierstücke ausfindig zu machen, sondern sogar einige der Kapitel ein zweites Mal zu spielen, um verpasste Objekte nachzuholen – was dank freier Kapitelauswahl nach Abschluss denkbar leicht klappt.