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Taito Egret 2 Mini (Hardware) – Die teuerste Mini-Konsole

Taito Egret 2 Mini oder (fast) eine neue PlayStation 5 – was ist euch lieber? Wir haben das ultimative Spielzeug für Retro-Nerds im Test: Das Egret 2 Mini ist ein kleiner Automat mit drehbarem (!) Bildschirm und 40 vorinstallierten Klassikern vom Arcade-Pionier Taito. Im 440 Euro teuren Premium-Paket stecken außerdem ein Arcade-Stick, ein Gamepad, ein eleganter Paddle-Controller, ein Artbook und weitere Sammler-Goodies. Selbst wenn ihr nur zum Staunen reinschaut – los geht’s mit unserem großen Test dieser schnuckeligen Retro-Maschine.

© Taito / Strictly Limited

Das Menü für die 40 installierten Games ist ausgesprochen schlicht, erwartet also keine stylischen Gimmicks, museale Features oder ähnliches. Es gibt immerhin englische Texte, je fünf Lautstärke- und Bildhelligkeits-Stufen, eine Wallpaper-Funktion für die HDMI-Ausgabe in 16:9 sowie eine Funktion namens „Filter“. Ganz wichtig: Ist diese auf „on“, dann ist das Bild sowohl auf dem verbauten Screen als auch via HDMI knackscharf und pixelgenau. Schaltet ihr den Filter auf „off“, dann liegt ein dezenter Unschärfe-Effekt über dem Bild, was so ziemlich genau gar keinen Vorteil bietet. Neben einer Sortier-Funktion der 40 Games und einem aktivierbaren Favoriten-Sternchen für eure liebsten Titel war es das auch schon! Wie gesagt: schnörkellos, aber funktionabel das Teil. Ach ja: Es gibt drei Spielstände für jedes Game; und während der Action leider keine Option, aufs Menü zuzugreifen – wer also die Lautstärke ändern will, muss das Spiel speichern, verlassen und anschließend neu starten. Kein Beinbruch, aber unkomfortabel.

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120 Euro teures, cooles Extra: Der Paddle-Controller mit Trackball, Dreh-Regler und zehn Bonus-Games. © 4P/Screenshot

Beim Taito Egret 2 Mini werden 40 Titel mitgeliefert, die zwischen 1978 und 1997 erschienen sind. Und natürlich sind die alle in der unverfälschten, so flüssig wie damals laufenden und sauber emulierten Arcade-Fassung am Start; eine komplette Liste haben wir für euch ans Ende des Textes ausgelagert. Zusätzlich zu diesen 40 Spielen gibt es aktuell schon zwei Zusatz-Module auf SD-Karte: Die eine liegt dem Paddle-Controller bei (dazu später mehr), der in so mancher Edition des Egret 2 Mini steckt und beinhaltet zehn weitere Titel. Die andere ist im Import-Handel (z. B. bei Amazon Japan für knapp 60 Euro) erhältlich, heißt „Egret 2 Mini Arcade Memories Vol. 1“ und parkt ebenfalls zehn Retro-Titel auf SD-Karte, darunter der liebenswerte Sidescroll-Klopper PuLiRuLa, der gute Knobler Cleopatra Fortune oder die ultrastrange Autobahn-Action Riding Fight. Letzere Collection lag uns zu Testzwecken nicht vor, daher sei sie nur der Vollständigkeit halber hier erwähnt.

Einmal querbeet durch alle Genres


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4 aus 40, von links oben im Uhrzeigersinn: Darius Gaiden ist ein schicker Horizontal-Shooter, Bubble Bobble geht immer, Hat Trick Hero sorgt für Bolzplatz-Stimmung und Elevator Action Returns ist ein Shooter-Geheimtipp. © 4P/Screenshot

Die 40 Titel auf dem Automaten sowie die zehn Extra-Titel für den Paddle-Controller haben wir aber im Testlabor Gassi geführt und wollen euch natürlich ein paar ausgewählte vorstellen – damit ihr einen Eindruck gewinnt, wie bekömmlich der Software-Mix auf der Mini-Konsole ist.

Starten wir mit dem Blasenschuss-Klassiker Bubble Bobble: Kennt jeder, mag (gefühlt) jeder und kann man auch heute noch richtig gut spielen – und die Nachfolger/Spin-offs Rainbow Islands Extra, Bubble Memories und Bubble Symphony sind auch am Start. Spielerisch ähnlich gelagert, also auch ein Action-Plattformer mit Ein-Screen-Stages, ist Don Doko Don, wo bis zu zwei Holzfäller-Papa-Schlumpfs gegen niedlich Pilz-Boys, Maus-Mädels und Steinwichtel kämpfen. Eine zuckersüße Sause! Wer Lust auf ein bisschen Spielegeschichte hat, der studiert die sehr frühe Anime-Versoftung Lupin the Third von 1980 (nur echt mit Teleportfunktion!), oder springt und taucht mit Pirate Pete (1982) in ein Abenteuer ein, das nicht nur spielerisch an Pitfall! erinnert, sondern auch im selben Jahr erschien.

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Die Geräterückseite mit An/Aus, USB-Ports,HDMI, Kopfhörerbuchse und Strom. © 4P/Screenshot

Versus-Prügelspieler lassen im farbenfrohen Kaiser Knuckle die Fäuste fliegen (und Gegner durch zerstörbare Levelbegrenzungen), Shoot’em-Up-Fans kommen mit dem Egret 2 Mini voll auf ihre Kosten: Sie jagen im optisch schicken Unterwasser-Ballerspiel Darius Gaiden robotische Meereskreaturen oder stürzen sich bei Tatsujin (besser bekannt als: Truxton) in SciFi-Schlachten – gecodet von den Genreprofis Toaplan. Fast ebenso viel geballert wird in Elevator Action Returns: Die spielerisch kluge, überraschend brutale Aufzug-Action überzeugt mit knackigen Schießereien und coolen Schauplätzen. Bedeutend süßer sind New Zealand Story und Liquid Kids (auf dem Egret 2 Mini mit seinem japanischen Namen „Mizubaku Adventure“ vertreten): Im einen steuert man ein Kiwi-Küken durch lustige Spielzeug-Welten, im anderen läuft man als ulkiges Flußpferd durch bonbonbunte Areale und schießt mit Wasserfontänen. Rastan Saga wiederum fordert Fantasy-Fans mit seinen knackigen Schwertkämpfen in 2D, Hat Trick Hero zelebriert lupenreinen Arcade-Fußball mit herrlichen Jubelanimationen und derben Schlägen vor die Brust.

Natürlich sind auch seitlich scrollende Straßenklopper am Start: The Ninja Kids setzt auf schrille Figuren, ulkige Animationen und einen Mix aus Nah- und Fernkampf, Runark bietet schmuddelige Gang-Hintergründe und vier abgedroschene Haudraufs mit unterschiedlichen Statuswerten. Und dann gibt es da noch die stylische Raumschiff-Knobelei Outer Zone, die euch mit optisch anspruchsvollen Level-Layouts foppt, oder Kiki Kaiki, den Vorgänger der feudalen Tempel-Schießerei Pocky & Rocky. Aber bevor ich jetzt noch die rechtlichen 30 Games vorbete, nehmt gerne folgendes Fazit mit: Nicht alle Games sind spielerisch super oder gut gealtert, aber vieles davon ist extrem spannend und man verbringt Stunde um Stunde mit dem bunten Ausprobieren. Da stört es auch fast nicht, dass etliche Titel nur im japanischen Original am Start sind – Story-Verständnis ist nämlich nur selten gefragt.

Drehwurm


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Profi-Vergleich: SNKs Neo-Geo Mini, Segas Astro City Mini und Taitos Egret 2 Mini nebeneinander. © 4P/Screenshot

Und dann hätten wir noch die zehn Spiele für den Paddle-Controller. Paddle Controller? Genau. Der extravagante Zusatz-Controller mit Trackball und sehr griffig-angenehmem Dreh-Regler ist speziell auf die Bedürfnisse von Titeln zugeschrieben, die schon in der Spielhalle auf diese Eingabegeräte setzen. Mit im Software-Zehnerpaket sind natürlich der dafür ausgelegte Prallball-Klassiker Arkanoid sowie diverse ähnlich gelagerte Titel. Aber auch das frühe Golfspiel Birdie King, der Action-Knobler Puchi Carat, die simple aber nette Kegelei Strike Bowling und das charmante Unterwasser-Minigolf Marine Date. Das Gros dieser Games hat leider eine kürzere Halbwertszeit als die 40 vorinstallierten Titel, als charmante Exoten mit cooler Steuerung sind sie aber willkommen. Steckt ihr die SD-Karte mit den Spielen seitlich in das Egret 2 Mini, bootet die Klein-Konsole automatisch in ein Menü, wo ihr diese zehn Games starten könnt.

Nächster Punkt: der Arcade-Controller. Obwohl schon der im Gerät verbaute Stick und die Buttons für eine Mini-Konsole ziemlich ordentlich sind, stellt der separat erhältliche Arcade Stick ein sinnvolles und gewichtiges Upgrade dar. Dessen Basis ist angenehm schwer und die für einen Arcade Stick natürlich immer noch geringe Größe stellt kaum ein Problem dar. Antirutsch-Pads an der Unterseite sorgen für einen festen Sitz auf der Tischoberfläche und der Stick ist richtig gut; beim Dauerzocken hat mich lediglich die Klapper-Lautstärke der Buttons gestört, das kann auch schon mal andere Menschen im Raum auf Dauer nerven. Das kann euch mit dem Egret-2-Mini-Gamepad nicht passieren: Das Sechs-Button-Pad, natürlich auch in passendem Pink-Weiß gehalten, erinnert spürbar an den ollen Mega-Drive-Controller – und es überzeugt durch gute Knöpfe und ein präzises Steuerkreuz, das zwar etwas schwammig wirkt, seinen Dienst aber super verrichtet.

Kommentare

17 Kommentare

  1. Kajetan hat geschrieben: 21.01.2023 14:49
    an_druid hat geschrieben: 21.01.2023 06:56 Ich könnte mir durchaus vorstellen das Spielehallen in modernerer Form mit VR, Racer mit Vollhydraulik Flugsimulatoren etc. + dann im Keller eine Retrohalle sagen wir mal zum Vermieten oder nach Zeit €/Std. Also mit einem alternativen Modell ein Comeback erleben könnten.
    VR-Spielhallen gibt es inzwischen sogar in einigen nicht ganz so großen deutschen Städten. Ich hab hier im 50km-Umkreis im Badischen ein halbes Dutzend Standorte. Zumindest sagt das Google auf der Karte :)
    Na dan hoffe ich mal, dass es mehr als nur begehbare Trailer sind. Ansonsten gibts ja noch das hier.

  2. an_druid hat geschrieben: 21.01.2023 06:56 Ich könnte mir durchaus vorstellen das Spielehallen in modernerer Form mit VR, Racer mit Vollhydraulik Flugsimulatoren etc. + dann im Keller eine Retrohalle sagen wir mal zum Vermieten oder nach Zeit €/Std. Also mit einem alternativen Modell ein Comeback erleben könnten.
    VR-Spielhallen gibt es inzwischen sogar in einigen nicht ganz so großen deutschen Städten. Ich hab hier im 50km-Umkreis im Badischen ein halbes Dutzend Standorte. Zumindest sagt das Google auf der Karte :)

  3. Kajetan hat geschrieben: 20.01.2023 09:35
    an_druid hat geschrieben: 20.01.2023 04:46 Würde trotzdem soo gerne mal wieder eine echte Spielhalle betreten.
    Mein Traum ist es eh einen großen Raum zu haben, in dem ein halbes Dutzend Flipper und einige ausgesuchte Kabinette mit Galaga, Zaxxon, Xevious und einem Battletech-Cabinet aus einem der großen Battletech Center (https://www.sarna.net/wiki/BattleTech_Centers) funktionsfähig erhalten sind.
    Da ist so eine Retro-Konsole nur die traurige Erinnerung daran, dass dies wahrscheinlich nur ein Traum bleiben wird :)
    Ich könnte mir durchaus vorstellen das Spielehallen in modernerer Form mit VR, Racer mit Vollhydraulik Flugsimulatoren etc. + dann im Keller eine Retrohalle sagen wir mal zum Vermieten oder nach Zeit €/Std. Also mit einem alternativen Modell ein Comeback erleben könnten. Hardware wird teurer und nicht jeder hat Bock für ein 4080/90TI System zu blechen. Streamingdienste haben auch schon einstecken müssen, weil diese mit hohen Investition mal schnell auf die Fresse fallen können. Der Wunsch nach Sozialen Interaktionen steigt ebenfalls Zunehmens.

  4. Wenn mir nach retro zumute ist, besuch ich das Arcade Museum in Kasruhe
    https://www.retrogames.info/ausstellung
    Ansonsten mag ich die Emulatoren auf dem Steamdeck ganz gerne (hoffentlich bald mal mit Virtua Tennis).
    Dennoch Danke für den Test, hat mich an meine alte Liebe Elevator Action erinnert und mich sofort den Nachfolger fürs Deck erstehen lassen.

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