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Syberia 2 (Adventure) – Syberia 2

Mit Syberia 2 führt Benoit Sokal seine mysteriöse Geschichte um die Anwältin Kate Walker und die seltsamen Automaten zu Ende, denn einen dritten Teil wird es laut dem Schöpfer fantasievoller Welten nicht mehr geben. Grafisch hat sich der Designer von Microids noch einmal mächtig ins Zeug gelegt, denn die Fortsetzung sieht wieder märchenhaft aus.

© Microids / Atari

Lieblose Rätselei

Waren wir in unserer Preview noch voller Hoffnung, dass sich Syberia 2 wenigstens spielerisch gemacht hat, ist dieser Eindruck inzwischen der Ernüchterung gewichen. Viele der Rätsel sind nämlich alles andere als ausgefeilt. Ganz im Gegenteil, denn sie machen eher einen einfallslosen Eindruck und lassen sich mit ein wenig Gefummel ohne große Kopfanstrengung lösen, wie etwa die Gießerei einer heilende Kerze oder das Schränkchen für die Bettlaken.

Kate durchstreift das eisige Dorf der Youkol, eines Eingeborenenstamms.

Weil immer irgendwo Hinweise zu finden sind, bewegen die Rätsel sich eher auf Einsteigerniveau. Das mit der Lachsangelei für den Bären ist da noch eines der besseren Puzzle. Viele der abgefahrenen Apparaturen, die Sokal wieder in seinem unnachahmlichen Stil zeichnete, scheinen lediglich der Zierde zu dienen. Syberia 2 kann daher in diesem elementar wichtigen Punkt nicht überzeugen.

Ungeschickte Steuerung

Zwar ist die Xbox eigentlich nicht für Point&Clicks gedacht, derart ungenau hätte die Bedienung aber dann doch nicht ausfallen müssen. Sie führt nämlich dazu, dass ihr fast regelmäßig Gegenstände und Aktionsmöglichkeiten überseht, da diese zu nahe beieinander liegen. Die hakelige Steuerung sorgt außerdem dafür, dass die gertenschlanke Kate ständig an irgendetwas hängen bleibt. Auch die Platzierung der Gegenstände mit Ministick oder Steuerungskreuz des Controllers ist mühsam, da sie sich als langsam erweist. Verkleinerte Suchbilder extra für die Xbox wären hier Trumpf gewesen. Immerhin dürft ihr bei Texten dann heranzoomen. Zu allem Überfluss kommt die schwarz-grüne Kiste ins Stottern und lädt ständig nach, was immer wieder zu kurzen Zeitverzögerungen führt, die auf Dauer aber nerven.
     __NEWCOL__Opulente Darstellung

Das lieblose Gameplay wird nur zum Teil durch die tolle Grafik wettgemacht, bei der Sokal wieder sein ganzes Können ausspielen kann. Diese scheint sogar noch ein bisschen besser zu sein und versetzt euch direkt in ein vorgerendertes Wintermärchen. Die atemberaubend gezeichneten Hintergründe sind stets eines längeren Blickes wert. Die adrett animierte 3D-Protagonistin spiegelt sich in Pfützen, hinterlässt eisige Fußspuren und wirft einen Schatten auf dem schneebedeckten Boden. Das Wasser eines Wildbachs plätschert glasklar dahin. Überall entdeckt man kleine Animationen wie abgehende Dachlawinen, aufsteigender Rauch, flatternde Vögel oder leise rieselnde Schneeflocken, die der unbewegten Szenerie erst Leben einhauchen. Auch der hundeartige Yuki, den ihr im Lauf des Spiels aufgabelt, bringt Schwung in die Bude. Immer wieder treiben gerenderte Zwischensequenzen die Story voran, was das Geschehen ein wenig auflockert.

Musik & Sprachausgabe

Alle, die den ersten Teil gespielt haben, werden die klassische Musik sofort wiedererkennen. Dieses Mal kehrt das Thema in seiner östlichen Variation wieder, die entfernt an russische Volkslieder erinnert. Leider gibt sich der zweite Teil recht geräuscharm, so dass nur gelegentlich Umgebungsgeräusche zu hören sind.

In ihrer Nazgul-Verkleidung erkennt Kate bestimmt keiner. Schön, wie die Flocken rieseln!

Wenig Verzückung löst leider die deutsche Sprachausgabe aus, bei der eigentlich nur die bekannte Stimme der Protagonistin gefällig ist. Auch Oscar klingt gewohnt nervtötend. Manch einer der restlichen Sprecher hört sich aber nicht gerade besonders motiviert an und betont seine wenigen Sätze auch noch ziemlich falsch. Eigentlich ja auch kein Wunder bei den vielen sinnfreien Dialogen!