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Super Mario Bros. Wonder im Test: Ein Wiedersehen voller Wunder

Abseits vom minimal angepassten Deluxe-Port für die Nintendo Switch erschien das letzte (neue) 2D-Mario vor über zehn Jahren auf der kommerziell gefloppten Wii U, und Super Mario Bros. Wonder soll nun die Durststrecke beenden, die durch die Fan- und vermutlich auch Entwicklerermüdung entstanden ist. Denn mit dem Wii-Release verkam die Super Mario Bros.-Reihe zu einem Fließband-Plattformer nach Schema F, bei dem es an Kreativität und Abwechslung fehlte. Doch der erste Trailer des neuen Abenteuers rund um Mario und seine Freunde machte Hoffnung, dass Nintendo zu alter Höchstform auflaufen und nicht ohne Grund so lange mit einem 2D-Comeback des Klempners gewartet haben könnte. Jetzt steht der Abstecher in das Blumenkönigreich mit jeder Menge Überraschungen endlich vor der Tür: Wir haben uns den Schnauzbart gestutzt, die Latzhose zugeknöpft und die Schuhe geschnürt, um aus erster Hand zu verraten, ob sich der Ausflug lohnt.

© Nintendo / Nintendo

Mario im Wunderland
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Neben den knallbunten Welten und Leveln sorgen auch die entschlackten Menüs für Eye-Candy. © 4P/Screenshot

Vor allem optisch hat sich das Team hinter Super Mario Bros. Wonder selbst übertroffen. Das Blumenkönigreich scheint geradezu zu strahlen, begeistert an jeder Ecke mit liebevoll platzierten Details und vereint pittoreske Pastellfarben mit knalligen Akzenten. Röhrenfelsen zäunen die gestreifte Steppe ein, goldenes Wasser schimmert im Sonnenlicht und im Hintergrund grasen Gallopterosse und hüpfen Hutmonster. Und weil man abseits der Kampfpartys und einiger weniger Ausnahmen das Zeitlimit komplett aus dem Spiel geschmissen hat, könnt ihr die Landschaften und Levelkulissen ganz in Ruhe genießen. In den Menüs weiß man hingegen mit Zurückhaltung zu glänzen: Dank dicker Linien, viel schwarz, viel weiß und zwischendrin einem satten Gelb auf der aktuell ausgewählten Fläche, machen das Navigieren zur wahren Freude.

 

 

Noch deutlich beeindruckender als Spielwelt und Menüs sind allerdings die Charaktere, die wirklich unglaublich charmant animiert wurden und mit ihrer Gestik und Mimik ausdrucksstärker daherkommen als jemals zuvor. Elefanten-Mario quetscht sich mit Mühe durch eine Röhre oder zittert am Rand eines Abgrunds, Luigi hüpft voller Elan in die Luft und sprintet so energisch los, dass seine Beine zu bloßen Umrissen verkommen. Peach hält sich die Arme an den Kopf, wenn sie zur Stampfattacke ansetzt und Daisy schlägt triumphierend mit ihrer Fäuste gegen schwebende Blöcke: Alle Bewohner des Pilzkönigreichs zeigen in Super Mario Bros. Wonder eine Bandbreite an Emotionen, die man dem Klempner und seinen Kollegen zumindest in 2D beinahe nicht mehr zugetraut hätte.

 

Mit Pauken und Töröööten

Auch beim Soundtrack zieht Nintendo wieder alle Register und fährt das facettenreiche Orchester eines milliardenschweren Multimediakonzerns auf: Wogende Wiesen werden von Panflöten und sanftem Klatschen begleitet, im von Piranha-verseuchten Dickicht stehlen Trompeten und ein Xylophon die Schau und im Schneegebiet sorgen Streichinstrumente und Schlittenglocken für eine stimmige Soundkulisse. Viele der Instrumente bekommen mehrere Auftritte, werden immer wieder neu zusammengesetzt und passen sich so thematisch ihrem aktuellen Umfeld an, um eine stimmige Atmosphäre für eure Gehörgänge zu zaubern.

 

 

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Augen zu, Lauscher auf: Der sanfte Soundtrack von Super Mario Bros. Wonder ist eine wahre Wohltat und weiß durch Abwechslung und Dynamik zu glänzen. © 4P/Screenshot

Neben vielen neuen Songs feiert Super Mario Bros. Wonder das Vermächtnis der Reihe mit einigen Remixes bekannter Titel aus den Vorgängern, darunter das Bonus Theme aus Super Mario World oder Delfino Plaza aus Super Mario Sunshine. Punkte gibt es auch für die Dynamik der Musik: Haltet ihr euch im Hintergrund eines Levels auf, wird die Lautstärke heruntergedreht und ein paar Instrumente legen eine wohlverdiente Pause ein. Verwandelt ihr euch hingegen in einen Elefanten, schalten sich passend zu den Stampfern des Dickhäuters die Pauken und Posaunen ein, die Musik wird wuchtiger und pompöser.

 

 

Die Kirsche auf der auditiven Sahnehaube sind die vielen gelungenen Soundeffekte, etwa der Trommelwirbel bei der Stampfattacke. Und ja: Der neue Synchronsprecher von Mario und Luigi, Kevin Afghani, macht einen fantastischen Job und muss sich nicht hinter Veteran Charles Martinet verstecken. Der einzige Wermutstropfen in der sonst herausragenden Soundkulisse sind die absurd nervigen Plauderblumen, die Belanglosigkeiten durch die Lautsprecher tröten, sich aber glücklicherweise im Menü stummschalten lassen. Genießen könnt ihr den Soundtrack sowie den Rest des Spiels dann ab dem 20. Oktober, wenn Super Mario Bros. Wonder exklusiv für die Nintendo Switch erscheint. Ein Ausflug in das Blumenkönigreich kostet 59,99 Euro und wird Story-Spieler knapp zehn Stunden beschäftigen, während diejenigen, die wirklich alles einsammeln und erkunden wollen, bis zu 15 Stunden brauchen dürften.