Über die mysteriöse Sci-Fi-Story haben wir uns ja schon in der Vorschau ausgelassen. Es geht grob um drei Freunde, die mitten im modernen New York unverhofft in Schwierigkeiten geraten. Nach einem Experiment, das hochtrabende Pläne
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Wo sind nur all die Menschen hin? Will Smith lässt grüßen: In New York ist es ganz schön einsam, wenn alles unbelebt ist. |
verfolgte, aber leider schief lief, sind Rydec, Brian und Max in ihrem Appartement auf sich allein gestellt. Manhattan ist von einer auf die andere Sekunde so unbevölkert wie der Mond. Da gibt es noch nicht mal die Zombies, die Will Smith in I Am Legend nachts belästigen. Einfach nichts! Wo sind nur all die Leute hin? Hatte der Versuch damit zu tun, der erstmals das Teleportieren ermöglichen hätte sollen? Eine junge Frau ist die einzige, die sich noch zur Truppe gesellt. Sie ist aber zunächst bewusstlos. Wer ist sie? Wieso ist sie die einzige, die noch da ist? Und warum geht die Sonne nicht mehr auf?
Obwohl die Geschichte fasziniert, werdet ihr lange darüber im Dunklen gelassen, was hinter dem Ganzen steckt. Allerdings ist abzusehen, dass es irgendetwas mit Brians misslungenem Versuch zu tun hat, der in einem Desaster endete. Der Blumentopf, der eigentlich teleportiert werden sollte, steht noch exakt an der Stelle wie zuvor. Die seltsame Maschine wurde völlig zerstört und muss nun repariert werden. Zwischen all den Bastelarbeiten verkommt die Story ab und an fast zur Nebensache. Wenn man dann denkt, jetzt passiert nichts mehr, da geschieht unvermutet eine Wendung. Da ihr nicht wisst, was genau als nächstes passiert, ist für genug Motivation gesorgt, um das grob 15 Stunden umfassende Abenteuer weiterzuspielen.
Düstere Straßenschluchten
Das Spiel ist filmmäßig inszeniert, was mit dem furiosen Intro beginnt. Auch sonst gibt es häufig Rendersequenzen, die gekonnt das Geschehen zeigen und so die vielen Laufburschendienste auflockern. Einzig die nicht lippensynchronen Gesichtsanimationen fallen unangenehm auf. Die Straßen New Yorks sind düster und überzeugend in 3D inszeniert, echte Beklemmung ist aber selten – obwohl alles menschenleer ist. Leider fehlt dazu ein Gefühl der Bedrohung, wie es I Am Legend bietet. Hier weiß man eigentlich immer, dass nichts passieren kann, weshalb es auch ohne Altersbeschränkung freigegeben ist. Gewaltfreie Unterhaltung ist also garantiert, wenn man davon absieht, dass Rydec ständige Rechtsbrüche begeht – aber schließlich ist das eine Notlage.
Weniger schön sieht der krisselige Regen aus, der wie in Overclocked euer ständiger Begleiter bei der virtuellen Tour durch Manhattan ist. An einer Stelle sagt Rydec einmal, wie es so seine Art ist, dass das doch kein Wandertag sei. Wie recht er doch hat! Und dennoch ist Sunrise eine einzige Latscherei – zumindest bis ihr endlich ein Auto gefunden habt. Obwohl das teilweise freie Manövrieren durch die Räume wenig Mühe macht, kann der agil wirkende Held nicht mal rennen. Immerhin könnt ihr den Raum durch Doppelklick auf den Ausgang verlassen, so dass es wenigstens etwas schneller geht. Das Auto sorgt für eine Schnellreisefunktion, die Balsam für die Nerven ist. Wieso bietet man diesen Luxus nicht von Anfang an?
Schwätzer vor dem Herrn
Rydec hat zu allem und jedem einen blöden Spruch auf Lager, was dem Adventure viel Stimmung verleiht. Das ist der Hauptverdienst des Synchronsprechers Andreas Fröhlich (John Cusack), der ihm seine markante Stimme leiht. Die
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Der Held hört sich gern reden, weshalb er nicht nur mit Kartons und seinen Kumpels labert sondern auch Selbstgespräche führt. |
Gespräche laufen automatisch, wenn ihr jemand anklickt. Der meiste Witz entsteht dort, wo Rydec sich mit den anderen streitet, was ziemlich oft passiert. Insbesondere mit Max geht’s zur Sache, der von Thorsten Martin (Wesley Snipes) gesprochen wird. Obwohl sie eigentlich Freunde sind, streiten sie über alles – herrlich! Einmal muss Rydec sogar den völlig betrunkenen Max aus einer freilich leeren Bar heim schleifen. Aber auch Brian hat lustige Momente, da er immer ein wenig vertrottelt wirkt und nicht mal die simpelste Witze versteht.
Etwas weinerlich kommt leider Jenny rüber, die von der deutschen Stimme von Kate Winslet gesprochen wird. Von einer Frau von heute erwartet man einfach mehr als ständiges „Rette mich“-Gequatsche. Leider ist Rydec aber auch eine Nervensäge, wenn er einen Raum durchsuchen soll oder Dinge mehrmals anschaut. Es bleibt nicht aus, dass man sich Gegenstände öfters anschauen muss, wenn man sie erst später mitnehmen kann. Vielen dürfte sein Geplapper dann auf den Geist gehen! „Mann, redet der viel“, dürften sich insbesondere diejenigen denken, die wie ich aus dem Süden der Republik stammen, wo man schon mal mit weniger Worten auskommt. Als hätten es die Macher geahnt, wird eine verkürzte Version des Spiels mitgeliefert, die mit weniger Geplapper auskommt.