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Summer Lesson (Simulation) – Züchtiger Schulmädchenreport

Wenn ein Spiel sich in Fernost zum Verkaufsschlager entwickelt, wird die Neugier geweckt. Zumindest ging es uns so bei dem bislang nur in Asien für Sonys VR-System erhältlichen Summer Lesson von Bandai Namco. Nachdem vor kurzem eine Version mit englischen Untertiteln erschien, haben wir die einschlägigen Importkanäle bemüht, um die Nachhilfelehrer-Simulation einem Test zu unterziehen.

© Bandai Namco / Bandai Namco Entertainment

Obwohl man an einer (sitzenden) Position festgenagelt ist und keinerlei Bewegungsmöglichkeit oder sonstige Optionen hat, das Geschehen aus einer anderen Perspektive zu betrachten, kann man sich eingeschränkt bewegen – soweit der Oberkörper bzw. der Kopf reichen. Und obwohl es hier Ansätze von Reaktionen auf Annäherung seitens des Spielers gibt, bleibt alles keusch, scheu und oberflächlich. In einer Szene z.B. nutzt Hikari die Lernpause, um ihre sozialen Medien zu überprüfen. Lehnt man sich vor, um zu schauen, was sie macht, wird sie defensiv, zieht sich leicht zurück und bittet darum, dies zu unterlassen. Doch dabei belässt sie es dann. Man kann sie niemals zu irgendwelchen größeren Aktionen provozieren – auch, weil die abgespielten Szenen häufig zu kurz sind, um daraus dramaturgisch etwas Interessantes zu machen.

Nur gucken, nicht anfassen – und gucken auch nicht richtig

Und für die Spieler, die eine Alternative zur Fleischbeschau der VR-Inhalte aus Dead or Alive Xtreme 3 suchen, ist Summer Lesson ebenfalls nicht geeignet. Abgesehen davon, dass Hikari stets züchtig angezogen ist und nur minimalste Einblicke

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Gemeinsam mit Hikari das Feuerwerk bestaunen: Irgendwie romantisch. Zu wissen, dass man als Lehrer mit einer Schutzbefohlenen unterwegs ist: Irgendwie merkwürdig! © 4P/Screenshot

gewährt, wird der Bildschirm immer behutsam ausgeblendet, wenn es in diffizile Bereiche geht. Nähert man sich ihrem Gesicht an (und sei es nur), um die filigran eingesetzte Mimik im Detail zu betrachten, wird es dunkel in der Brille – es wird vermutlich interpretiert, dass man Hikari küssen möchte oder Ähnliches. Nähert man sich ihrem Oberkörper, bekommt man das gleiche Ergebnis. Selbst der Versuch, beim Feuerwerk den Kopf auf ihre Schulter zu legen, wird durch ein Beiseiterücken von ihr beantwortet. Und nimmt man tatsächlich die Anstrengung auf sich, um ihr unter das Röckchen der Schuluniform lugen zu können, bekommt man ebenfalls den schwarzen Bildschirm. Sprich: Schulmädchen-Fetische werden nur in ihrer harmlosesten Form bedient. Der Reiz, etwas Verbotenes zu erhaschen, wird ohnehin spätestens dann minimiert, wenn man sie mit einem anderen Kostüm auflaufen lässt. Selbstredend kann man seine Hände und Arme nicht benutzen, um sie zu berühren.

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Keine Angst vor japanischen Schriftzeichen: In der Asia-Version (u.a. in Thailand oder Hong Kong erhältlich), gibt es englische Untertitel und Menüs. © 4P/Screenshot

Immerhin: Die Immersion ist trotzdem recht hoch – was nicht nur den heimeligen Umgebungen, sondern vor allem den natürlichen sowie geschmeidigen Bewegungen der Hauptfigur zu verdanken ist. In ihrem Gesicht, das allerdings in einigen Momenten einen Tick zu puppenhaft wirkt, sind sehr häufig überzeugende Emotionen zu erkennen. Die in dieser Fassung Englisch untertitelte japanische Sprachausgabe wird lippensynchron ausgegeben und zeigt, dass das Team von Bandai Namco die verwendete Unreal Engine 4 ordentlich im Griff hat. Auch die verschiedenen Schauplätze wie das Café, Hikaris Zimmer oder der Schrein, an dem man sich gelegentlich zu einem freundschaftlichen Plausch einfindet, wurden mit viel Detailliebe gestaltet – die allerdings nicht konsequent durchgezogen wurde. Die Zeiger der Uhren z.B. bewegen sich nicht und das ansehnliche Feuerwerk wird nicht in den Wellen der Bucht gespiegelt, an der man es verfolgt. Durch diese Kleinigkeiten sowie die seltenen Clipping-Probleme von Hikari und weiterer Kleidung wird man immer wieder aus der harmlos-entspannten Welt herausgezogen.