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Street Fighter 5 (Prügeln & Kämpfen) – Halbfertiger K.O.-König

Mit hehren Ansprüchen möchte sich Street Fighter 5 als definierender Prügler dieser Konsolengeneration etablieren. Capcom wendet sich von Ultra-, Super- oder sonstigen Versionen ab. Man hat das Beat-em-up als „Plattform“ konzipiert, das sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln und kontinuierlich ergänzt werden soll. Doch was bekommt man zum Start? Der Test gibt die Antwort.

© Capcom / Capcom

Fazit

Wenn ich nur die reine Kampfmechanik und den Netzcode bewerten müsste, würde ich wie in der Vorschau einen Award zücken. Die Kämpfe sind spannend und adrenalinhaltig. Im Zweifelsfall wird ein Move-Kenner in 95 Prozent der Fälle einen Button-Masher in die Schranken weisen. Und die 16 Kämpfer scheinen hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Eigenheiten ausgewogen. Sprich: Hier gibt sich Street Fighter 5 keine Blöße und ist als Evolution des Vorgängers annähernd makellos. Doch abseits dessen zeigt sich ein Manko, das sich wie ein roter Stolperfaden durch die Startphase dieses Prüglers zieht: Es gibt zu wenig Inhalte. Solisten werden mit Geschichtchen, die eigentlich nicht mal diesen Namen verdienen, sowie einem auf Dauer mageren Survival-Modus bei Laune gehalten. Der Trainingsmodus geht prinzipiell in Ordnung, bietet aber zumindest zum Testzeitpunkt nicht einmal die Option, sich bestimmte Moves interaktiv zeigen und abfragen zu lassen. Und für die lagfrei laufenden Online-Duelle bekommt man im schwachen Lobby-System gerade mal zwei Optionen: 1-gegen-1 in Rangliste oder im freundschaftlichen Duell. Allerdings gab es auch pünktlich zum offiziellen Start Probleme mit den Servern, die sich in Abbrüchen und auffällig langen Versuchen äußern, einen Gegner zu finden. Man kann weder eigene Turniere erstellen oder kleine Ligen ausspielen – nicht einmal offline. Und das ist mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt einfach zu wenig, so dass ich mich lieber wieder Mortal Kombat X oder dem letzten BlazBlue zuwende, das demnächst auch auf PC erscheint. Man kann ahnen, dass Street Fighter 5 über seinen gesamten Veröffentlichungszyklus hinweg ein großartiger Prügler sein wird, der vielleicht sogar in bestimmten Aspekten Maßstäbe setzen könnte. Doch momentan fühlt es sich wie eine überteuerte Early-Access-Version an, die vermuten lässt, dass Street Fighter 5 auf jeden Fall noch in die aktuelle Jahresbilanz Capcoms einfließen musste. Und das hat dieses ambitionierte Projekt, das eigentlich erst im Juni seine finale Wertung bekommen dürfte, nicht verdient.

(Anm. d. Red.: Zum Test stand nur die PS4-Version zur Verfügung. Wertung zum Release: 77%)