Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse mich, ich … geschafft! Oh Gott, wie ich dich liebe! So ähnlich fluchen und jubeln die Tiefschnee-Fahrer ihre Worte spätestens am Matterhorn gen Fernseher, denn Steep ist seit den Schatzkistenrennen von Rayman Origins das mit Abstand härteste Ubisoft-Spiel.
Auch Tiefschnee-Fahrer (Backcountry) und Entdecker kommen voll auf ihre Kosten. Da stehe ich auf dem Gipfel, sehe irgendwo in weiter Ferne nur eine leuchtende Säule. Mein Auftrag: Unter fünf Minuten das Ziel erreichen – ohne irgendeine Vorgabe. Das Terrain wechselt. Tiefschneeebenen, dann Wechten mit Felsen, zum Schluss Wälder. So rausche ich durch ein winterliches Gemälde und ergötze mich an der gewaltigen Naturdarstellung. Und wer schon mal beim Tiefschneefahren die Abfahrt verpasst hat, nicht mehr über einen wichtigen Hang kommt und unten im Tal per Anhalter zum Lift mitgenommen werden muss, weiß, dass man in diesem Fall die Spielfläche genau lesen muss. Und was mich anfangs kalt gelassen hat, entpuppte sich dennoch als kleine spaßige Abwechslung: Einen Ort auf der Karte heraussuchen, Markierer setzen und dann einfach mit dem Brett vom Gipfel runterdüsen. Hier vermisse ich auch ehrlich gesagt schmerzlich Lawinen – so krude sich das auch anhören mag. Denn wer mit 300 Sachen im Wingsuit gegen eine Felswand rast, kann moralisch gesehen auch andernorts von einer Lawine verschüttet werden. Ist ja nur ein Spiel. Dann muss man halt wieder auf das Dreieck drücken. Dennoch hätte optisch das Wegtreten eines Schneebretts oder das dunkle Grollen der bewegenden Schneemassen hinter einem den Herzschlag weiter angeregt. Und wenn man dann geradeaus mit Schuss runterdüsen muss, würde sich die interessante Frage stellen, wann man zur Seite abdriften sollte und ob das Terrain dies zulässt.
Zwar hat man wie angekündigt das Laufen der Sportler eingebaut, was die Erkundung ungemein erleichtert, dafür hat man aber das Freischalten der Spots leider unverändert gelassen: Diese zu entdeckenden Startziele, die meist auch neue Herausforderungen offerieren, können ganz simpel aus etlichen hundert Metern per Fernglas freigeschaltet werden. Das ist für meinen Geschmack etwas zu simpel. Hier hat man exploratives Potenzial verschenkt, indem man den Spieler eben nicht vorgibt: Spot X ist nur per Snowboard zu erreichen, wobei man auch wirklich bis zu jenem Gebiet fahren und das Terrain meistern muss. Das wäre auch gar nicht frustig, kann man doch beim offenen Fahren jederzeit über die Karte ganz bequem an einem anderen Punkt wieder einsteigen. Steep zeichnet nämlich den gesamten Abfahrtsverlauf auf. Stattdessen öffnet man den Wingsuit und rauscht schnell runter oder schaltet die Spots nebenbei einfach frei, wenn man zufällig in der Gegend ist. Auch die sechs Arten Erfahrungspunkte zu sammeln (Explorer, Freerider, Bone Collector, Freestyler, Exreme Rider, Pro Rider) helfen einem zwar, sehr schnell das finale Level 25 zu erreichen, sind aber sonst nicht wirklich wichtig, außer dass man darüber einige Herausforderungen freischaltet, die nicht wirklich im Gedächtnis blieben. Aber hey: Es ist ein Ubisoft-Spiel, also muss ständig was aufploppen. Das ist auch für den nächsten Punkt eher hinderlich.