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Steelrising (Rollenspiel) – Bloodborne auf Französisch

Was wäre, wenn Ludwig der 16te eine Armee aus Robotern geschaffen hätte, um die Französische Revolution brutal zu zerschlagen? Was wäre, wenn Marie Antoinette keine dümmlichen Kuchen-Sprüche kundgetan, sondern sich an die Seite des Volkes gestellt hätte? Was wäre, wenn sich der zwar im qualitativen Output stets steigernde aber dennoch seit Jahren im Mittelmaß feststeckende Entwickler Spiders dazu aufraffen könnte, ein wirklich gutes Spiel abzuliefern? Bohrende Fragen, deren Antworten im folgenden Test zu finden sind.

© Spiders / Nacon

Paris sehen – und kaum sterben


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Einst als Tänzerin zur Belustigung einzelner Individuen erbaut, hat Aegis mittlerweile eine deutlich wichtigere Aufgabe. © 4P/Screenshot
Im Verlauf des Abenteuers besucht der Spieler bekannte und schick inszenierte Orte, wie die majestätischen Tuilerien, den Place de la Comedie, den Louvre, die düsteren und imposanten Steinbrüche von Montmartre, die absolutistisch wirkende Bastille oder das verträumte Versailles – und das aufgrund des oben beschriebenen Umstands gleich mehrmals. Doch schon nach rund der Hälfte der Spielzeit sind dank zahlreicher Granaten, potenter Heilflaschen und extrem durchschlagskräftiger, weil verbesserter Waffen, die Gegner nur noch rostbehaftetes Fallobst. Besonders die Belohnungen der Nebenaufgaben sorgen dafür, dass man kaum noch einen Bildschirmtod fürchten muss, weil den meisten Blech-Aggressoren nach zwei oder drei Treffern das Licht ausgeht. Davon sind auch die Endgegner nicht ausgenommen, die man auch einfach mit Explosiv-Granaten von der Platte putzen kann, ohne auch nur einmal die Waffe zu zücken.

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In der Bastille ist Aegis auf der Suche nach dem Ursprung ihrer Herkunft. Was für Geheimnisse warten noch in dem Gefängnis? © 4P/Screenshot
Auf der einen Seite bringt das einen gewissen Spaßfaktor, weil Aegis unglaublich mächtig und stark wirkt, auf der anderen geht so natürlich das nackenhaaraufstellende Flair eines Soulslikes komplett flöten – denn Furcht empfindet der Spieler so gerüstet dann zu keiner Zeit mehr. Selbst mehrere Gegner gleichzeitig zu bekämpfen – in den meisten Spielen dieser Art ein sicheres Todesurteil – ist dank nun ausufernder Lebens- und Ausdauerleiste ein Pappenstiel. Hier hätten die Spiders ruhig noch ein wenig an der Balancing-Schraube drehen können, um den Ausflug nach Paris noch länger im Gedächtnis der Spieler zu halten. Allerdings ist es wiederum erfreulich, dass sich nun nicht jeder Entwickler auf die Fahnen schreiben muss, ein ultraschweres Spiel anzubieten, dessen einzige Auszeichnung darin besteht, eine an Unmenschlichkeit grenzende Anforderung an die Motorik des Spielers zu stellen. Steelrising richtet sich dann ebenfalls neben Fans von Soulslikes an Neueinsteiger, die sich nicht gerne jeden Abend die Finger verknoten.