Intergalaktischer Held Atmosphäre bietet Starpoint Gemini. Aber das ist nicht alles, was zählt.
Freelancer, das selbst in der Tradition des legendären Elite stand, sprach viele Spielertypen mit seiner offenen Karriere zwischen Händler und Pirat an. Es unterhielt nicht nur solche, die gerne das All erkunden, sondern auch jene, die nur reich werden wollten oder ein heldenhafter Pilot mit hoher Abschussquote. Hobby-Kapitäne, die gerne mit einem fetten Raumschiff durch die Sterne fliegen, wurden in diesem Klassiker am besten bedient. Er erschien bereits 2003 (Wertung: 87%), hat aber bislang keine offiziellen oder in offiziellen Nachfolger gefunden. Die Fußstapfen sind vielleicht zu groß – und mit jedem Jahr scheinen sie größer zu werden.
Ein Nachfolger ist so etwas wie die Quadratur des Kreises: Er müsste all das bieten und doch mehr als eine zeitgemäße Kopie von Freelancer sein. Er müsste einem die Wahl lassen, wie man an Geld, Erfahrung und Ehre kommen will. Wer einen roten Faden braucht, der einen durchs Spiel geleitet, sollte auch den finden – in Form einer möglichst spannenden Story, der die Kampagne folgt. Nicht zuletzt müsste es auch noch Weltraumatmosphäre verbreiten, die einen immer wieder in ihren Bann zieht. Derart motivierend müsste es einen möglichst lange am Steuerknüppel halten, wofür auch ein Multiplayer her müsste. All diese Forderungen zu erfüllen, ist praktisch unmöglich. So ist es auch kein Wunder, dass Starpoint Gemini scheitert.
Spiel für Entdecker
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Wer lediglich fliegen will, der wird hier fündig. Zu tun gibt es aber schon weniger. |
Eines bekommt die Weltraumsimulation aber noch am besten hin: Sie motiviert, sich immer wieder auf den Weg durchs virtuelle All zu begeben. Immer wieder macht man sich auf, um noch einen der Sektoren zu erforschen, von denen es über 40 gibt und die durch Raumtore verbunden sind. Jeder Sektor des Sternensystems beinhaltet einige Raumstationen, Asteroidenfelder und andere Raumphänomene, die bunt und optisch schön umgesetzt wurden. Auch Wracks von Schiffen schweben durch die Gegend, die zum Erforschen einladen. Was hat das herrenlose Schiff wohl geladen? Ist noch jemand an Bord? Ein Scanner bringt es ans Tageslicht, wobei man die Ladung an sich nehmen kann.
So gelungen wie die Abschnitte äußerlich umgesetzt wurden, schleicht sich doch nach einiger Zeit zu viel Routine beim Erkunden ein. Die Sternenhaufen ähneln sich und die Stationen sehen vor allem innen alle gleich aus Obwohl es auch Spezialplätze etwa für Gladiatorenkämpfe gibt, wo man mit dem Schiff kämpfen kann, bilden solche Abwechslungen doch die Ausnahme. Die meisten Raumhäfen bieten nur das Übliche wie Reparaturen, Handel oder Schiffskauf. Und das obwohl die schwebenden Gebäude verschiedene Zwecke erfüllen, denn es gibt Freihäfen, Forschungslabors und Fabriken. Jede der Außenposten gehört einer der Fraktionen, die aber keine all zu große Rolle einnehmen. So ist es fast egal für wen man arbeitet, da es keine wirklich spürbaren Konsequenzen hat.
Schrottige Kampagne
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Die Stationen sehen cool aus, bieten aber wenig. Auch keinen echten Schutz gegen Feinde. |
Obwohl die Erkundung der virtuellen Galaxie anfangs durchaus Spaß macht, ist es um das Geschehen darin weniger gut bestellt. Das liegt daran, dass die erste Kampagne reichlich misslungen ist. Sie beginnt, als man mit seinem Schiff in der Zukunft landet. Wie einem in den nichtssagenden Dialogen verklickert wird, war man scheinbar in einer Raumanomalie gefangen, wo die Zeit still steht. Draußen sind aber zehn Jahre vergangen, was man in ziemlich lapidarer Form mitgeteilt bekommt – das hätte man markanter inszenieren können. Auch wenn man von einer Partei aufgenommen wird, ist man zunächst auf der Flucht. Alle anderen haben bessere Schiffe, weshalb man aufgefordert wird, das Weite zu suchen. Die Flucht durchs Raumtor scheint gesichert.
So weit so gut, aber als man dann im nächsten Abschnitt ankommt, ist die Lage nicht anders. Dort sind auch Feinde unterwegs, die weit bessere Kisten fliegen. Eine Raumstation bietet ihre Hilfe an, man soll nur die Gegner ins Feuer locken. Allerdings klappt das nicht so recht, weil die Typen so gut sind, dass sie die Schutzeinrichtungen irgendwann abgeschossen haben. Wer dann flugs in die Station flüchtet, wird auch nicht froh, denn dort geht es auch nicht weiter. Man hat keine Möglichkeit sein Schiff besser auszurüsten oder auch sonst an Geld zu gelangen. Wenn man wieder raus kommt, bleibt einem nur der Kampf, den man mit der alten Kiste nur verlieren kann. Zudem merkt man in der Hitze des Gefechts erstmals, wie mies die Steuerung ist. Es gibt noch nicht mal eine Taste für hoch oder runter – was für ein misslicher Beginn.