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StarCraft (Taktik & Strategie) – Remastered für Puristen

Mit StarCraft: Remastered hat Blizzard Entertainment eine überarbeitete
Version des Echtzeit-Strategieklassikers aus dem Jahr 1998 veröffentlicht. Während an der Spielmechanik nicht ein Fitzelchen
verändert wurde, haben die Entwickler sowohl die Grafik als auch den
Sound verbessert, den Multiplayer-Modus an das neue Battle.net geknüpft
und die Kampagnen-Präsentation ausgebaut. Wir haben uns den Remaster im
Test näher angeschaut.

© Blizzard / Vivendi Universal Games

StarCraft: Remastered

Nach dem Start der ersten Kampagnen-Mission war ich doch ziemlich enttäuscht von der überarbeiteten Grafik von StarCraft Remastered, da die Umgebungen ziemlich trist, karg und spartanisch wirkten. Immerhin sorgte die höhere Auflösung (bis 4K; Widescreen-Auflösungen werden unterstützt) für wesentlich schärfere Kanten – kein Vergleich zu den damaligen Pixelklötzchen in 640×480. Gewöhnungsbedürftig sind vor allem die Animationen der Einheiten in 2D-Spriteform, die sich nicht stufenlos, sondern abgehackt drehen – es sind halt keine 3D-Einheiten und das wird sofort klar. Erst wenn man die „Umschalttaste“ zwischen Remaster- und Original-Grafik (F5) drückt, wird deutlich, wie stark sich die Grafik tatsächlich vom Klassiker unterscheidet – gerade in Sachen Schärfe. Dennoch wäre in Sachen Detailvielfalt bei den Umgebungen sicher mehr möglich gewesen.

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Protoss Dragoner: links StarCraft (1998), rechts StarCraft: Remastered (2017). Einheiten und Untergrund wirken durch die höhere Auflösung wesentlich schärfer – nur an die hakeligen 2D-Sprites muss man sich gewöhnen. © 4P/Screenshot

Auch die Einheiten-Porträts wurden überarbeitet und sind nun nicht mehr so verwaschen und unscharf wie damals,  wobei ihr Look nun stärker in Richtung StarCraft 2 geht. Richtig flüssig sind die Animationen der Einheiten-Porträts trotzdem nicht. Alles in allem ist die grafische Überarbeitung in Ordnung, jedoch sollte man bloß nicht zu viel erwarten, schließlich ist es ja auch ein Remaster und kein Remake eines fast 20 Jahre alten Spiels.

Qualitativ überarbeitet wurde ebenfalls die Soundkulisse, was man vor allem am Soundtrack und der immer noch großartigen Terraner-Mukke merkt. Die Soundeffekte hingegen wirken trotz höherer KHz-Rate etwas mager. Die neu aufgenommenen Einheiten-Kommentare und Dialoge, die wiederum mehr in Richtung StarCraft 2 gehen, sind da wesentlich besser, passen jedoch nicht immer zu der Einheit. Deswegen ist es toll, dass Blizzard mehrere Optionen anbietet, um sowohl die alten Einheitenkommentare als auch die alten Kampagnen-Audiodateien getrennt voneinander an- oder auszuschalten.

StarCraft pur

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Etwas mehr Details hätten der Umgebungsgrafik schon gutgetan. © 4P/Screenshot

Abgesehen vom Facelift wurde an der Spielmechanik überhaupt gar nichts verändert. Weder die Ausbalancierung der drei Fraktionen, noch die Beschränkung auf maximal 12 gleichzeitig ausgewählte Einheiten und die stellenweise katastrophal doofe Wegfindung ist angefasst worden. Arbeitslose WBFs/Drohnen/Sonden werden nicht hervorgehoben, mehrere Produktionsgebäude können nicht auf einmal angewählt werden und viele andere aus StarCraft 2 bekannte Komfortfunktionen fehlen. StarCraft: Remastered spielt sich in der Hinsicht exakt wie das Original. Blizzard möchte allem Anschein nach nicht die Hardcore-Fans verprellen und vor allem nicht die fernöstlichen eSports-Enthusiasten und ihren heiligen StarCraft-Gral mit irgendwelchen Veränderungen der Spielmechanik entweihen, aber zumindest optionale Verbesserungen (wie z.B. bei der Wegfindung oder der Einheiten-Markierung) oder Verbesserungen, die ausschließlich in der Solo-Kampagne verfügbar sind, wären schon nett gewesen.

Kampagne mit zusätzlicher Dia-Show

Der Remaster umfasst sämtliche Kampagnen aus StarCraft und StarCraft: Brood War. Mit dabei sind auch die bekannten Render-Zwischensequenzen, seltsamerweise nur mit englischer Sprachausgabe und mit deutschen Untertiteln – optisch und gerade in Sachen Charakter-Design sind die damals beeindruckenden Zwischensequenzen jedoch ziemlich schlecht gealtert. Die Missionsbeschreibung wiederum ist mit den neuen Charakter-Porträts ausstaffiert worden und sogar während des Briefings kann zwischen Original und Remaster hin und her geschaltet werden. Neu sind einige illustrierte Zwischensequenzen im Comic-Stil (Dia-Show), welche die Geschichte vertiefen, die in der ursprünglichen Version lediglich durch einfachen Text (in den Missionen) vorangetrieben wurde. An Einsätzen, Aufgaben und Missionsdesign wurde nichts verändert.

Multiplayer

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Neu sind einige Zwischensequenzen im Comic-Stil, welche die Story etwas vertiefen. © 4P/Screenshot


Wirklich gelungen ist die Integration des Mehrspieler-Modus in das Blizzard Battle.net (wie es bis zur nächsten Umbenennung derzeit heißt). Neben den LAN-Matches werden eine automatisierte Online-Matchmaking-Funktion, gewertete Ranglisten-Matches (1-gegen-1) sowie benutzerdefinierte Partien (Erstellen/Beitreten) geboten. StarCraft: Remastered ist darüber hinaus vollständig kompatibel mit den (kostenlos verfügbaren) Originalversionen von StarCraft und Brood War. Last but not least gibt es die gewohnte spielübergreifende Nachrichtenfunktion und eine Cloudspeicherung von Kampagnenfortschritt, Hotkeys und Replays. Nur die Mehrspieler-Profile scheinen nicht der Cloud gespeichert zu werden.