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Star Trek: Bridge Crew (Action-Adventure) – Kobayashi Maru: Das Spiel

Die Sache mit der Kobayashi Maru ist ja nun wirklich nichts Neues, auch nicht im Videospiel. Wenn man aber auf einer so plastischen Brücke sitzt – mittendrin, anstatt wie bisher nur als Beobachter vor einem Bildschirm –, dann ist es schon ein großer Moment, wenn das namhafte Schiff plötzlich um Hilfe ruft und man entscheiden muss, ob man die Zivilisten rettet oder sich lieber von den klingonischen Angreifern fernhält. Und Star Trek: Bridge Crew ist voll von solchen Momenten! Allerdings nicht so, wie ihr vielleicht denkt.

© Red Storm Entertainment / Ubisoft

Und klar, nach einem Warp-Sprung reist man innerhalb eines Systems auch mal von einem Sektor zum nächsten. Über weite Strecken bleibt allerdings die Frage: Wozu? Nur am Zielort kann man sich ja sinnvoll betätigen. Zu allem Überfluss sind sämtliche Sektoren überschaubare Areale, in denen nicht einmal alle drei Dimensionen eine echte Rolle spielen, denn das komplette Geschehen findet innerhalb schmaler „Scheiben“ statt, zwischen deren höchsten und tiefsten Punkten die Aegis ausschließlich per Vertikalschub hoch und runter „rutscht“. Genau: Man kann das Schiff weder um die Quer- noch um die Längsachse neigen, sondern lediglich nach links und rechts drehen.

Sind wir nicht alle ein bisschen Khan?

Dabei finde ich es durchaus sinnvoll, dass ein leichter Zugang Priorität bei der Entwicklung hatte; einige der zuletzt genannten Punkte kann ich deshalb verschmerzen – wenn das Spiel nur inhaltlich umfangreicher wäre. Man kann feindliche und verbündete Schiffe nicht einmal anfunken, geschweige denn diplomatische Verhandlungen führen.

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Leider findet das gesamte Geschehen nur innerhalb schmaler „Scheiben“ statt. © 4P/Screenshot


Es hätten wahrlich keine wuchernden Dialogbäume sein müssen. Aber es gibt ja nicht einmal Situationen, in denen man sich z.B. entscheiden muss, Klingonen aus einem eben noch feindlichen Bird of Prey zu retten oder einer weit entfernten Station der Föderation zu Hilfe zu eilen. Immerhin: Oft muss man das eigene Schiff in Sicherheit bringen oder unter Beschuss Hilfebedürftigen zur Seite zu stehen. Als einzige taktische Entscheidung und weil ihnen jedweder erzählerischer Rahmen fehlt sind diese Varianten des Kobayashi Maru auf Dauer allerdings zu wenig.

Und warum scannt man ausschließlich die immer gleichen Anomalien, anstatt vielleicht mal ein Objekt zu finden, dessen rätselhaftes Verhalten man erst entschlüsseln muss, wozu man wiederum einzelne Systeme der Aegis auf ungewöhnliche Art einsetzen muss?

Star Trek halt – wieso steckt bloß so wenig Star Trek in Bridge Crew?

Weder aufgehoben noch aufgeschoben

Tatsächlich habe ich irgendwann so dringend nach dem gesucht, was dieses Spiel unbedingt hätte haben müssen, dass ich meiner Crew in zwei verschiedenen Einsätzen befahl der Forderung eines klingonischen Captains Folge zu leisten, nachdem dieser meinte: „Schilde runter oder ihr werdet zerstört!“ Ich hätte es lassen sollen, denn wir wurden einfach angegriffen. Der Funkspruch ist ein reines akustisches Accessoire. Der Angriff wurde nicht einmal aufgeschoben,

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Kontakt kann man mit anderen Schiffen nicht aufnehmen. Es gibt nur den Kampf oder das komplette Umgehen der Feinde. © 4P/Screenshot

sodass wir wenigstens hätten Reparaturen vornehmen oder eine Flucht planen können, von Verhandlungen (z.B. gerettete Klingonen im Austausch für einen kurzen Waffenstillstand) ganz zu schweigen.

Sowohl Klingonen als auch Piraten greifen immer an. Es gibt keine Möglichkeit einen Kampf nach dem gegenseitigen Entdecken zu vermeiden. Natürlich waren Gowrons Ahnen noch keine Mitglieder der Föderation, aber das darf doch kein Grund für die komplette Abstinenz wenigstens eines konstruktiven Gesprächs sein.

Wie der Zufall so nicht will

Von der Kampagne losgelöste Aufträge mit zufälligen Versatzstücken sollen das Abenteuer Weltraum auf lange Sicht frisch halten. In diesen scannt man entweder – ihr habt’s geahnt – Anomalien, rettet Zivilisten aus Rettungskapseln und Raumstationen, verfolgt einen Flüchtigen oder verteidigt angeschlagene Schiffe gegen klingonische Angreifer.