Die Spiele erhält man im Stadia-Store, auf den man bisher aber nur Zugriff über die mobile App, aber nicht über den TV-Betrieb mit Chromecast erhält. Diese Funktion soll erst später nachgereicht werden. Mit 22 Titeln zum Start ist die Auswahl derzeit noch sehr überschaubar und besteht größtenteils aus Spielen, die bereits seit mehr oder weniger langer Zeit auf anderen Plattformen veröffentlicht wurden. Wer das Pro-Abo abgeschlossen hat, kann sich aber immerhin über einige attraktive Angebote freuen, bei denen der reguläre Kaufpreis häufig halbiert wird. Genau wie bei PlayStation Plus und Xbox Live Gold gibt es mit Destiny 2 und Samurai Shodown zudem die ersten kostenlosen Titel für die Abonnenten.
Für Stadia muss man sich seine Spielebibliothek komplett neu aufbauen. Wer bereits Titel aus der gebotenen Auswahl besitzt, muss sie sich also nochmal kaufen. Und nicht nur das: Sollte Google irgendwann das Interesse an Stadia verlieren und den Stecker ziehen, würden Nutzer alle ihre gekauften Spiele bzw. die Lizenzen zur Nutzung verlieren. Ob sich die tragische Geschichte von OnLive bei Stadia wiederholen wird, steht jetzt zum Anfang zwar trotz erster Sorgen mancher Entwickler noch in den Sternen, stellt aber dennoch eine potenzielle Gefahr dar. Gleiches gilt aber auch für PC-Plattformen wie Steam oder den Epic Games Store.
Ohne App geht (fast) nichts
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Ohne ein Mobilgerät an seiner Seite ist man bei der Nutzung von Stadia derzeit noch ziemlich aufgeschmissen: Neben dem Spielekauf sowie Einstellungen bezüglich Jugend- und Datenschutz ist auch die Display-Option zur HDR-Aktivierung aktuell nur über die App möglich. Gleiches gilt für die Anpassungen hinsichtlich der Datennutzung und Leistung, die man nur mit Hilfe der App vornehmen kann.
Will man Spiele in maximaler Qualität bei einer Auflösung von 4K mit HDR und 5.1-Surround-Sound genießen, geht der Datenverbrauch entsprechend durch die Decke. Nach Angaben von Google werden unter diesen Voraussetzungen etwa 20 Gigabyte pro Stunde durch die Leitungen gejagt. Allerdings steht diese Option ohnehin nur Pro-Abonnenten zur Auswahl. Wer etwas sparsamer zocken oder sich später für das kostenlose Basis-Abo entscheiden möchte, kann sich in den Optionen für eine ausgeglichene Darstellung entscheiden und es Stadia überlassen, die Auflösung automatisch an die Internetgeschwindigkeit anzupassen. Sparfüchse oder Spieler mit einem knappen Datenvolumen können dagegen eine eingeschränkte Datennutzung aktivieren. Hier wird die Auflösung permanent auf 720p und der Verbrauch auf maximal 4,5 Gigabyte pro Stunde reduziert.
Praxis-Test
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In der Praxis sorgt Stadia für eine angenehme Überraschung: Das Bild am 4K-Fernseher ist knackig scharf, die Farben wirken sowohl mit als auch ohne HDR angenehm kräftig und der Sound spielt in hoher Qualität samt Raumklang auf. Nur wenn man genau hinschaut und den Bildschirm inspiziert, erkennt man vor allem in dunklen Bereichen eine leichte Artefaktbildung im Zuge der Datenkomprimerung, die mit zunehmendem Abstand zum Fernseher aber kaum noch auffällt. Darüber hinaus überzeugt nicht nur die Bildqualität, sondern auch die Performance. Titel wie Shadow of the Tomb Raider, Destiny 2 oder Mortal Kombat 11 laufen über Stadia mit ähnlich hohen Bildraten wie auf sündhaft teuren Highend-PCs. Einzig bei Red Dead Redemption 2 war die Performance von allen angetesteten Spielen nicht zufriedenstellend und die Bildrate kam schon bei einem frühen Ritt durch die Winterlandschaft ins Schwitzen. Oder lag es vielleicht doch an einer schlechten Verbindung bzw. der Auslastung von Googles Rechenzentren?
Gutes Spielerlebnis
Die Latenz bzw. Eingabeverzögerung zählt bekanntlich zu den größten Herausforderungen beim Streamen von interaktiven Inhalten. Wie hat Google sie gemeistert? Überraschend gut! Mit einer schnellen Kabelverbindung reagiert die Steuerung beim Spielen am Fernseher via Chromecast erstaunlich direkt auf die Eingaben – selbst flotte Fighting Games wie Mortal Kombat 11, bei denen eine möglichst geringe Eingabeverzögerung Pflicht ist, sind perfekt spielbar und fühlen sich klasse an. Eingefleischte Profis und eSportler, bei denen jede Millisekunde zählt, werden vermutlich Unterschiede bemerken, aber für den Otto-Normal-Spieler dürfte sich die Steuerung ähnlich gut und präzise anfühlen wie beim Zocken an der Konsole oder dem PC. Und das ist schon eine Leistung: Kein anderer Streamingdienst für Spiele bietet aktuell eine derart niedrige Latenz wie Stadia!