© Shaba (PS3, 360) / Treyarch (Wii) / Aspyre (PC) / Amaze (PS2, PSP, DS) / Activision

Ein schlechter Tag für Spinnenmänner

Die wehmütigen Mollklänge von Beethovens Mondscheinsonate wehen sanft aus den Boxen, die Kamera schwenkt gemächlich nach unten, auf den blau-roten Rücken von Spider-Man – der sich merkwürdig langsam, sichtlich bedrückt durch das versinnbildlichte Chaos schleppt: Um ihn herum kämpfen S.H.I.E.L.D.-Soldaten und Kingpins Tech-Armee gegen etliche Symbionten, Flugzeuge taumeln vom Himmel und explodieren krachend. Am Rand des Daches angekommen holt der Spinnenmann einmal tief Luft, springt los, erledigt im Flug einen mittelgroßen Gegnerhaufen und rettet einen in Mitleidenschaft gezogenen Soldaten – stets wiederholt er dabei die Frage »Wo ist MJ?«, aber keiner kann ihm eine Antwort geben. Bis sie wenige Augenblicke später mit quietschenden Reifen vor ihm stehen bleibt: Eine sichtlich angepisste MJ steigt mit Gipsarm und Schrotflinte aus dem Auto, 

Kein guter Tag: New York in Schutt und Asche, Symbionten überall, MJ mit Stinklaune und Schrotgewehr – das Leben als Superheld war auch schon mal einfacher!
begleitet vom gleichsam schlecht gelaunten Luke Cage. Beide scheinen ein Problem mit dem Netzschwinger zu haben, keiner von beiden scheint ihm noch vertrauen zu können. Was zum Henker ist hier nur los? Was sind das alles für Viecher? Wieso ist New York ein

einziger Trümmerhaufen? Was ist MJs Problem? Wo kommt Venom auf einmal her? Die Antworten kann nur die Vergangenheit liefern, weswegen das Spiel die Zeit auch gleich mal um vier Tage zurückkurbelt.

Dieser Sprung führt in ein helles, einigermaßen freundliches Manhattan: Die üblichen Bandenkriege hier und da, aber nichts, was nicht mit ein paar gut gezielten Spinnweben und Kinnhaken von der Tagesordnung gehakt werden könnte. Doch schon nach kurzer Zeit bröckelt die harmonische Fassade: MJ ist sauer auf Peter, weil er seinen schwarzen Symbionten-Anzug, dem gleich im Tutorial Bedeutung beigemessen wird, nicht loswerden will. Der fette Gangsterboss Kingpin tritt auf, und mit ihm seine Chaos stiftende Tech-Armee – und nur wenige Spielstunden später beginnen harmlose Zivilisten an Wänden zu klettern und nach Fleisch zu verlangen! Das kann nicht völlig richtig sein, selbst für New Yorker Verhältnisse…

Schwarz & Rot = Gold?

Die Story ist einer der großen Pluspunkte beim neuen Spidey: Sie ist zum einen gut inszeniert, auf PC, 360 und PS3 in coolen Echtzeit-Cutscenes, die auf Wii als abgefilmte Videos recht krümelig dargestellt werden. Zum anderen besticht sie durch witzige Dialoge (Empfehlung des Hauses: auf Englisch stellen!) sowie interessante Wahlmöglichkeiten. Denn immer wieder müsst ihr euch für einen roten (guten) oder schwarzen (bösen) Weg entscheiden. Das hat nicht nur Auswirkungen auf weiterführende Missionen, sondern auch auf euer Verhältnis zu anderen Spielfiguren und schlussendlich auch auf das Spielende – was das Game für Mehrfach-Durchspieler umso interessanter macht.