Details, Details
„Was gibt es Liebchen?“ fragt mich die Bürgermeisterin des kleinen Dörfchens, das ich gerade vor einer Ork-Invasion gerettet habe mit naivem Unterton. Zum zehnten Mal. Denn eigentlich sollte die Dame auf meine erfolgreiche Militäroperation reagieren, mich zur Heldin der Gegend ernennen – und mir in meiner Suche nach dem Ursprung einer merkwürdigen Seuche namens „Blutbrand“ weiterhelfen, die die Bewohner der Gegend dahinrafft.
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So allerdings stellt sie mir zunächst immer wieder die gleiche Frage. Ohne, dass es in der Geschichte vorangeht. Gamestopper? Ludus interruptus? Spiel vorbei? Trotz meiner Erlebnisse in der Testversion, in der Fehler gleich mehrfach zum plötzlichen Abbruch der Handlung führten, ist dies hier glücklicherweise nicht der Fall. Stattdessen ist der Hänger an dieser Stelle „nur“ Folge einer sehr schlechten Questbeschreibung, denn tatsächlich muss ich eine der Heldenfiguren extrem nah an die Auftraggeberin heranführen, um den richtigen Dialog auszulösen. Das Problem: Es steht nirgends. Was für einige Spieler in dieser Situation sicher das entnervte Aus bedeuten dürfte.
Bugs vs. Atmosphäre
Diese Designschnitzer und eine hohe Bugdichte zum Release sind vielleicht das größte Manko von Spellforce 3, denn die fehlende Qualitätssicherung schadet dem Spielgefühl erheblich. Da verschwinden z.B. zwei von drei Helden einfach spurlos hinter einer massiven Felsentür, woraufhin mir angezeigt wird, ich müsse meine Heldengruppe zusammenbringen, um weiterzumachen – nur damit wenig später eine Videosequenz VOR dem Tor beginnt, welches in deren Verlauf geöffnet wird. Auch gibt es Probleme mit meinem weiblichen Hauptcharakter, der von NPC öfter mal als „Kerl“ oder „Typ“ bezeichnet wird. Diese ständigen Fehler und Brüche in der Inszenierung zerstören immer wieder die mühevoll aufgebaute Fantasy-Atmosphäre, die vor allem durch die tolle Kulisse und Architektur der Festungen, Ruinen und Dungeons entsteht: Gräser wiegen sich sacht im Wind, Fackeln in Verliesen werfen unheimliche Schatten und Zaubersprüche lassen effektvoll Funkenregen sowie Feuerwände entstehen.
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Denn Spellforce 3 ist kein richtig schlechtes Spiel: Die Mischung aus Echtzeit—Strategie und Action-Rollenspiel funktioniert über weite Teile gut. Man übernimmt die Rolle des Kindes eines Verräters, welches von seinem eigenen Vater hingerichtet werden sollte, aber gerade rechtzeitig von Soldaten der Wolfsgarde befreit wird und später selbst zum Soldaten der Krone wird. Dabei nimmt man sich im Prolog viel Zeit, um die Figuren des Generals Sentenza Noria und seiner Leibgarde aufzubauen, die im weiteren Verlauf zwar nicht mehr Teil der Spielergruppe sind, aber dennoch wichtige Rollen spielen. Zudem wird ein spannender Konflikt zwischen weltlicher Macht und einer „Kirche des Lichts“ aufgebaut, welche die Wiederkehr ihres Obergottes erwartet und mehr und mehr die Kontrolle über die Menschen der Fantasywelt von Spellforce 3 übernimmt. Die Geschichte rund um den Blutbrand und die alte Rasse der „Former“, mit denen die Krankheit anscheinend zusammenhängt, nimmt auch dank eines cool inszenierten Verrates innerhalb der Party sowie harter politischer Entscheidungen schnell Fahrt auf, wenngleich die Charakterzeichnung tiefer und die Geschichte zudem weniger „klassisch“ daherkommen könnte.