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Soulstice (Action-Adventure) – Hack’n’Slay der alten Schule

Devil May Cry trifft Berserk: Mit Soulstice wollen die italienischen AA-Entwickler Reply Games die Charakter-Action der PS2-Ära wiederbeleben. Ob das düstere Fantasy-Schlachtfest überzeugen kann, klärt unser Test

© Reply Game Studios / Modus Games

Ein Kampfsystem mit vielen Ebenen

Ein Hack’n‘Slay wie Soulstice fällt nämlich vor allem mit dem Kampfsystem. Und das haben anscheinend auch die Entwickler erkannt. Denn was auf den ersten Blick vielleicht etwas oberflächlich und simpel wirkt, entwickelt sich im späteren Verlauf zu einer spannenden Mechanik-Kombination, die vor allem in den anspruchsvollen Herausforderungs-Arenen volle Konzentration und die komplette Kenntnis aller Systeme fordert.

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Die Dialoge sind recht steif inszeniert. © 4P/Screenshot

Grundsätzlich basiert der Kampf auf dem Primär- und Sekundärangriff von Briar, die wahlweise mit ihrem Schwert oder einer Zweitwaffe zulangt. Kombos werden meist durch den einzelnen Angriffsknopf oder eine Verknüpfung mit einfachen Richtungseingaben ausgelöst. Zusätzlich gibt es Launches, die mit zwei Tasten gleichzeitig abgefeuert werden, sowie wenige Spezialmanöver, wie den Konter bei den Kampfhandschuhen. Für Paraden ist Lute zuständig, deren Abwehr als Reaktionstest angelegt ist. Erscheint ein Symbol über einem Gegner muss ich schnell die passende Taste drücken. Je nach Timing und Art der Attacke wird einer von vier Kontern ausgelöst, die z. B. Projektile ablenken oder Feinde einfrieren.

Viele bunte Leisten


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Das Kampfsystem hat viele Systeme, die gut ineinandergreifen. Im Kampf gegen die rot markierten Besessenen muss Lutes rote Aura aktiviert sein.  © 4P/Screenshot

Was sich zunächst einfach anhört und in den ersten Levels wie ein simpler Buttonmasher spielt, wird mit fortschreitender Spielzeit immer komplexer. So haben die Waffen eigene Stärken und Schwächen – der große Hammer eignet sich etwa besonders gegen Schilde, ist gegen fliegende Feinde aber nicht besonders effektiv. Es gibt schon recht früh schwer gepanzerte Krieger, bei denen die Wahl der Waffen essenziell ist.

Außerdem sind Geister und Besessene immun gegen normale Angriffe. Hier kommen Lutes Auren ins Spiel, die ich ebenfalls aktiv managen muss. Die rot und blau farbcodierte Energie füllt nämlich eine Entropie-Leiste. Bei einer Überladung der Aura, wird der kleine Schatten dann kurzzeitig außer Gefecht gesetzt, was Briar verletzlich für Angriffe macht. Nur im jeweils passenden Farbbereich (blau für die Geister, rot für ihre Marionetten) sind die Feinde verwundbar. Zu allem Überfluss ploppen nach dem Ableben der stärkeren Besessenen auch noch Geister heraus, die ihre Gefäße wiederbeleben, wenn ich die Aura nicht schnell genug umschalte und die spektralen Übelwichte auslösche.

Gegen stärkere Feinde hilft außerdem der gemeinsame Finisher des Chimären-Duos. Dafür muss aber erst über den Kombo-Zähler die Verbundenheit der beiden Kämpfer auf die höchste Stufe gebracht werden. Danach kann über die alternative Kombo ein extra harter Schlag ausgelöst werden, der Gegnern deutlich mehr Schaden zufügt. Nach dem ersten Drittel des Feldzuges gegen das Chaos erlangt Briar außerdem eine Art Trance – hier nähert sie sich der Transzendenz an und rast von lilafarbenen Energieblitzen umgeben durch die Feinde, bevor ein ebenfalls manuell auslösbarer Finisher den kompletten Bildschirm in Brand setzt. Und als wäre das noch alles nicht genug gibt es außerdem noch einen Berserk-Status, in den Briar gerät, wenn die Trance bei sehr niedriger Gesundheit ausgelöst wird. Hier wird sie unkontrollierbar und Lute muss sie via Reaktionstest beruhigen, während die Gesundheit der Ritterin immer weiter sinkt.

Harte Schule


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Der Bildschirm brennt: Der Ekstase-Modus ist sehenswert. © 4P/Screenshot
Die Systeme greifen schlüssig einander, erfordern durch ihre große Zahl aber in jedem Kampf maximale Konzentration und gute Reaktionen am Controller. Gerade zu Beginn ist es ohne Übung z.B. so gut wie unmöglich, die gemeinsamen Verbundenheits-Angriffe auch wirklich auszulösen. Aber auch hier haben die Entwickler vorgesorgt: Es gibt ein umfangreiches Upgrade-System, das beiden Charakteren sehr unterschiedliche Möglichkeiten bietet. Während Briar vor allem ihre Fähigkeiten mit den Waffen aufrüstet, neue Manöver freischaltet und ihren Schaden erhöht, steht Lute ein mehrstufiger, netzförmiger Fähigkeitsbaum für Abwehr, Angriff und ihre Auren zur Verfügung. Hier kann unter anderem die Anforderung für die Verbundenheits-Angriffe gesenkt werden. Außerdem werden die Konter verbessert und mit mehr Buffs ausgestattet, Lute kann eigene, automatische Angriffe lernen oder die Überladung ihrer Aura in eine Waffe verwandeln.

Über die Wahl bestimmter Upgrades kann ich außerdem die Ausrichtung der auf vier Pfade aufgeteilten Trance verändern. Das hat nicht nur einen etwas anderen aber immer spektakulären Finisher zur Folge. Die Ausrichtung verändert auch weitere Effekte; so erhält Briar z.B. eine Lebensgenerierung pro Treffer, wenn Lutes Fähigkeiten überwiegend aus der Kategorie Trickster stammen. Zum Glück kann ich die Upgrades meines Schattens jederzeit umverteilen – dadurch können verschiedene Builds ausprobiert werden, was dem System spürbar Tiefe verleiht.