Schade nur, dass Forschermühen in Sonic Colours kaum belohnt werden. Konnte man in Sonic und der schwarze Ritter noch aus aufgelesenen Materialien Waffen schmieden, mit drei Charakteren spielen und Sonic unterschiedliche Charaktereigenschaften zuteilen, grast der diesmal alle Levels ab und das war’s. Höhepunkt vom Abseits-der-Kampagne ist Eggmans »Sonic-Simulator« – eine virtuelle Realität mit einfarbigen Kulissen, in der man entweder zu zweit oder alleine durch neue und Abschnitte alter Sonic-Spiele rast. Sterne schalten hier weitere Levels frei.
Wem es nicht reicht, in jedem Level der Kampagne eine gute Bewertung zu erzielen, darf außerdem das ganze Spiel auf der Suche nach der besten Gesamtpunktzahl am Stück durchrasen.
Die Aussichten auf spielerisch wertvolle Belohnungen sind also mager, trotzdem ist das Entdecken geheimer Ecker natürlich motivierend. Zumal man noch beim zweiten, dritten und zehnten Anlauf neue Wege entdeckt. Befreit Sonic nämlich einen außerirdischen Wisp, verleiht der ihm für kurze Zeit eine besondere Fähigkeit – entweder wühlt sich der Igel dann wie ein Bergwerksbohrer durchs Erdreich, startet als Rakete in ungeahnte Hohen durch, zischt mit Beinahe-Lichtgeschwindigkeit als Laserstrahl durch Stromleitungen, frisst als Monster unüberwindbare Barrieren, erhebt sich wie ein Flugzeug in die Luft oder rollt wie eine Klette an Wänden empor. Weil er jeweils nur einen Wisp tragen kann, muss man dabei überlegen, wann er welche Fähigkeit einsammeln und einsetzen soll. Und natürlich kann er nicht alle Fähigkeiten sofort einsetzen: Erst wenn er den ersten Level einer neuen Welt bestanden hat, stehen ihm auch in bereits besuchten Welten neue Außerirdische zur Verfügung. Mein Tipp: Spielt das kurze Abenteuer einmal durch und greift erst dann nach den Rekorden.
Ätsch!
Lange dauert es ja nicht, bis der Turbostachel den verrückten Doktor in die Knie zwingt – ein paar Stunden und Eggmans finsterer Plan ist gegessen. Leider sind gerade die Bosskämpfe lächerlich einfach. Es sind die Tode davor, die mich mitunter zur Weißglut treiben! Oft genug brauchte ich da mein ganzes Geschick, um mit viel Schwung eine gewünschte Plattform zu erreichen, ans Ende eines hohen Schachts zu gelangen oder über bewegliche Plattformen zu hüpfen. Für kleine Schalterrätsel mussten außerdem meine grauen Zellen ran. Und wenns mal schief geht? Kein Problem! Dann eben noch mal.
Wenn’s allerdings schief geht, weil Sonic völlig unvorhersehbar in einen Abgrund plumpst oder wegen eines ebenso unvermittelt auftauchenden Gegners sämtliche Ringe verliert – dann ist das ein Problem. Es darf einfach nicht passieren, dass der Raser automatisch von einem Bildschirm in den nächsten gehievt und dort in einen Feind transportiert wird.
Auch riskante Sprünge müssen einsehbar sein. Ein »Ha ha, diesmal ist da keine Plattform« oder »Ätsch, Bombe!« aus der Entwicklerecke ist dem Spielgefühl jedenfalls nicht zuträglich. Zu viele Passagen muss man auswendig lernen, bevor man sie überhaupt bestehen kann. Ein durchdachtes Spieldesign sieht anders aus.
Da darfst hier nicht vorbei!
Und leider ist die Gestaltung der Levels nicht der einzige Stolperstein. Sicher: Auf den ersten Blick ist es eine praktische Vereinfachung, dass Sonic einen Gegner im Sprung automatisch anvisiert – ein weiterer Knopfdruck und der Igel stachelt jeden noch so weit entfernten Feind vom Feld. Weil der Angriff aber mit der Sprungtaste ausgeführt wird, hat er mir manchen Doppelsprung zunichte gemacht. Wer denkt sich so etwas aus? Ich habe doch lieber die volle Kontrolle, als dass ich einem Auto-Vernichter zuschaue. Selbst der Fuchtelangriff aus Sonic und der schwarze Ritter war mir lieber. Neu ist die Knopfdruck-Technik ja nicht; in Colours kommt sie aber auffallend oft dem freien Springen in die Quere.
Die Kontrolle ist ohnehin ein Knackpunkt, denn nicht immer reagiert Seine Flinkheit umgehend auf einen Knopfdruck. Er tut schon mal so lange nichts, bis ihm ein Gegner die Ringe aus dem Stachelkleid haut. Und das, obwohl Eggmans Handlanger weiß Gott keine Granaten im Mitdenken sind – die drehen sich ja nicht einmal um, wenn die blau gefärbte Zielscheibe direkt hinter ihnen steht! Ich kratze mich außerdem am Kopf, wenn ich das motivierende Erforschen mit unsichtbaren Wänden in Verbindung bringen will. Warum verbauen mir nur immer wieder mal künstliche Schranken den Weg, wenn ich gerade einen neuen Gang entdeckt habe? Hinter weiten Abgründen verstehe ich die Barrieren. Viele andere Notstopps sind allerdings überflüssig.