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SnowRunner (Simulation) – Etwas mehr Matsch auf der Switch

Mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung von SnowRunner auf PC, PlayStation 4 und Xbox One startet die Off-Road-Simulation auch ihre Motoren auf der Switch. Inhaltlich unterscheidet sich das entschleunigte Spiel nicht (inkl. Hardcore-Modus) von den anderen Fassungen, aber es gibt die zu erwartenden technischen Unterschiede.

© Saber Interactive / Focus Entertainment / astragon Entertainment

Truck Stranding

Zugleich kann man bei der Erkundungstour mit einem Scout-Fahrzeug die Beschaffenheit der Straßenverhältnisse in Augenschein nehmen und sich so ein Bild davon machen, mit welchem Truck und mit welchen Upgrades die nächste Mission anzugehen sei. Interessanterweise erinnert die Spielwelt mit ihren Symbolen und Aufträgen an die typische Open-World-Formel von Ubisoft, nur weniger aufdringlich. Es gibt viel zu tun, noch mehr bergen und viel zu liefern. Man hat die weitgehende Freiheit bei der Auftragsauswahl. Bei den „großen Aufträgen pro Gebiet“ verbessert man durch seine Taten praktischerweise die Infrastruktur, was die Entwickler mit einem Seitenhieb auf Death Stranding im Trailer kommentierten, da man „förmlich Verbindungen schafft“ (wir berichteten).

Die Upgrade-Möglichkeiten der Fahrzeuge sorgen dafür, dass man ein fahrbaren Untersatz über längere Zeit behalten und ihn an unterschiedliche Gegebenheiten anpassen kann. Dennoch könnte der Fortschritt gerade zu Beginn etwas schneller gehen, damit man zügiger an manch essentielle Upgrades wie Reifen oder Fahrzeuge wie den International Paystar 5070 herankommt. Hier haben die Käufer der Premium Edition einen klaren Vorteil, da sie Zugriff auf einen DLC mit dem „Khan 39 Scout Truck“ haben (separat für 3,99 Euro erhältlich), mit dem man die Karten wunderbar erkunden kann. Ein simuliertes Wirtschaftssystem bietet die SnowRunner-Welt nicht, gebrauchte Fahrzeuge können zum Vollpreis wieder verscherbelt werden.

Unterwegs in drei Stillleben

Insgesamt gibt es drei Regionen zu befahren: Michigan, Alaska und Taymyr. In Michigan findet man Berge, Sumpfland, dichte Wälder und kleine Städte. Im sibirischen Taymyr gibt es weite Landschaften mit bewaldeten Feuchtgebieten. Und in Alaska ist die Spielwelt mit teilweise reichlich Puderzucker überzogen. Überall gibt es große Industrieanlagen zu besichtigen – viele Ecken sehen dabei gut aus; stellenweise verstecken sich dahinter einige fiese Streckenüberraschungen. Der flüssige Tag/Nachtwechsel intensiviert die Stimmung, u.a. mit cleverer Nutzung von Filmkörnung und anderen Bildtricks, wenn es dunkel wird.

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In den Schnee-Regionen warten neue Herausforderungen und fieses Eis. © 4P/Screenshot

Die einzelnen Regionen bestehen aus mehreren Karten, die untereinander mit Tunneln verbunden sind und somit keine nahtlos verknüpfte Spielwelt pro Region bilden. Immerhin können Aufträge von einer Karte auf die nächste Karte durchgeführt werden. Eine nahtlos große Region würde den umständlichen Fahrzeugwechsel über die Werkstatt hinweg einfacher gestalten.

Trotz der oft schön gestalteten Karten leidet die Spielwelt an einer unnötigen Leblosigkeit. Es sind überhaupt keine anderen computergesteuerten Fahrzeuge unterwegs und selbst in den Städtchen, Wäldern oder auf den Fabrikhöfen gibt es keine Lebenszeichen. In der Einöde ist solch ein Stillleben natürlich gewollt und passend, trotzdem müssten nicht alle Abschnitte so trostlos sein, zumal andere Verkehrsteilnehmer ggf. Probleme haben könnten, denen man helfen könnte oder die sogar zur Hilfe kommen könnten. Apropos Macken: Die Kamera zeigt sich zwar deutlich besser als bei MudRunner, aber an vielen Objekten stößt sie sich schon und ändert blöderweise ruckartig die Perspektive.

Nicht überall gibt es Werkstätten und Tankstellen

Die Dreh- und Angelpunkte auf den Karten sind Garagen/Werkstätten, die als Schnellreisepunkte zwischen den Regionen und zur Verwaltung der Trucks dienen, sich nicht auf jeder Karte vorhanden sind. Gleiches gilt für Tankstellen. Daher muss man sich für längere Touren gut darauf vorbereiten.

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In SnowRunner ist der Weg das Ziel. © 4P/Screenshot

Gelingt eine Fahrt nicht und das Fahrzeug fällt um oder stürzt in einen Abgrund kann man es „bergen“ lassen –  dann erscheint das Fahrzeug aufgetankt und einsatzbereit in der Werkstatt – ohne weitere Kosten. Der Fortschritt des Auftrags ist aber logischerweise futsch. Und ja: Wenn man kurz vor dem Ziel nach langer Fahrt im Schlamm stecken bleibt, im Fluss festsitzt oder einen Abhang herabstürzt, ist das verdammt ärgerlich, aber so ist das Spiel und man kann es beim nächsten Versuch besser machen – zumal es nur einen Speicherstand und nur ein Profil gibt.

Adrenalin im Schnecktempo?

Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass das Spieltempo von SnowRunner ziemlich niedrig ist – das gilt für die Erkundung, die Lieferrunden und den allgemeinen Spieler-Fortschritt. Das ist Geschmacksache, aber das Spiel will schließlich eine Offroad-Simulation in schwierigem Gelände sein und durch Matsch, Schnee, Flüsse usw. bewegen sich die tonnenschweren Vehikel nun mal im Schneckentempo. Trotzdem kann das Spielgeschehen richtig spannend werden, wenn man kurz vor einem Gipfel oder einem lang entfernten Ziel ist und doch noch eine Herausforderung auftaucht.

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Textur-Sparmaßnahmen in Matschform im ersten Dorf. © 4P/Screenshot

Obgleich das Tutorial viele Spielaspekte verschweigt und einem nach knapp 20 Minuten in die freie Wildbahn entlässt, ohne zu erklären, was Reparaturpunkte sind, ist SnowRunner zugänglicher als der Vorgänger – auch dank des Kodex. Neben einer aufgeräumteren Benutzeroberfläche helfen anfänglich die Automatik-Gangschaltung sowie die automatischen Beladungsvorgänge. Erst mit Upgrades werden komplexere Gangschaltungen zugänglich, die z.B. einen oder mehrere gezielt ansteuerbare Lastgänge haben. Aufgaben oder Herausforderungen auf Zeit oder mit Einschränkungen machen die Missionen kniffliger, dennoch fehlt eine gezielte Schwierigkeitsgrad-Unterscheidung zwischen „normal“ und „für Simulationsprofis“.

In diesem Kontext hätte man das Schadensmodell besser nutzen können: Derzeit ist es so, dass die absolut hervorragenden Fahrzeugmodelle (inkl. Sounds) beschädigt werden können und diese Beschädigungen am Fahrzeug sichtbar sind – ein entsprechendes Overlay zeigt den Status vorbildlich an. Aber die Auswirkungen der Beschädigungen fallen kaum ins Gewicht. Selbst eine Abhang-Rollkur konnte den Scout nicht stoppen und auch mit einer beschädigten Federung waren kaum Einflüsse spürbar. Seltsam ist auch, dass manche Kollusionen gar keinen Schaden anrichten und kleine Leitplankenstreifer gleich den Motor treffen. Es wäre besser gewesen, wenn das Fahrzeugverhalten stärker von den Schäden beeinflusst wird, gerne auch gestaffelt nach Schwierigkeitsgrad oder Spielmodus – wobei eifrige SnowRunner-Trucker ohnehin möglichst wenig Schäden am Vehikel haben wollen. Die Wettereffekte wie z.B. Schnee werden abermals zu selten und zu zahm eingesetzt.

  1. Dharis hat geschrieben: 08.06.2021 09:20 Wie verhält es sich denn auf der Switch bzgl. der fehlenden Analog-Trigger, stört das sehr? Ich nutze das am PC mit Controller schon recht häufig, um gefühlvoller Gas zu geben. Dadurch kommt man in bestimmten Situationen meiner Meinung nach schon besser vom Fleck, ohne dass die Räder gleich durchdrehen und sich tiefer vergraben.
    Ich hab da keinen Vergleich, da ich sowohl MudRunner als auch SnowRunner nur mit dem Switch Pro Controller ohne analoge Schultertasten gespielt habe. Ich habe es jetzt nicht als störend empfunden, die Option nicht zu haben, mal weniger Gas geben zu können. Man hat ja immernoch den Lastgang, wenn man ihn braucht oder man gibt einfach "Stottergas", wie zu PS1/PS2-Zeiten. Ansonsten hilft auch die Winde in fast allen Fällen.

  2. Wie verhält es sich denn auf der Switch bzgl. der fehlenden Analog-Trigger, stört das sehr? Ich nutze das am PC mit Controller schon recht häufig, um gefühlvoller Gas zu geben. Dadurch kommt man in bestimmten Situationen meiner Meinung nach schon besser vom Fleck, ohne dass die Räder gleich durchdrehen und sich tiefer vergraben.

  3. Erwähnenswert ist hier vll, dass der Fortschritt im (Online-)Coop nur beim Host gespeichert wird. Die Mitspieler behalten zwar verdientes Geld und Kram, müssen die Missionen bei sich aber nochmal machen.

  4. Ich hab es für die Switch und bin sehr zufrieden. Im Prinzip ist alles besser als in MudRunner, wobei das ja schon wirklich Spaß gemacht hat. Gut, dass man nun auch wirklich die ganze Karte erkunden muss und nicht nur die Idealstrecke abfährt.
    Neben den vielen Verbesserungen (Truck Upgrades muss man sich verdienen, Abkürzungen wie Brücken muss man erst bauen, Erfahrungspunkte mit denen man Sachen freischaltet, Nächte sind hell wie bei Vollmond anstatt stockfinster) gibt es wie im Artikel beschrieben auch ein paar Sachen, die verbesserungswürdig sind (häufige Tonaussetzer beim Motoren-Sound, kein manuelles speichern möglich, es ist nicht erkennbar welcher Truck mit welchem Anhänger funktioniert, manchmal wird der zuletzt verwendete Truck ohne Warnmeldung nach dem Laden des Spielstands von der letzten Position auf der Karte in das Trucklager einer Werktstatt transportiert).
    Den Koop-Modus habe ich noch nicht ausprobiert, aber in MudRunner hat es durchaus Spaß gemacht und lief zuverlässig (auch online).

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