Trotzdem motiviert es immer wieder durch die zahllosen Stockwerke des Tartarus-Turms zu ziehen und dort skurrile Geister und Dämonen zu jagen. Grund dafür ist neben der Möglichkeit selbst Dämonen, Perona genannt, zu rekrutieren und später auch selbst zu erschaffen, vor allem das gelungene Kampfsystem. Ihr könnt zwar immer nur euren leider genauso stummen wie profillosen Protagonisten direkt steuern, das Verhalten eurer Mitstreiter könnt ihr mit einer Reihe anwachsender Verhaltensvorgaben aber dennoch facettenreich beeinflussen.
Persönlich wäre es mir zwar lieber gewesen, die volle Kontrolle über die Party zu haben, statt auf irgendwelche Automatismen zu vertrauen, aber in der Praxis funktioniert das Ganze dennoch recht gut.
Das Ausrüsten der Partymitglieder hätte aber sicher handlicher, das Verwenden bestimmter Skills weniger beschränkt umgesetzt werden können. Aber sei’s drum, die rundenbasierten Kämpfe sind angenehm fordernd, während Neulingen der Einstieg durch ein Herabsetzen des Schwierigkeitsgrads sowie spielbegleitende Tutorials leicht gemacht wird. Im Grunde kommt es wie in jedem Shin Megami-Titel in erster Linie auf die konsequente Ausnutzung elementarer Schwächen an, um möglichst oft zum Zuge zu kommen, nur dass ihr dieses mal nicht die volle Kontrolle über eure Heldentruppe habt, was die Kampfplanung zwar etwas einschränkt, den Figuren aber auch mehr Individualität verleiht, da man sie nicht aufgrund ihres aktuellen Levels, sondern ihrer einzigartigen Fähigkeiten bzw. Personas einsetzt. Im Gegensatz zu euch können die anderen Charaktere ihre Personas nämlich nicht wechseln.
Wandelnde Schatten
Ihr könnt dagegen sogar während der Kämpfe auf eine andere Persona, mit vorteilhafteren Fähigkeiten umsteigen, neue erschaffen und gerade nicht benötigte registrieren, um jederzeit Zugriff auf sie zu haben, da der Platz für dämonische Begleiter beschränkt ist. Trefft ihr im Spiel auf Gegner, könnt ihr diese übrigens auch als umherziehende Schatten sehen, sie versuchen zu umgehen, sie von hinten überraschen oder sie in die Flucht schlagen – lästige Zufallskämpfe gibt es jedenfalls keine. Zudem könnt ihr an der Größe der Schatten abschätzen, wie viele Widersacher euch erwarten oder ob es sich um seltene Feinde handelt, die besonders lukrative Beute versprechen oder für einen von zahlreichen Bonusaufträgen benötigt werden. Besonders dominante Siege überraschen euch sogar mit einer Art Hütchenspiel, bei dem ihr diverse Boni absahnen könnt.
Auch sonst gibt es einige Überraschungen und Extras, die über die dröge Levelarchitektur und den öden Schulalltag hinweg trösten. Wenig Trost gibt es hingegen für Spieler mit Englisch-Schwäche: Persona 3 kommt hierzulande nämlich nicht lokalisiert in den Handel – sowohl Texte als aus Sprachausgabe sind komplett auf Englisch, auch japanischen Originalton gibt es keinen. Wer günstig an die US-Fassung heran kommt und diese auf seiner PS2 auch abspielen kann, kann sich die PAL-Version, die nicht einmal einen 60Hz-Modus bietet, daher sparen. Alle anderen dürfte es zumindest freuen, dass Persona 3 auch bei uns zum reduzierten Preis erschienen ist und neben einer gelungenen englischen Synchro auch einen packenden, wenn auch wiederholungsanfälligen Soundtrack zu bieten hat. Optisch überzeugt der Titel hingegen eher durch seinen Stil als durch technische Raffinesse. Die inneren Werte sind aber über fast jeden Zweifel erhaben.