Persona 3 ist wie seine beiden hierzulande nie veröffentlichten Vorgänger in einem Highschool-Setting angesiedelt. Hinter der Schulkulisse wartet aber einmal mehr eine bizarre Parallelwelt darauf erforscht zu werden. Dennoch führt ihr quasi zwei Leben: Einmal das eines gewöhnlichen Austauschschülers, der diversen sozialen und schulerischen Verpflichtungen nachgehen muss und einmal das eines Geisterjägers mit übersinnlichen Fähigkeiten. Beide Tätigkeiten sind allerdings miteinander verzahnt. So beflügelt das Pflegen sozialer Kontakte beispielsweise eure Fähigkeit Dämonen zu erschaffen, die an eurer Seite an nächtlichen Feldzügen gegen eine übernatürliche Bedrohung in den Kampf ziehen.
Jedes Mal um Punkt Mitternacht bleibt die Zeit nämlich für eine Stunde stehen und es geschehen merkwürdige Dinge, die nur euer Alter Ego und ein paar andere Auserwählte wahrnehmen können, während die anderen Menschen ahnungslos schlafen. Und sollten sie doch mal zu später Stunde unterwegs sein, werden sie von schwarzen Särgen verschluckt, die während dieser Stunde an Ort und Stelle wie Mahnmale verharren und den darin Eingeschlossenen ihre Erinnerungen stehlen. Klingt skurril, ist es auch, aber genau solche Ideen haben die Shin Megami Tensei-Spiele schon immer zu etwas Besonderem gemacht.
Zwischen Schulbank und Jenseits
Das trifft auch auf Persona 3 zu, obwohl ihr einen Großteil eurer Zeit als ganz normaler Schüler verbringt, der für Prüfungen büffelt, mit Freunden abhängt, sich vor den Fernseher setzt, das Internet unsicher macht oder sich in Schulvereinen engagiert. Was anfangs auch noch interessant und unverbraucht wirkt, wird auf Dauer jedoch irgendwann zu einer lästigen Pflichtübung. Es kommen zwar immer neue Betätigungsmöglichkeiten hinzu, aber diese laufen quasi allesamt vollkommen automatisch ab. Auch die meisten Charaktere sind einfach zu stereotyp, um das ganze Highschool-Gedöns dauerhaft spannend zu machen. Darüber hinaus kann es auch teils ziemlich nerven, irgendwelchen Verpflichtungen nach gehen zu müssen, obwohl man gerade wichtigeres zu tun hätte.
Man kann zwar im Unterricht auch einfach schlafen oder verschiedene Tätigkeiten gänzlich verweigern, aber letztendlich schneidet man sich damit nur ins eigene Fleisch, da man dann auch im interessanteren Teil des Spiels, den nächtlichen Streifzügen durch die Geisterwelt, diversen Handicaps unterliegt. Also macht man auch weiterhin brav seine Hausaufgaben, gibt sich mit langweiligen Mitschülern ab und drückt sich zum x-ten Mal denselben Fraß rein. Immerhin wird der Alltag in netter Anime-Optik präsentiert. Die Spielwelt ist zwar recht übersichtlich, bietet aber auch in der Freizeit einige, leider ebenfalls automatisierte Beschäftigungsmöglichkeiten. Nachts wird es dagegen was die Spielwelt betrifft eher dröge. Lediglich in Vollmondnächten können Handlung und Schauplätze überzeugen. Ansonsten seid ihr in sterilen, unspektakulären Zufallslevels unterwegs, die trotz verschiedener thematischer Settings kaum Wiedererkennungswert haben.