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Shadowgrounds Survivor (Arcade-Action) – Shadowgrounds Survivor

Etwa 100 Jahre in der Zukunft: Auf Ganymed entsteht die erste Kolonie menschlicher Siedler – und was passiert? „Aliens“ passiert! Gigers Schöpfung, oder das, was ihr verblüffend ähnlich sieht, überrannte im Vorgänger den Trabanten mit mehreren Hundertschaften. Und weil das außerirdische Gesindel erst jetzt zum Großangriff bläst, hetzen euch die finnischen Entwickler kurzerhand ein zweites Mal über den düsteren Jupitermond…

© Frozenbyte / cdv

Banal genial

Der Weltraum, unendliche Weiten… alles Quatsch! Shadowgrounds erzählt auch im zweiten Aufguss keine Weltraumoper, sondern missbraucht das coole SciFi-Szenario lediglich als Ausrede für brachiale Zerstörungswut. Das gilt vor allem deshalb, weil heuer nicht nur mit totschicken Schattenwürfen im Lichtkegel der Taschenlampe gespielt wird, sondern weil sich zertrümmerte Kisten, explodierende Fässer und abknickende Bäume realitätsnah verabschieden – den Physikroutinen von Ageia sei Dank. Zusätzlich gibt es dichte Nebelbänke, schmutzigen Rauch sowie verstörende Verzerrungen des gesamten Bildes. Pyromanen erleben außerdem imposant knisterndes Feuer, sobald ihr Flammenwerfer Tacheles spricht oder Öllachen in Brand setzt.

Auf Ganymed ist immer noch die Hölle los: Shadowgrounds 2 erzählt u.a. die Geschichte von drei Überlebenden.

Schön, eindrucksvoll, äußerst befriedigend – spielerisch erneut banal. Denn tatsächlich setzt Frozenbyte seiner zwei Jahre alten Technik lediglich ein paar zusätzliche Effekte auf, wirft hier und da eine Hand voll neuer Ideen ein, verpackt sie in frischen Kulissen und fertig ist die Fortsetzung.

Macht aber nichts: Shadowgrounds ist nicht mehr als eine Spielwiese für Schaulustige, das feierabendliche Intermezzo mit dem Abzug, und als solches funktioniert es ganz hervorragend. Wer mit dem ausgesprochen knackigen „Splat“ beim Zerplatzen eines Aliens nichts anfangen kann, ist hier ohnehin fehl am Platz. Taktik? Nix da! Eine packende Story? Ähhh… Grusel oder gar Horror? Fehlanzeige. Nicht, dass keine Stimmung aufkommt – im Gegenteil! Pulkkinens Soundtrack wabert z.B. mal unheilvoll im Hintergrund, frönt ein andermal mit trotzigen Gitarren dem Schlachtfest und die Solistin beschwört schaurig-schöne Momente. Klasse, dass Käufer der deutschen Box die komplette Tonspur auch separat hören dürfen. Im Zusammenspiel mit den allgegenwärtigen Schatten, die vom Licht der Taschenlampe zerschnitten werden, erzeugen die Finnen eine erfreuliche dichte Atmosphäre, die in ihren besten Momenten einem Doom 3 das Wasser reicht.

Mehr 3D

Wo Alienjäger im Vorgänger zudem meist durch sehr eindimensionale Schauplätze gestapft sind, nutzen die Entwickler ihre gestalterischen Möglichkeiten diesmal effektiver. Nein, mehrstöckige Gebäude oder Höhlen wurden auf Ganymed noch immer nicht entdeckt. Allerdings geben viele Kulissen den Blick auf höher oder tiefer gelegene Ebenen frei, wodurch die Welt kompletter wirkt. Beeindruckend ist z.B. der Blick auf eine im Tal gelegene Station, durch die man schon aus der Ferne Monster schleichen sieht. Vor allem dann, wenn hohe Stahlträger

ins Bild rücken, während die Taschenlampe darunter Dutzende Schatten in Bewegung versetzt, weiß man nie,

Die Schauplätze sind diesmal interessanter, da sie auch den Blick in die Tiefe freigeben.

ob gerade ein Monster um die Ecke gekrochen kam… Frozenbyte hätte allerdings mehr solcher Situationen erschaffen müssen, um Survivor deutlicher von seinem Vorgänger abzugrenzen: Die meisten Schauplätze sind zu einfach gehalten, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Und zugegeben: Auch die befriedigende Alienhatz bleibt für sich genommen nicht im Gedächtnis hängen. Die Angreifer rennen schnurstracks auf ihr vermeintliches Opfer zu, stehen mitunter trotz längst gesichteter Frischnahrung einfach am Fleck und verabschieden sich nach wenigen Sekunden ohnehin in die ewigen Jagdgründe – dass nur eine Hand voll Rassen zum Angriff bläst, kommt deren Wiedererkennungswert da nicht gerade entgegen. Einen bemerkenswerten Auftritt hat lediglich jene Spezies, die gelegentlich vom Skript getrieben an Felswänden empor kriecht. Dafür ist das Vorankommen diesmal abwechslungsreicher, weil neue „Zielscheiben“ oftmals unverhofft im Rücken der Helden auftauchen. Gegen einen große Meute Aliens hilft daher nicht mehr das einfache „Nach hinten Laufen und nach vorne Schießen“; eine Prise mehr Einfallsreichtum als zuletzt ist gefragt. Schade nur, dass offenbar sämtliche große Zwischengegner bereits in Shadowgrounds ausgerottet wurden. Die „Überlebenden“ bleiben jedenfalls vor solchen Kreaturen verschont – ein Jammer.