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Sengoku Basara: Samurai Heroes (Action-Adventure) – Sengoku Basara: Samurai Heroes

Wenn es um Kloppereien gegen riesige Gegnerscharen geht, redet man meist von Koeis Dynasty Warriors. Dabei geht unter, dass ab und an auch andere Titel versuchen, das Erfolgsrezept anzuwenden: Z.B. die Ninety-Nine Nights-Serie oder auch Capcoms Sangoku Basara-Reihe, von der es 2005 sogar der erste Teil unter dem Namen Devil Kings nach Europa geschafft hat. Können die Samurai-Krieger Koeis Kämpfern aus dem feudalen China gefährlich werden?

© Capcom / Capcom

Der Kloppmist und die stille Freude

Die Tür geht auf. Ein Kollege lugt in den „Spielebunker“, schaut auf den Bildschirm, dann auf mich, nimmt dann wieder den Bildschirm in Augenschein, schüttelnd bemitleidend den Kopf und schließt die Tür leise wieder. Das Mitleid kann er sich sparen und lieber Jörg spenden, der angesichts der 360-Version von Arcania verzweifelt. Denn ich könnte diese

Farbenfrohe Kloppereien mit Hunderten von Feinden gibt es nicht nur bei den Dynasty Warriors. Auch die Samurai Heroes verkloppen Klongegner im Dutzend.

Gefühlsbekundung nur brauchen, wenn ich mich durch das Spiel zwingen müsste. Doch davon kann bei Sengoku Basara Samurai Heroes (SBSH) keine Rede sein. Ich habe Spaß – und das nicht zu knapp.

Doch wie kann ein Titel, der visuell keine Bäume ausreißt und bei dem es wie in Koeis Dynasty Warriors-Serie mit ihren gefühlten drei Millionen Ablegern nur darum geht, sich mit einfach zugänglichen Kombos durch Hundertschaften von nur selten intelligent auf einen zustürmenden Feinden zu pflügen, derart unterhalten?

Einfach. Solide. Unterhaltsam.

Das Rätsels Lösung liegt natürlich auch in einer gewissen Affinität. Wer mit den von den Dynasty Warriors definierten Massenschlachten nichts anfangen kann, wird auch hier auf verlorenem Posten stehen und das Pad vermutlich nach vier oder fünf Schlachten hinlegen, die Disk aus dem Laufwerk entfernen und nur noch selten anfassen.
Wer allerdings ein Faible für diese Nische an (in Fernost) hocherfolgreichem Kloppmist hat, wird hier glücklicher werden als mit den letzten Koei-Titeln. Denn Capcom hat sich genau angeschaut, welche (stagnierende) Entwicklung die diversen Warriors-Reihen in den letzten Jahren genommen haben und größtenteils gute Design-Entscheidungen getroffen, um sich positiv davon abzusetzen.

Anfänglich stehen sechs Figuren zur Verfügung (die Riege wird im Lauf der Zeit mehr als verdoppelt), um das zerrissene feudale Japan zu einen. Wir erinnern uns: Die klassischen Dynasty Warriors versuchen dasselbe im mittelalterlichen China.
Dabei hat man meist die Auswahl zwischen mehreren Gebieten, in denen man sich erst durch Dutzende bzw. Hunderte an Standard-Gegnern sowie einigen Zwischenbossen in verschiedenen Kategorien schnetzelt und dann schließlich in einem klassischen Duell gegen den lokalen Obermotz beweisen muss. Je nach Auswahl des Gebietes kann sich der zukünftige Schlachtverlauf ändern, wenngleich das meist nur die für das nächste Duell zur Verfügung stehenden Gegner und den Schauplatz betrifft.

Warriors à la Tweak

Bis hierhin klingt alles noch wie ein uninspirierter Klon. Doch das ist auch nur der pure Kampagnenfortschritt. Denn auf dem Weg dorthin sowie im Umfeld passiert die „Magie“, die SBSH von der dominanten Koei-Konkurrenz abhebt. Nehmen wir z.B. das Kampfsystem, das sich mit seinen zwei Angriffsknöpfen sowie daraus zugänglichen Kombos und dem aufzuladenden magischen Basara-Angriff (dem Gegenstück zur Musou-Attacke bei Koei) ähnlich präsentiert, aber noch eine Spur weiter geht: Zusätzlich gibt es noch die so genannte „Heldenzeit“, die ebenfalls aufgeladen werden muss und die quasi die Bullet-

Visuelles Highlight sind die Zwischensequenzen, die die einzelnen Bosse vorstellen.

Time im Sengoku-Universum darstellt – also eine Verlangsamung der Geschehnisse, in der der Held verteufelt viel Schaden anrichten kann. Nutzt man eine Kombination aus Heldenzeit und Basara, sollten sich alle in Acht nehmen, weswegen diese Fähigkeit vorrangig bei den Endbossen eingesetzt werden sollte, die zusätzlich zur Beherrschung der Kombos und Spezialbewegungen auch ein gewisses Maß an Taktik erfordern – zumindest in der Anfangsphase. Hat man seine Figur nach einigen Stufenaufstiegen erst einmal mit einem stattlichen Polster an Lebenspunkten ausgestattet, nimmt der Schwierigkeitsgrad leider unproportional ab, so dass die späteren Bossfights mit nur wenigen Ausnahmen nicht mehr so stark fordern wie zu Beginn.

Vor allem auch, da nach und nach neue Kampffähigkeiten sowie Begleiter freigeschaltet werden, die an der Seite des Helden ihre Katanas, Speere oder Streithämmer zücken. Jeder Begleiter hat eine andere Spezialisierung, die auf dem Weg zum finalen Kampf bedacht werden sollte. Nimmt man den Kumpan mit, der mit einem eigenen Blitzangriff die Feinde zermürbt oder vielleicht einen, der vor allem beim Kampf gegen Zwischengegner seine Stärken entfaltet? Da die Macht der zur Verfügung stehenden Verstärkung auch vom Vertrauen abhängt, das derjenige zum Helden hat und das nur gesteigert werden kann, wenn man eine Mission erfolgreich mit ihm beendet, erwarten einen weitere Entscheidungen. Im Rahmen der Ausgewogenheit kann man zwar mit keinem Begleiter wirklich falsch liegen, doch wenn man einen engen Vertrauten wählt, der die eigenen Fähigkeiten gut ergänzt, wird die anstehende Aufgabe deutlich leichter.