Veröffentlicht inTests

SEGA Mega Drive Mini (Konsole) – Die attraktivste Mini-Konsole?

Eigentlich hatte sich Sega nach dem viel zu frühen Aus der Dreamcast aus dem Hardwaregeschäft zurückgezogen. Doch mit dem Mega Drive Mini wird jetzt nicht nur die fantastische 16-Bit-Plattform, sondern auch der große Konsolenkrieg der Achtziger zwischen Sega und Nintendo im Kleinformat neu aufgelegt. Ob sich das Comeback lohnt oder die Mini-Konsole ein ähnlicher Rohrkrepierer wird wie Sonys PlayStation Classic, erfahrt ihr im Test…

© SEGA / SEGA

Licht und Schatten

Trotz all der spielerischen Qualität haben aber auch Spiele den Weg in die Sammlung gefunden, die teilweise schon damals nur Mittelmaß waren und heute niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken. Der gefühlte Zeitlupen-Prügler Virtua Fighter 2 wäre z.B. besser in der Spielhalle bzw. auf dem Saturn geblieben, das in meinen Augen mäßige ToeJam & Earl war schon immer Geschmackssache und frühe 3D-Ambitionen wie Space Harrier 2 haben viel von ihrer damaligen Technik-Faszination eingebüßt. Besonders enttäuscht bin ich aber als Fan von Rennspielen: Ausgerechnet das grausige Road Rash 2 mit einer Bildrate aus der Hölle hat man als einzigen Genre-Vertreter in die Auswahl gepackt – und das, obwohl es auf dem Mega Drive mehr als genug gute Racer gab.

Gelungene Emulation

Unabhängig von der schwankenden Qualität innerhalb der Bibliothek muss man Sega aber gratulieren: Das für die Umsetzungen zuständige Team von M2, das bereits bei diversen Retro-Sammlungen seine exzellenten Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte, hat bei der Emulation einmal mehr ganze Arbeit geleistet! Abgesehen von einem leichten Input-Lag überzeugen die Spiele mit originalgetreuen Farben, einer sauberen Performance und sogar die Emulation des exzentrischen Soundchips von Yamaha scheinen die Entwickler hervorragend im Griff zu haben. Damit befindet sich die Mini-Version des Mega Drive erfreulich nah am Erlebnis der Original-Konsole – so muss es sein!  

Verschiedene Editionen und Komfortfunktionen

[GUI_STATICIMAGE(setid=86826,id=92597174)]
Für jedes Spiel gibt es vier Speicherplätze. Eine Rückspul-Funktion sucht man allerdings vergeblich. © 4P/Screenshot
Ebenfalls löblich ist die Tatsache, dass man mehrere Versionen der Spiele mitsamt der jeweiligen Cover in die Bibliothek gepackt hat. Stellt man die Sprache im Menü z.B. von Deutsch auf Japanisch, wird aus Probotector das unzensierte Contra: Hard Corps, in dem die Roboter wieder durch menschliche Figuren ersetzt werden. Keine Unterschiede gibt es dagegen bei der Bildfrequenz: Sega hat sich dazu entschieden, alle Spiele unabhängig der eingestellten Region im 60Hz-Modus darzustellen, obwohl vor allem in Europa 50Hz die Norm war. Vielleicht wäre es noch schön gewesen, eine Umschalt-Option zu offerieren, um die Darstellung von damals ganz genau zu replizieren. Aber auf der anderen Seite vermisst man es nicht wirklich…

Da nicht nur das bockschwere Ghouls’n Ghosts, sondern auch viele andere Retro-Ausflüge innerhalb der Sammlung über einen knackigen Schwierigkeitsgrad verfügen, hat man bei Sega an Komfortfunktionen gedacht, die das Leben leichter machen und den Frust in Grenzen halten. Hält man die Start-Taste gedrückt, gelangt man in ein Menü, in dem man jederzeit den Spielstand sichern darf, wobei für jeden Titel jeweils vier Slots zur Verfügung gestellt werden. Praktisch: Über das Menü gelangt man auf Wunsch per Knopfdruck wieder zur Bibliothek zurück und muss nicht wie bei anderen Systemen zwingend aufstehen, um den Reset-Knopf am Gerät zu bedienen. Nur auf die optionale Rückspulfunktion muss man hier leider verzichten, so dass man hier nicht ganz den Komfort des Flashback-Modells oder den Nintendo-Minis erreicht.