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Secret World Legends (Rollenspiel) – Secret World Legends

Kurze und lange Pieptöne, ein grafischer Equalizer – was soll ich dieser Videobotschaft denn entnehmen? Ich kenne nur drei Buchstaben des Morsealphabets und weiß nicht, wo ich den Code entschlüsseln kann. Was mir bleibt, ist Google und ein ziemlich verzweifelter Versuch: Lang-kurz-kurz kurz-lang-kurz… mit viel Zeit und Nerven übertrage ich die Tonfolge in eine Online-Übersetzung. Dann stehen irgendwann „Drop Location“ und eine sechsstellige Zahl auf meinem Zettel – und hossa: Die Koordinaten der Umgebungskarte werden ebenfalls mit sechs Ziffern angegeben. Wenn das jetzt tatsächlich funktioniert…

© Funcom / Electronic Arts

Trotzdem kämpfe ich gern gegen die mysteriösen Untoten; „Schuld“ ist das enge Zusammenspiel aktiver und passiver Fähigkeiten sowie die Möglichkeit, zwei Waffen gleichzeitig zu nutzen. Warum Letzteres so wichtig ist? Weil ich zu Beginn keine Klasse wählen musste, die meine vorhandenen und zukünftigen Fähigkeiten bestimmt. Vielmehr darf ich jederzeit eine beliebige Waffe aufnehmen und damit verbundene Fertigkeiten einsetzen – falls ich sie schon gelernt habe. Denn obwohl es keinen Stufenaufstieg gibt, erhalte ich für getötete Gegner und erledigte Missionen Erfahrungspunkte, die ich nach Lust und Laune in Fähigkeiten- und Kraftpunkte ummünzen darf. Damit erweitere ich

Leider fordertsich auch The Secret World herkömmliches Zahlentasten-Stakkato und bietet nur grundlegende PvP-Möglichkeiten.
Leider fordertsich auch The Secret World herkömmliches Zahlentasten-Stakkato. © 4P/Screenshot

zum einen meine Möglichkeiten beim Ausrüsten stärkerer Waffen und Gegenstände, während ich zum anderen mein Repertoire aktiver und passiver Aktionen aufstocke. So richtig trennen kann sich The Secret World also nicht vom Levelaufstieg – im Grunde ändern sich nur Bezeichnungen, ein Learning-by-doing hätte besser in das realitätsnahe Szenario gepasst. Dennoch ist es eine willkommene Abwechslung, dass Stärke und Fertigkeiten vom Umgang mit der Ausrüstung abhängen.

Der taktische Sisyphos

Ausgesprochen wichtig ist dabei das Zusammenlegen passender aktiver sowie passiver Fähigkeiten, von denen ich jeweils sieben aktivieren darf. Dazu tragen die Eigenheiten des Kampfsystems bei, bei dem sich jede Figur in bis zu vier Zuständen befinden kann: Sie kann dauerhaft Schaden verlieren, in ihrer Bewegung eingeschränkt sein, mehr Schaden einstecken sowie schlechter Schaden austeilen und sie kann handlungsunfähig sein. Und viele passive Fähigkeiten stärken einen Gegner gerade dann, wenn er sich in einem bestimmten Zustand befindet, während viele Angriffe bestimmte Zustände hervorrufen. Das Auslösen einiger Aktionen setzt außerdem entsprechende Angriffspunkte voraus, die durch andere Aktionen erst generiert werden. Keiner der Bausteine ist revolutionär – die Elemente greifen aber von Beginn an eng ineinander und fordern spätestens dann den Meistertüftler, wenn er die Fähigkeiten zweier Waffen zu mächtigen Kombinationen zusammenführt. Mich stört, dass ich als voll ausgebildeter Charakter zwar eine vorgefertigte Kombination von Fähigkeiten wählen, aber keine eigenen Decks erstellen darf. Das macht einen taktischen Wechsel zur Sisyphosarbeit.

Gerade in Gefechten gegen menschliche Gruppen könnte eine schnelle Neuausrichtung jenseits der vorgebauten Decks sinnvoll sein. Andererseits… PvP ist wirklich nicht die Stärke dieses Spiels. Obwohl die Geschichten von Templern, Drachen sowie Illuminati miteinander verwoben sind, treffen Mitglieder der drei Gruppen nur in kleinen Arealen aufeinander. Der Schwerpunkt liegt auf einer Art Gebietseroberung an separaten

Als Teil einer Gruppe macht das Abenteuer am meisten Spaß - der PvP beschränkt sich allerdings auf das Nötigste.
Als Teil einer Gruppe macht das Abenteuer am meisten Spaß – der PvP beschränkt sich allerdings nur auf das Nötigste. © 4P/Screenshot

Schauplätzen – kurzweilige Scharmützel, insgesamt aber nicht mehr als eine nette Zugabe. Immerhin wirkt es sich für alle Mitglieder einer Partei auf Werte wie den kritischen Schaden oder das schnellere Sammeln von Erfahrungspunkten aus, wenn die eigenen Drachen, Templer oder Illuminati eins der PvP-Gebiete beherrschen.

Eigenbau

„Umständlich, aber gelungen“ trifft auch auf das Herstellen eigener Ausrüstung zu, denn ähnlich wie in Minecraft lege ich Bauteile in einer bestimmten Form zusammen. Der Wert der Rohstoffe bestimmt dabei die Stärke der Waffe oder des Amuletts – Materialien gewinne ich entweder aus dem Zerlegen vorhandener Ausrüstung oder ich kaufe sie beim Krämer. Es is zwar unhandlich, eine Blaupause eigenhändig aufzumalen, weil ich sie im Spiel nicht vor mir habe – im Gegenzug ist der Eigenbau aber befriedigender als das lose Zufügen von Zutaten. Auch besondere Eigenschaften füge ich hinzu, indem ich Runen verbaue oder Glyphen in fertige Gegenstände einsetze.