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Saints Row (Action-Adventure) – Kein gelungenes Reboot

Neue Stadt, neue Saints – neues Spiel? Mit Saints Row startet Volition seine Open-World-Serie neu, die als GTA-Konkurrenz begann und mit Superhelden-Quatsch und Höllen-Ausbruch endete. Ist Santo Ileso also ein strahlender Neubeginn? Warum die Antwort auf genau diese Frage eindeutig „nein“ lautet, erläutern wir im Test.

© Volition / Deep Silver

Straight Outta 2013

Ihr merkt also: zwei der zentralen Spielmechaniken von Saints Row haben fundamentale Spaßprobleme. Und wäre das nicht schon genug, sieht das Ganze nicht mal besonders gut aus. Während das neun (!) Jahre alte Grand Theft Auto 5 gerade in frischem 4K-Glanz erstrahlt und trotz seines Alters so gut aussieht wie nie, ist Saints Row irgendwo kurz hinter 2013 mit kaputtem Grafikmotor am Straßenrand der technischen Entwicklung liegengeblieben. Die schon seit Saints Row 4 traditionell überforderte Engine, schafft es zu keinem Zeitpunkt, ein wirklich zeitgemäßes Bild von Santo Ileso auf den Bildschirm zu bringen.

Fiese Pop-Ins, eine in braunem Matsch verschwimmende Weitsicht und im Sonnenlicht fies schmierendes Anti-Aliasing: Saints Row sieht an allen Ecken und Enden so aus, wie es sich spielt. Hoffnungslos veraltet. Das gilt auch für die Gesichter, Innenräume, Animationen oder Explosionen. Man hat weitestgehend das Gefühl das HD-Remaster eines sieben bis acht Jahre alten Spieles zu erleben. Klar, hier wurde noch für PS4 und Xbox One entwickelt, aber andere offene Welten von Assassin’s Creed Valhalla bis Elden Ring beweisen, dass auch auf den alten Konsolen deutlich mehr drin wäre. Und selbst wenn viele Texturen scharf oder ein paar Lichtstimmungen in der Dämmerung durchaus ganz nett sind: Saints Row liegt technisch deutlich hinter der Konkurrenz, die immer noch GTA 5 heißt. Immerhin: Auf der Series X läuft Saints Row im Performance-Modus problemlos bei jederzeit 60FPS. Das ist bei der gebotenen Qualität aber auch das Mindeste.

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Auch wenn die eine oder andere nette Lichtstimmung dabei ist: technisch läuft Volition der Konkurrenz hinterher. © 4P/Screenshot

Ist das Saints-Row-Reboot jetzt also eine totale Vollkatastrophe? Eben nicht! Und das macht diesen Test für mich ein ganzes Stück schwieriger. Denn immer wieder kommt Volition aus dem spielerischen Nichts plötzlich mit guten Ideen um die Ecke. Da ist zum Beispiel die Questreihe um das Stadtweite Endzeit-LARP, bei dem verschiedene Häuser mit NERF-Waffen um die Vorherrschaft kämpfen. Es gibt bescheuerte Papp-Kostüme, absurde Dialoge und verkleidete Autos. Hier brilliert Saints Row in seiner Blödsinnigkeit, zumal sich die Autoren nicht auf „haha, Gewalt“ als Witz zurückziehen können. So schaffen sie es sogar einigermaßen überzeugend zu illustrieren, wie sich die Meinung der Gang von „alberner Nerdkram“ zu „LARP for life!“ wandelt. Klar, das ist jetzt auch nicht gerade Award-würdig, zeigt aber immerhin was drin wäre, wenn allen Elementen der Open-World-Action etwas mehr Liebe zuteilwürde.

Dein eigener Boss


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Der Charakter-Editor lässt dank vieler kreativer Möglichkeiten keine Wünsche offen. © 4P/Screenshot

Das beweist auch der Boss-Editor und eigentlich fast alle visuellen Anpassungen von Fahrzeugen und Figuren. Jedes in der Garage gesammelte Fahrzeug kann farblich verändert und mit zahllosen Bodykits und Felgen verschönert werden. Auch Knarren, Helis und Boote können farbenfroh gestaltet und dem Stil des eigenen Bosses angepasst werden. Der wiederum kann im Charakter-Editor mit einer Vielzahl von Einstellungen ganz nach dem eigenen Geschmack erschaffen werden: Mit bizarren Haut- und Haarfarben, Tattoos, Narben oder verrücktem Makeup. Und natürlich kann das Gesicht bis ins kleinste Detail konfiguriert werden. Eine Geschlechtsauswahl gibt es übrigens nicht mehr – stattdessen wählt man einfach die Größe des primären männlichen und der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale aus und verleiht der Figur eine wahlweise männliche oder weibliche Stimme. Diese offene Herangehensweise passt wunderbar zur freien Charaktergestaltung von Saints Row und dürfte wirklich keine Wünsche offenlassen.

Allerdings wäre es eben auch schön, wenn der Spaß nicht direkt mit dem Spielstart enden würde. Dem steht allerdings auch die debile KI von Feinden und Zivilisten im Weg, die sich weitestgehend so verhalten, wie es mittelmäßig programmierte Bots eben tun. Der KI-Verkehr nimmt keinerlei Rücksicht auf mich – und rammt mich gnadenlos von der Straße, sollte ich leichtfertig im Weg herumstehen. Die dämlichen Feinde agieren zu Fuß noch hirnloser und rennen wie eine Herde Lämmer auf die Schlachtbank, mir also geradewegs vor die Flinte. Sie sind nur in gigantischer Zahl gefährlich, was bedeutet, dass ich zum Teil an die hundert Mitglieder einer Gang ausschalte. Während einer einzigen Mission. Klar: Saints Row nimmt sich zu keinem Zeitpunkt ernst. So richtig glaubwürdig wirkt Santo Ileso dadurch aber nicht.

Mehr Spaß im Koop?


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Die LARP-Missionen gehören zu den komödiantischen Highlights von Saints Row. © 4P/Screenshot

Verlorene Lebensenergie lade ich in den Kämpfen mit Finishern auf, die durch einen Cooldown zeitlich begrenzt sind. Die „witzigen“ Animationen der Hinrichtungen kann man zwar spätestens beim zweiten Mal schon nicht mehr sehen, aber immerhin belohnt das System ein aggressives Vorgehen, da Kills die Wartezeit verkürzen. Dazu gibt es aktive Fähigkeiten, die mit fortschreitendem Charakterlevel linear freigeschaltet werden. So kann ich Feinden eine Granate in die Buxe stecken und sie in Gruppen ihre Freunde werfen, flammende Faustschläge verteilen oder einen kurzzeitigen Lebens-Boost erhalten. Das ist zwar nett, macht die eher langweiligen Gefechte aber nur marginal spannender.

Immerhin lässt sich Saints Row auch gemeinsam erleben. Mit Kumpels machen die meisten Aktivitäten dann auch gleich deutlich mehr Spaß – und sei es nur, weil es sich zu zweit über Physik-Ungereimtheiten und plötzlich in Sichtweite aufploppende Feindfahrzeuge besser lacht. Rein technisch funktionierte der Koop im Test durchweg solide, allerdings ist das „kooperative Spiel“ wirklich auf das grundlegende „gemeinsam Missionen machen“ beschränkt. Nicht mal Munition kann ich abgeben, in Cutscenes stehe ich ohne meine Koop-Partner da und in Waffenländen verschwindet das jeweilige Spielermodell, wenn der Shop geöffnet wird. Klar, das ist für einen Lacher im Partychat gut, wie Koop im Jahr 2022 fühlt es sich aber nicht an.

  1. Ich habe es für 15 Euro geschossen und bisher tut mir das Spiel nicht weh. Die Figuren sind tatsächlich nicht so nervig wie gedacht, sie sehen aber halt so aus. Der Rest ist das Übliche: sinnfreie, belanglose Action. Das hat mir bisher in Open World spielen nicht sonderlich zugesagt, bei Saints Row passt es aber ganz gut. Bewertung wäre bei mir bisher irgendetwas so um die 70 herum.

  2. LOL, habe ich gedacht, nicht mal gratis. Zwanzig Mücken sind immer noch Selbstüberschätzung, normalerweise kommen ja solche Games, die uns durch von Epic geschmierten Entwicklern vorenthalten wurden, zum halben Preis. Selbst wenn sie was taugen würden, warte ich ein halbes Jahr, bis ich sie für ein Butterbrot kriege. Wobei ich sowieso der Meinung bin, dass ein Game, das ich keinem Vollpreis würdig hielt, Epic hin oder her, meistens auch kein Butterbrot wert ist.

  3. Das hat wahrscheinlich fast niemand mitbekommen, aber gestern wurde Saints Row '22 auf Steam veröffentlicht, und bis Ende diesen Monats gibt's 67% Rabatt, womit das Teil 19,79€ kostet.

  4. Falls es wen interessiert, das Spiel gibt es gerade als Vorbestellung für 15€ für Steam zu haben (leider nicht direkt bei Steam). Bei dem Preis habe ich so meine Bedenken in alle möglichen Richtungen. Vielleicht verramschen es gerade weil das Interesse gegen Null geht. Oder es sind nur die Keyseller, auf Steam konnte ich noch keinen Preis entdecken.
    Ich konnte leider nicht nein sagen und freue mich schon auf dieses billige Junkfood.

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