Wer sich nicht gerne mit den über 20 auftauchenden NPCs unterhält, sollte Runaway 2 wahrlich nicht spielen. Die Dialoge sind quasi überall, sind als Multiple-Choice angelegt und meist witzig. Ihr habt euch noch nie mit einem einäugigen Offizier und Napalmfetischisten unterhalten, der zwar
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Lokelani ist ohne Frage eine tolle Frau, mit der ihr euch gern unterhaltet. Aber alles hat auch seine Grenzen… |
frauenfeindlich ohne Ende ist, aber dennoch glaubt, dass die Top-Schnecke an der Bar in ihn verliebt sei? Schön – was für ein Idiot! Ihr wollt euch mal mit dem Nachfahren eines waschechten, hawaiischen Schamanen unterhalten, der beim Surfen durch einen Hai ein Bein verloren hat? Bitte sehr, ihr werdet schnell merken, dass der Knabe eine wahre Schlaftablette ist. Die Gespräche beinhalten Anspielungen auf Filme, Spiele und Sex.
Sich unterhalten ist also das A und O, denn nur so erhaltet ihr die Hinweise, die euch weiterbringen. Streng linear wird euch eine neue Möglichkeit oder ein Gegenstand freigeschaltet, wenn ihr mit jemand sprecht, zu dem ihr dann zurückkehren müsst. Leider tauchen die bereits behandelten Themen immer wieder auf, so dass ihr oft nicht wisst, was ihr schon hattet. Die Dialoge sind aber auch überkandidelt, da sie ähnlich wie die Rätsel bisweilen kein Ende finden wollen. Etwa wenn ihr euch mit Lokelani über all ihre Exfreunde unterhaltet und dabei einfach kein Ende findet. Vom Hundertsten ins Tausendste sozusagen – und irgendwann nervt es. Aus diesem Grund sind die Dialoge insgesamt nicht ganz so spritzig wie zuletzt bei Ankh: Herz des Osiris.
Gute Grafik
Die bunte Comic-Optik ist rundum gelungen und ausnahmsweise mal keine reine Geschmacksfrage, wurde sie doch gegenüber dem ersten Teil noch aufgewertet. Als eines der wenigen Cartoon-
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Trotz Comic-Look sieht vieles bei Runaway 2 recht beeindruckend aus. Das liegt auch an der passenden Sounduntermalung, die für Atmosphäre sorgt. |
Adventures schafft es Runaway 2 durch seine epischen 2D-Hintergründe so etwas wie Tiefe zu schaffen, die sich auch scrollen lässt. So können sich auch Bauten wie ein Tempel der Eingeborenen sehen lassen, die von ihrer schieren Größe leben. In den Bildern ist immer irgendwo Bewegung, was der Sterilität entgegenwirkt. Die Charaktere haben ihr bekanntes Gesicht behalten und werfen nun einen Schatten. Nur ganz ausnahmsweise gibt es kleinere Grafikfehler; einziger Negativpunkt: die starren Augen der Charaktere.
Jedes Kapitel beginnt und endet mit einer Zwischensequenz in beeindruckender Qualität, die die des Vorgängers noch in den Schatten stellt. Es gibt jetzt Funktionen wie Antialiasing, was viele Details zu einer richtig runden Sache macht. Außerdem sind Kameraschwenks und Perspektivwechsel zu sehen. Wo bei anderen Adventures superkurze Render-Videos quasi nur als Alibi dienen, damit bloß niemand sagen kann, es gebe keine, gibt es hier Kinofeeling satt. Manch eines der Videos könnte wie vieles im Spiel fast ein wenig kürzer sein, um nicht doch noch ein Gähnen auszulösen, das es nicht verdient hat.
Sound nach Situation
Akustisch stimmt eigentlich alles bei Runaway 2, was in erster Linie die Sprachausgabe widerspiegelt. Nicht nur optisch feiert ihr also ein Wiedersehen mit manch einem Charakter aus Teil 1, sondern auch in punkto Stimme: Brian und Gina haben mit Christian Stark und Jennifer Böttcher exakt die deutschen Sprecher verpasst bekommen, die sie auch schon beim erste Teil hatten. Auch sonst sind teils bekannte Sprecher zu hören. Allein im Falle von Joshua ist die Stimmlage recht nervig, was aber schon wieder zu dem verschrobenen Typen passt.
Die Sprachausgabe passt sich sogar der jeweiligen Situation an, so wird sie dumpfer oder hallt je nach Raum. Auch sonst gibt es eine ganze Reihe von Geräuschen und Effekten, die dem Spiel zusätzlich Leben einhauchen. So gibt es die typischen Urwaldgeräusche, die Waffen der Soldaten klacken und im Tempel vernehmt ihr mystisch angehauchtes Gemurmel. Auch die vielseitige Musik kann sich hören lassen, denn jedes Kapitel hat seinen speziellen Sound.