[GUI_PLAYER(ID=97957,width=400,text=Gut ein Jahr mussten europäische Musiker warten, doch dafür gibt’s hierzulande den Bass-Modus gleich inklusive.,align=right)]… wo sind sie geblieben? Bei Fans von Rhythmus-Spielen à la Guitar Hero und Rock Band dürften im „Probenraum“ (aka Wohnzimmer) mittlerweile mehr Instrumente herumstehen als bei einer durchschnittlichen Nachwuchsband – natürlich alle in Plastikform. Oder vielleicht sind sie sogar schon in die Abstellkammer gewandert. Die gute Nachricht für alle Leid geplagten Familienmitglieder: Mit Rocksmith kommt keine neue Klampfe dazu. Und die alten fünftastigen Instrumente können eigentlich entsorgt werden. Denn hier kommt eine echte Gitarre bzw. ein echter Bass zum Einsatz. Modell usw. spielen dabei keine Rolle, so lange es ein Saiteninstrument ist, das man an einen handelsüblichen Verstärker anschließen kann. Das erforderliche 6,3mm-Klinkenstecker-Anschlusskabel, das in den USB-Anschluss der Konsole gestopft wird, liegt bei. Beim Praxistest hat es mit sechs getesteten Klampfen (teils semiakustisch) keine Schwierigkeiten gegeben; nur bei einer zwölfsaitigen Gitarre wusste die Erkennung nicht genau, was sie mit dem Instrument anfangen soll. Aufgefallen ist, dass bei einem fünfsaitigen Bass die zusätzliche Saite nicht unterstützt wird, was aber leicht zu verschmerzen ist.
Und es geht doch
Ich erinnere mich noch gut. Beim Test zum allerersten Guitar Hero habe ich sinngemäß Folgendes geschrieben: Mit Guitar Hero lässt sich zwar nicht das echte Spielen erlernen, doch kein anderes Spiel lässt den Musiker auf die Bühne, der in einem schlummert. Musikspiele haben sich weiterentwickelt. Und irgendwann kam Rock Band 3, für das Harmonix zusammen mit Fender sogar eine Gitarre mit berührungssensitivem Griffbrett entwickelt hat. Auf der E3 2010 stellte ich die Frage, ob man vielleicht sogar mit dem Gedanken gespielt habe, einen Adapter für handelsübliche Gitarren zu entwickeln und anzubieten? Die Antwort fiel lapidar aus: „Ja, aber es sei zu aufwändig und würde sich nicht lohnen, würde aber vielleicht nachgerüstet!“

Nun, diese Punkte scheinen Ubisoft bei Rocksmith egal gewesen zu sein. Denn das Wunderwerk Technik, das vermutlich im Zusammenspiel mit Software und dem unscheinbaren Kabel seinen hervorragenden Dienst verrichtet, bringt mich zum Staunen. Angefangen vom sauberen digital unterstützen Stimmen der Gitarre über Saitenanschläge bis hin zu fortgeschrittenen Techniken wie Hammer-Ons, Pull-Offs oder Slides gibt sich die Erkennung keine Blöße. Es ist also zu aufwändig, Harmonix?
Doch ganz problemfrei ist die Angelegenheit nicht: Abhängig von der Verkabelung zu Bildschirm und vor allem Soundsystem kann es zu störenden Verzögerungen beim Wiedergeben des gespielten Gitarrensounds kommen, die einen im schlimmsten Fall wortwörtlich aus dem Takt bringen – was bei einem Rhythmusspiel natürlich fatal ist. Wie die Anleitung immerhin vorschlägt, sollte die Konsole über optisches Kabel oder analoges Stereo an eine externe Anlage angeschlossen werden. Denn man kann zwar über manuelle Justierung den Anzeigelag im Bezug auf den ausgegebenen nativen Sound einstellen, doch lässt man die Gitarrenakustik ebenfalls über den Fernseher laufen (im schlimmsten Fall sogar über das HDMI-Kabel), kann es zu den angesprochenen Störfällen mit deutlich hörbaren Lag kommen, den ich bei etwa einer halben bis dreiviertel Sekunde schätzen würde.