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Rock Band 3 (Musik & Party) – Rock Band 3

Die Jungs und Mädels von Harmonix sind ein Phänomen: 1995 wurde eine Firma gegründet, die sich auf Rhythmus- und Musikspiele konzentriert. Und mit jedem Titel, den das Team um Alex Rigopulos veröffentlichte, wurde die Grenze dessen, was im Genre möglich zu sein scheint, weiter verschoben. Kann diese Erfolgsserie mit Rock Band 3 fortgesetzt werden?

© Harmonix / Electronic Arts / MTV Games

Jukebox Hero

Doch natürlich steht immer noch der Spaß im Vordergrund – vor allem im „klassischen“ Modus mit maximal fünf Spuren pro Instrument, der sich mit nahezu allen Plastikinstrumenten am Markt spielen lässt – egal, ob sie zur Rock Band- oder Guitar Hero-Familie gehören. Im Falle der Guitar Hero-Drums gibt es zwar wie bei allen Rock Bands kleine Funktions-Inkompatibilitäten, doch damit kann man leben. Auch die Songauswahl soll dabei nicht im Wege stehen: Mit zahlreichen Suchparametern lassen sich komfortabel Songlisten herausfiltern. Man möchte nur Tracks aus den 80er oder 90er Jahren? Bitte sehr! Daraus möchte man nur Hard Rock und Metal? Okay! Und jetzt nur noch die Tracks, die einen maximal mittleren Schwierigkeitsgrad bieten? Haben wir!

Artdesign und Bühnenshow überzeugen wie in den Vorgängern.

Wem egal ist, was für ein Track als nächstes kommt, kann mit dem „Party Shuffle“ basierend auf der aktuellen Band-Zusammenstellung einen zufällig ausgewählten Song nach dem anderen in Angriff nehmen.

Natürlich gelten die Wahlkriterien, Setlists und Shuffle-Funktionen nicht nur für die über 80 Songs, die mit RB3 ausgeliefert werden und die mir trotz oder wegen ihres breiten Spektrums über verschiedene Jahrzehnte hinweg in ihrer Gesamtheit fast etwas zu poppig sind. Zwar nie so stark wie Activisions Band Hero, aber dafür auch nicht so rockig wie es der Spielname suggeriert.
Alle bereits in Rock Band oder Rock Band 2 herunter geladenen Tracks bzw. sind ebenfalls komplett integriert. Und wer die Inhalte von Green Day Rock Band, Lego Rock Band oder der Disc von Rock Band 2 in RB3 importieren möchte, kann dies auch, um die Songbibliothek aufzustocken.

Allerdings muss dafür nochmals in die Tasche gegriffen werden: Der Export kostet jeweils 800 Punkte (ca. 10 Euro). Ganz schön happig, wenn man bedenkt, dass man im Normalfall bereits für den Originaltitel bis zu 60 Euro gezahlt hat. Zudem ist die Importfunktion insgesamt etwas unübersichtlich ausgefallen und mit kleinen Fehlern behaftet. So soll man zur Verifizierung der RB2-Disc z.B. den 25-stelligen Code des Handbuchs eingeben. Das Problem: Nach 16 Stellen (entspricht den Codes der US-Version) ist Schluss. Was tun? Ganz einfach: Die ersten 16 Zeichen reichen aus, um das Download-Recht freizuschalten. Um das gut zwei Gigabyte wiegende RB2-Trackpack schließlich auf der Festplatte zu verankern, sind aber noch die angesprochenen 800 Punkte fällig. Der PS3-Import ist ähnlich unkomfortabel und erfordert wie Lego Rock Band den Besuch einer anderen Website, wo man erst den „richtigen“ Download-Code bekommt. Und hier bekommt der bis dahin auf Hochglanz polierte Lack von Harmonix‘ Musik-Spektakel erste Risse.

Auf dem Weg nach oben

Diese Risse werden aber von der Karriere wieder gekittet, bei der viele Mankos des Vorgängers behoben wurden. Dazu gehört z.B. die Möglichkeit, jederzeit ein- und auszusteigen. Und natürlich auch, dass entsprechend der Bandzusammenstellung je nach Song ein Frontmann oder eine Frontfrau die Massen mit dem Gesang anheizt. Oder auch, dass man nicht mehr für jedes Instrument eine eigene Figur erstellen muss – endlich gibt es in der Band Multitalente, so dass die emotionale Anbindung an die Charaktere deutlich höher ist. Und man kann seine Figuren z.B. auch über eine MemoryCard oder USB-Stick mitnehmen und bei Kumpels verwenden.

Aber auch inhaltlich hat man einen Schritt nach vorne gemacht: Die Band-Karriere besteht aus kleineren Tourneen, in denen man aus der Provinz schließlich zu einem weltweiten Erfolgsact aufsteigt. Jede Tour wiederum besteht aus kleineren Auftritten, den thematisch gegliederten Sets. Der Clou: Man wählt aus drei verfügbaren Sets aus, von denen das erste zumeist aus gut zusammengestellten RB3-Songs besteht. Die anderen zwei bestehen aus entweder zufällig vom Programm gewählten oder vom Spieler zu bestimmenden Songs, die jedoch gewissen Richtlinien unterliegen, die wiederum auf den verschiedenen Suchkriterien basieren.
Dabei spielen auch Download-Inhalte oder importierte Tracks eine Rolle. Wer den RB2-Import auf sich nimmt, kann z.B. auch über eine RB2-Setlist stolpern. Oder eine Wave-Setlist. Oder einen Gig, bei dem man nur „lange Songs“ spielt; oder kurze; oder Pop; oder 80er; oder dies; oder jenes… Durch diese Variationen, die sich im Wesentlichen an dem Herausforderungs-Modus des Vorgängers orientieren, kommt eine enorme Abwechslung in die Karriere. Doch Komfort hin,

Die Karriere wurde überarbeitet und wartet mit motivierenden Setlisten und Herausforderungen.

Einstiegsmöglichkeiten oder Benutzerfreundlichkeit her: Allen sinnvollen Optimierungen zum Trotz, die man bis hinunter zu den immensen Statistiken und Online-Ranglisten findet, ist das „klassische“ Spiel nicht viel mehr als ein verdammt cooles Rock Band 2.5.

Wenn nicht das Hinzufügen des Keyboards wäre, durch das der Platz auf dem Bildschirm bei einer vollen Band zwar noch kleiner wird, der Spaß aber überproportional ansteigt. Zwar haben derzeit nur knapp 60 Songs, also etwa drei Viertel der mitgelieferten Tracks eine Keyboard-Spur, doch wenn man sich gemeinsam z.B. an Klassikern wie Huey Lewis‘ „The Power of Love“ oder Queens „Bohemian Rhapsody“ versucht, steigt der Spielspaß-Ballon in ungeahnte Höhen. Und wird auch durch die sekundären Ziele angefeuert, in denen man z.B. auf Serienjagd geht, möglichst häufig Overdrive einsetzen oder bei denen die ganze Band bestimmte Vorgaben erreichen muss.

Störfeuer

Allerdings gibt es vor allem hinsichtlich des Band-Gedankens und des „Partyspiels“ noch einige Ungereimtheiten und Probleme – insbesondere, wenn man sich die letzten Guitar Heroes einschaut. Hier wie da kann man zwar jederzeit ein- und aussteigen und unabhängige Schwierigkeitsgrade festlegen. Doch eine Möglichkeit wie bei GH z.B. mit mehreren Gitarren anzutreten und dort evtl. sogar kompetitiv in die Saiten zu hauen, fehlt. Die maximal sieben Spieler, die mit RB3 auf die Bühne gehen, bestehen aus Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard und drei Sängern, damit der unterstützte Harmoniegesang voll zur Geltung kommt.