Dreierlei Qual
Von den drei neuen Inhalten, die in dem einzeln für etwa 10 Euro bzw. als Teil der Deluxe Edition bzw. im Rahmen des Season Passes erhältlichen Download-Pakets dreht sich nur der Extra-Modus „Ethan muss sterben“ um den Protagonisten des Hauptspiels. Doch auch der Hauptdarsteller der anderen zwei Szenarien ist kein Unbekannter: Hier schlüpft man in die Haut von Clancy, dem Kameramann der ersten Videokassette, die man im Rahmen des Prologs bzw. Tutorials von Resident Evil 7 findet. Daher muss man für „Schlafzimmer“ und „Albtraum“ die Kampagne nicht unbedingt beendet haben, da die Ereignisse hier offensichtlich vor Ethans Eintreffen ablaufen. Für den Extra-Modus hingegen wird der Abschluss der Geschichte empfohlen, da man hier nicht nur in Schauplätzen unterwegs ist, die man eventuell noch nicht kennt oder Monstern begegnet, die einem noch nicht über den Weg gelaufen sind – Capcom möchte offensichtlich Spoiler vermeiden.
Doch was erwartet einen mit den drei neuen Mini-Spielmodi? Nun, im Falle von „Schlafzimmer“ eine Variante der zunehmend populärer werdenden Escape-the-Room-Spiele – allerdings vollkommen auf Resident Evil 7 getrimmt: Clancy wacht auf und findet sich an ein Bett gefesselt. Marguerite kommt rein und serviert ihm ein Essen, das man natürlich tunlichst nicht verspeisen sollte. Nachdem sie gegangen ist, macht man sich daran, die Flucht aus dem Zimmer zu ergreifen. Und damit kommt es einerseits zu einer konzentrierten Sammlung von Rätseln, die allerdings im Wesentlichen auf Mechaniken der Ethan-Kampagne aufbauen. Und zum anderen zu einem interessanten Katz&Maus-Spiel: Nach dem Lösen bestimmter Rätsel kommt es geskriptet zu einer Lärmentwicklung, die Marguerite schimpfend und fluchend auf den Plan ruft. Jetzt hat man nur noch ein sehr eingeschränktes Zeitfenster zur Verfügung, um den Raum in den Ursprungszustand zurückzuversetzen und wieder seine Position im Bett einzunehmen. Denn wenn die Herrin des Hauses Verdacht schöpft, kann man seine Fluchtgedanken in die Tonne treten. Vor allem in der Anfangsphase kommt es hier zu spannenden Situationen, die auch in VR ihre Wirkung nicht verfehlen. Mit zunehmender Routine nimmt die Intensität allerdings deutlich ab.
Horde und Rogue-like
Die anderen zwei Szenarien orientieren sich ebenfalls an Bekanntem, versuchen aber, auch hier den neu beschworenen Resident-Evil-Geist einzupflanzen. In „Albtraum“ muss man im Keller in Horde-Manier bzw. nach Art des Zombie-Modus von Call of Duty Gegnerwellen abwehren und Verteidigungsanlagen aufbauen. Dabei startet man mit buchstäblich nichts außer 1000 Metallteilen, die man gegen Waffen, Munition und Zubehör wie Heilmittel eintauschen kann. Allerdings sollte man nicht nur auf die Belohnung am Ende einer Welle hoffen, sondern auch die teils versteckten Metallpressen aktivieren und in regelmäßigen Abständen entleeren, damit man nicht irgendwann auf dem Trockenen steht. Da die fünf Wellen hier zwar harmlos anfangen, man aber auch schnell mit Bossen konfrontiert wird (Jack z.B. wartet bereits am Ende der zweiten), wird man ordentlich gefordert. Die Metallteile werden zunehmend knapper, so dass man ab der dritten Welle einschätzen sollte, ob man wirklich einen vierstelligen Betrag für ein automatisches Wandgeschütz ausgibt oder sich vielleicht stattdessen Munition für die Schrotflinte besorgt, die sich auch hier als potenter Gegnerschreck erweist.
Bei der letzten neuen Spielvariante hingegen setzt man auf Elemente, die in den letzten Jahren vorrangig durch den inflationär benutzten Begriff Rogue-like definiert wurden. Sprich: Es kommen Zufallselemente ebenso zum Einsatz wie ein gnadenloser Schwierigkeitsgrad und fiese Gegner. Der Name „Ethan muss sterben“ ist dabei wirklich Programm. Tod folgt auf Tod auf Tod auf Tod. Und dann nochmal von vorne. Besonders fies: Die Gegenstände, die man bei seinem letzten Durchlauf aus den Kisten erbeutet hat, verschwinden nach dem Ableben. Bis auf eines, das per Zufall ausgewählt wird und an der Todesstelle wieder aufgenommen werden darf, wenn man die dort zurückgebliebene Statue zerstört – die Souls-Reihe lässt grüßen. Schafft man es nicht dorthin, um vielleicht die relativ selten ausgespuckte Pumpgun wieder zu vereinnahmen, wird selbstverständlich eine frische Statue am neuen Todespunkt aufgebaut. Doof, wenn zu diesem Zeitpunkt das Inventar leer war. Dieser Modus ist nur etwas für hartgesottene Überlebens-Spezialisten und kann Normalspieler, die bereits mit der Kampagne Probleme haben sollten, vor einen nicht zu unterschätzenden Frustberg stellen. Doch wer eine weitere Herausforderung sucht, ist hier gut aufgehoben.