Doch dann kommt der Absturz. Es ist kein plötzlicher Fall; es ist ein behäbiges, stetes Rutschen. Denn so spaßig sich der Experiment-Shooter anfangs gibt, so bestimmt sacken die Mundwinkel Minute für Minute herunter. Auch nach zwei, drei Stunden ist die Action nämlich kaum fordernd. Und auch nach zwei, drei Stunden ist spielerisch absolut nichts passiert, vier bis fünf Stunden später ebenso wenig. Tatsächlich fehlt bis zum bitteren Ende auch nur der Funke einer interessanten Idee! Es kracht, es bruzelt – das ganze Spiel auf die gleiche Weise. Viel zu selten geht es an die Oberfläche. Und wenn, macht es keinen Unterschied: Man schießt, repariert, schießt, repariert – der trübe Fluss versiegt leider nie.
Zumindest die Schwierigkeit darf man jederzeit in vier Stufen anpassen. Die Herausforderung ist aber nicht das Problem, zumal der Anspruch irgendwann steigt. Das Problem ist die fehlende Abwechslung. Natürlich findet Mason neue Waffen – Granatwerfer, Schrotflinte sowie exotisches Gerät, mit dem er organisches Material auflöst, Materialien aber unberührt lässt.
Zerstörung und Wahn
Armageddon ignoriert die Experimente einfach irgendwann. Klar: Man kann immer Gegenstände durch die Gegend katapultieren. Aber wie lange soll das zum Selbstzweck funktionieren? Es fehlen kleine Rätsel, clevere Bonusziele oder knackige Aufgaben – irgendetwas, bei dem die tolle Physik im Vordergrund steht. Warum werde ich z.B. nie gezwungen, nur mit bestimmten Waffen zu hantieren, damit einige Strukturen nicht zu Bruch gehen. Die Nanoschmiede repariert ohnehin nicht jedes einst von Menschenhand erschaffene Objekt – den unschönen Logikbruch hätte man erklären oder wenigstens spielerisch nutzen müssen. Und wieso verwirft Armageddon das anfangs interessante Umschalten zwischen der Zerstörung und dem Kampf Mann gegen Feind so achtlos? Viel zu schnell richtet Mason im Stakkato einen so großen Schaden an, dass Deckung kaum noch eine Rolle spielt.
Nein, ich war nicht nur satt – mir stand es sogar bis hier. Wenn dem Spiel über mehrere Stunden nichts, aber auch gar nichts anderes einfällt, als mir einen Batzen strunzdummer Glibberviecher und zerstörbare Balken in den Weg zu werfen, dann ist das einfach armselig. Es tut überhaupt nichts zur Sache, dass sich Darius hin und wieder hinter das Steuer eines haushohen Mechs klemmt. Dann lässt er es eben im Großen krachen. Beim ersten Mal ist das noch richtig cool…
Oft kopiert…
Es geht gar nicht um geradlinige Ideenlosigkeit; die muss man auch anderswo verkraften. Es geht um eine aus dem Ruder gelaufene Streckung der Spielzeit. Es geht darum, dass die Entwickler nur eine Hand voll Ideen für vielleicht drei Levels hatten und sich viel zu früh in dreisten Wiederholungen verlieren. Spätere Levels hat man deshalb längst gesehen – offenbar gibt es auf dem Mars ohnehin nur einen Architekten und neben seltenen Ausflügen an die Oberfläche genau zwei Grafiksets: rotbraune Höhlen und blaue Gebäudemauern. Belebte Siedlungen sieht man ausschließlich in Filmszenen.
Ja, man kann mit bis zu drei Freunden im LAN oder Internet immer stärker werdende Gegnerwellen bekämpfen. Das ist nett – das ist belanglos. Das ist vor allem kein Vergleich zu den ausgewachsenen Mehrspieler-Gefechten des Vorgängers. Eine Hand voll Levels machen aus einem Punkt im Hauptmenü keine ausgewachsene Spielvariante. Es fällt nicht schwer zu mutmaßen, dass über diesem Modus das gleiche Fragezeichen wie über dem restlichen Spiel gehangen hat: Wie profitiert man am schnellsten von der langen Entwicklungszeit einer aufwändigen Technologie? Volition und THQ haben eine Antwort gefunden: Man erklärt die Technologie zum einzig relevanten Spielelement und vervielfältigt es, bis die Kopiermaschine physikalisch korrekt auseinander bricht. Doch wer schaut beim tausendsten Auseinanderfallen noch hin?
Red Faction: Armageddon (Action-Adventure) – Red Faction: Armageddon
Der große Stützpfeiler direkt vor mir? Ich verbinde ihn einfach wie durch ein Gummiband mit dem Turm im Hintergrund und schon fliegt er übers gesamte Spielfeld direkt drauf zu. Es klappt: Der Turm neigt sich zur Seite und begräbt ein Wachhäuschen unter sich, die Fassade vor mir sackt in die Leere des fehlenden Pfeilers. Herrlich, dieses Magnetgewehr gehört zu den aufregendsten Waffen dieser Spieleära!

© Volition / THQ