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Pro Evolution Soccer 3 (Sport) – Pro Evolution Soccer 3

Er ist wieder da: der Konami-Goldesel, der EA-Schreck, der Fußball-Traum – Pro Evolution Soccer 3. Überhäuft mit Awards und millionenfach verkauft konnte der Vorgänger weltweit für kickende Euphorie sorgen. Wir haben uns voller Vorfreude auf den dritten Teil der Kultreihe gestürzt, haben links wie rechts, innen wie außen den Ball laufen lassen und ihn mit Schmackes im rechten Awardwinkel versenkt!

© Konami / Konami

Und wer den Radar im Auge behält wird sehen, dass sich die gesamte Mannschaft jetzt wie eine Einheit Richtung Ball bewegt. Man kann das Spiel geschickt mit weiten Flankenwechseln öffnen, da diese jetzt sauberer umgesetzt werden und öfter beim Mitspieler landen, aber muss schnell weiter spielen, denn Stillstand ist ein Fremdwort für die aufmerksame KI. Ein Weg zum Erfolg sind gut getimte Tempowechsel, denn Ihr könnt den Ball kurz vor dem Gegner stoppen, Euch sehr langsam und präzise, normal sowie schnell, aber dafür fehleranfälliger bewegen.

Schüsse, Freistöße, Training

Die wohl wichtigste Verbesserung neben den Dribblings ist allerdings die Schusstechnik. Endlich kann man das Leder auch aus der zweiten Reihe gefährlich zum Tor jagen. Das ging natürlich auch im Vorgänger, aber das Ganze wird realistischer umgesetzt: in einer authentisch flachen Ballkurve und mit dem Beschleunigungspfeffer, der in Schenkeln à la Carlos und Ballack schlummert. Auch ohne großen Anlauf und direkt aus der Drehung sind Traumtore möglich.

Und ein großer atmosphärischer Pluspunkt sind in diesem Zusammenhang die Direktabnahmen, denn auch hohe Zuspiele können endlich in spektakuläre Volleyschüsse oder Dropkicks verwandelt werden; sogar Links- und Rechtsfußstärken werden hier berücksichtigt – klasse!

Obwohl bei Eckbällen alles beim Alten geblieben ist, freut man sich über die dynamischen Einwürfe. Jetzt könnt Ihr die Richtung und Weite direkt in der Spielperspektive bestimmen. Freistöße sind wieder einen Tick schwerer geworden, bleiben aber beim altbewährten Mix aus Knopfdruck für die Stärke und Stickbewegung für die Richtung. Allerdings kann der Verteidiger jetzt die Mauer hochspringen oder einen Spieler Richtung Schütze rasen lassen.

Wer hier verzweifelt Erfolge sucht, sollte in den vorbildlichen Trainingsmodus wechseln und üben. Man kann sich im interaktiven Tutorial alle Feinheiten vorführen lassen, stundenlang frei spielen, Standards einstudieren oder sich an Herausforderungen mit Rangliste wagen.

__NEWCOL__Fußballrollenspiel gefällig?

PES 3 ist ein Statistikmonster, das mit seinen Dutzenden Werten wie Geschwindigkeit, Dribblings, Schusskraft, Flanken, Verletzungsgefahr, Müdigkeit so manches Rollenspiel übertrumpft. Und wenn es zum satten Volley aus 18 Metern kommt, hängt an dieser kleinen Zahl und Eurem Timing der Unterschied zwischen Wolkenkuss und Winkeltreffer.

Spieler mit Top-Werten jenseits der 90 Prozent wie Henry, Zidane oder Del Piero sind ballsicherer, wendiger und gefährlicher als ihre Kollegen. Ganz deutlich wird dies auch bei Flanken: Einen Ball aus vollem Lauf scharf in den Rücken der Abwehr zu ziehen ist selbst für Koller, Maldini oder Jancker ein ernsthaftes Problem.

Nach dem Abpfiff kann man so detailliert wie nie in die Statistiken der Mannschaft und jedes (!) Spielers abtauchen: Wie viele Pässe kamen an? Wie viele Schüsse gingen aufs Tor? Wie viele Zweikämpfe wurden gewonnen? Wie sahen die Laufwege aus? Es gibt Zahlen, Prozentwerte und Grafiken. Es ist wirklich faszinierend, wie viele Informationen sich hinter den gut strukturierten Menüs verbergen, die jetzt viel aussagekräftiger sind. Kein Wunder, dass es in Japan bereits einen reinen Manager auf Basis von gibt.

Ein kleiner, aber feiner Zusatz ist die neue Vorteilsregel. Wenn Ihr in der Offensive gefoult werdet und der Ball zum nächsten Stürmerpartner kullert, erscheint ein kleines gelbes Symbol, das den Vorteil anzeigt und das Spiel läuft weiter. Hier gewinnt PES3 an Dynamik und Authentizität – auch wenn die Regel manchmal falsch ausgelegt wird.

Trotzdem: Insgesamt hinterlässt die Schiedsrichter-KI, die jetzt auch Handspiel pfeift, einen besseren Eindruck als so manches Bundesligaschwarzhemd. Im Zweifelsfall könnt Ihr im Menü unter verschiedenen fiktiven Schiris wählen; Coverschreck Colina ist jedoch nicht dabei.

Leider können die Torhüter da nicht mithalten und zeigen sich seltsam unsicher, wenn lange Bälle Richtung Strafraum jagen. Denn obwohl genug Zeit für eine sichere Annahme besteht, rennen sie oft unnötig heraus und schießen – selbst, wenn weit und breit kein Stürmer in Sicht ist.