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Prey (Shooter) – Moral ex Machina

Im Jahr 2032 hat die Menschheit zwar noch nicht den Mars besiedelt, aber
wohnt zumindest in der Nähe des Mondes. Dort schwebt die Raumstation
Talos 1, die einem Privatkonzern namens TranStar gehört. Was wird da
oben gemacht? Geforscht! Und zwar an nichts weniger als dem perfekt
modifizierten Übermenschen. Dass derartige Visionen auch in Wahnsinn
übergehen und noch Schlimmeres anlocken können als humane Hybris, demonstriert das
Science-Fiction-Abenteuer Prey.

© Arkane Studios / Bethesda Softworks

Fähigkeitenbaum mit Geheimnissen

Das Schöne an der Entwicklung der Fähigkeiten ist: Man wird endlich mal wieder überrascht und bekommt nicht alles auf dem Silbertablett serviert. Denn man durchschaut nicht auf den ersten Blick, was Morgan alles mit seinen Neuromods verbessern könnte. Über sechs Stunden schaltet man nur in den drei Pfaden Wissenschaflter, Techniker und Sicherheit eher konventionelle Fähigkeiten wie verbesserter Schaden,  Heilung oder Reparatur von Maschinen, das Schleichen und Hacken frei. Immerhin kann man hier schon gewichten, ob man eher brachial oder subtil vorwärts kommen will, denn selbst wenn Prey keine klassische Stealth-Action inszeniert, sind auch hinterhältige Attacken im Nahkampf möglich.

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Das Inventar ist schnell voll, kann aber ausgeweitet werden. © 4P/Screenshot

Aber plötzlich kommen mit Psi ein weiterer Energiebalken und drei weitere Fähigkeitenbäume mit Energie, Verwandeln und Telepathie hinzu, die sich genauso cool spielen wie sie klingen – da kann man sich wie erwähnt verwandeln, aber auch Doppelgänger erschaffen, aus der Ferne Maschinen manipulieren oder aus Toten sogar Zombies machen, die für einen kämpfen. Man kann kinetische als auch psychische Attacken mit Bereichsschaden auslösen und fühlt sich wie ein Zauberer, während man bereits ahnt, dass all das seinen Preis haben könnte. Was passiert mit der Menschheit, wenn sie sich so viele Alienmächte einimpft?

Nicht nur die Fülle, sondern auch die Art der Freischaltung sorgt für Neugier: Hier wird nämlich nicht alles an Fähigkeiten umgehend verraten, indem es sofort Erklärungen gibt, sondern hier erfährt man nur etwas über psionische Kräfte, wenn man lebende Aliens auch in mehreren Phasen scannt – und ich muss das richtige Alien finden, denn nicht alle schalten dasselbe frei. Dieser Kontakt erhöht auch nochmal die Spannung, denn wenn sich ein mehere Meter großer Alptraum vor einem aufbäumt, muss man erstmal den Mut zum Scan aufbringen.

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Wie besiegt man ein Phantom am besten? Erst Gloo, dann kinetische Explosion! © 4P/Screenshot

Zumal man das mehrmals machen muss, um alles über die Stärken und Schwächen der Kreatur zu erfahren – erst im finalen Scanstadium bekommt man dann sogar kleine taktische Hinweise. So erfährt man, dass man Phantome am besten erst mit Gloo vollpumpt, weil man sie dann mit einer kinetischen Attacke sofort zerstören kann. Hinzu kommen viele weitere Kampfkombos, die einem das Leben sehr erleichtern. Aber auch dieser Weg zur Macht über außerirdische Fähigkeiten hat Konsequenzen: Eine der kleineren ist die, dass man von den Geschützen auf der Talos 1 irgendwann als „Feind“ gescannt und beschossen wird, weil man einem Alien zu stark ähnelt.

Simples Hacken, gehobene Rätselkultur

Zwar sammelt man in der Masse viele Codes über Notizen, Mails und Audiologs, die dann automatisch registriert werden und die man lediglich z.B. vor einer Tür oder einem Safe eingeben muss. Aber so einfach ist es nicht immer. Es gibt einige stimmungsvolle Rätsel, die das Erkunden und ruhige Zusehen belohnen: Den ausgewischten Zahlencode auf einer Tafel wird man nur entziffern, wenn man ein Video aus der Vergangenheit findet, das die Szene zeigt. An anderer Stelle muss man eine Aufzeichnung genau ansehen, um herauszufinden, dass man erst ein Objekt auf eine Waage stellen muss, damit sich ein Geheimfach hinter dem Schreibtisch öffnet.

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Auch in Mails können sich Hinweise und Codes verbergen. © 4P/Screenshot

Hinzu kommen auch mal Hinweise über Zeichnungen, was Zugänge oder verborgene Areale betrifft, so dass man sich räumlich orientieren oder mehrere Teile für eine Schatzjagd finden muss. Auch das Suchen von Personen erfordert zumindest etwas Recherche an den Sicherheitsterminals, indem man die korrekte Abteilung anwählen und den Namen aus einer Liste anklicken muss, die man vielleicht erst scrollen muss. All das ist keine Raketenwissenschaft, aber es gibt weit mehr als simple Klickmechanismen und man fühlt sich auf charmante Art in die Zeit der 90er zurückversetzt.

Falls man keinen Code hat, kann man in einem Arcade-Minispiel auch Computer und Zugänge hacken, indem man einen Punkt gegen die Zeit durch ein Labyrinth voller Hindernisse manövriert. Ist auf den höheren Stufen  knifflig, aber nicht so clever designt wie das Hacken im letzten DeusEx und auf Dauer etwas eintönig.